Promotion mit Glitzer und Glamour

Von Norbert Heimbeck

„Diamonds are a girl’s best friends“ sang Marilyn Monroe einst. Tanja Trosch würde den Satz fortsetzen mit: „Aber Platin macht den Stein erst richtig toll.“ Im Rahmen ihrer Promotion an der Universität Bayreuth hat die Regensburgerin eine neue Platinlegierung entwickelt, die schöner glänzt als das bisher verwendete Metall und gleichzeitig sehr robust ist.

 
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Prof. Uwe Glatzel, Tanja Trosch und Petra Pfizenmaier (von links) vor der Feingießanlage für Schmuckstücke. Foto Universität Bayreuth Foto: red

Professor Uwe Glatzel ist sichtlich begeistert: Seine Mitarbeiterinnen am Lehrstuhl für Metallische Werkstoffe haben großartige Arbeit geleistet. Tanja Trosch (30) entwickelte die neue Platinlegierung und Petra Pfizenmaier (28) hat eine Methode entwickelt, mit der die Gießbarkeit des Metalls gemessen werden kann. Die Arbeit erfolgte im Auftrag des Schweizer Unternehmens Varinor SA, einem Hersteller von sogenannten Edelmetall-Halbzeugen (Blech, Pellets, Barren, Uhrgehäusen und ausgefallenen Ringen). Uwe Glatzel sagt: „Die Anforderungen an Optik und Qualität in der Schmuckindustrie wachsen stetig.“ Platin ist ein teurer Rohstoff, in der Regel deutlich teurer als das in der Schmuckbranche am meisten eingesetzte Weißgold. Glatzel: „Ein Gramm Platin kostet etwa 30 bis 40 Euro. Für ein Uhrgehäuse benötigt man etwa 100 Gramm.“ Weil sich die Hersteller das Material teuer bezahlen lassen, wollte der Auftraggeber eine eigene Legierung, um hohe Lizenzgebühren zu umgehen. Damit gewinnt der Begriff Luxusuhr noch mal eine eigene Bedeutung.

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Schön und gesund

Die neue Legierung ist in drei Jahren Arbeit entstanden und wurde kürzlich zum Patent angemeldet. Tanja Trosch: „Sie besteht aus 95 Prozent Platin und fünf Prozent anderen Metallen.“ Das Material sollte nicht nur gut aussehen und einfach zu verarbeiten sein. Trosch: „Wir sollten auch darauf achten, dass man den Schmuck lange tragen kann, ohne dass es zu allergischen Reaktionen kommt.“ Glatzel: „Wir haben uns das Periodensystem vorgenommen und zum Beispiel alle toxischen Elemente ausgeschlossen. Am Ende blieben 20 übrig, mit denen wir gearbeitet haben.“

Drei Jahre Arbeit

Tanja Trosch: „Wir mussten etwas entwickeln, das es nicht schon gab. Es sollte ja patentierbar sein.“ Man darf sich das aber nicht so vorstellen, dass die Wissenschaftlerinnen einfach ein paar der ausgewählten Substanzen zusammenmischten und probierten, ob die gewünschten Effekte erzielt würden. „Ich habe viel Literaturrecherche betrieben“, sagt die 30-Jährige. Normalerweise dauere es etwa zehn Jahre, ehe eine neue Legierung zur Verfügung stehe. Trosch hat es in drei Jahren geschafft. „Wir haben vorher schon mit Platin gearbeitet“, sagt Glatzel. Außerdem habe der Lehrstuhl eine nachgewiesene Kompetenz im Bereich des Metallgießens.

Gute Gießbarkeit

In diesen Tagen hält sich das Forscherteam in der Schweiz auf, um die Abschlussbesprechungen mit dem Auftraggeber zu führen. Dort ist die Freude über den neuen Werkstoff groß. Tanja Trosch ist es gelungen, eine Platinlegierung zu entwerfen, die sehr robust ist und zugleich gut gegossen werden kann: „Das ist nötig, um die immer ausgefalleneren Designs bei Schmuck und Uhren zu ermöglichen.“ Sie habe Wert darauf gelegt, dass das neue Metall einen brillanten Glanz und eine auffallende Helligkeit besitze. Beides sei beim Verkauf von Schmuckstücken ein wichtiges Kriterium. Ob sie sich irgendwann mal eine Uhr aus ihrer eigenen Legierung gönnen wird? Tanja Trosch lacht: „Das werde ich mir wohl nicht leisten können.“

Frauen in technische Berufe

Immerhin kann sie den erfolgreichen Abschluss ihrer Promotion in ihrer Bewerbung verwenden. Ebenso wie ihre Kollegen Petra Pfizenmaier hat Tanja Trosch Maschinenbau studiert, ehe sie sich auf den Bereich Materialwissenschaften spezialisierte. Neben der wissenschaftlichen Arbeit hat Trosch an der Uni Bayreuth beim Girl’s Day und in der Förderung der MINT-Fächer mitgearbeitet: „Wir wollen jungen Frauen zeigen, dass der Ingenieurberuf total spannend ist.“ Sie selbst musste ihren Studienwunsch erst in der Familie durchsetzen: „Ursprünglich sollte ich einen Beruf im sozialen Bereich lernen.“ Zum Glück für Schmuck- und Uhrenliebhaber hat sich Tanja Trosch für die Wissenschaft entschieden.