Professor Walter Wagner wird 70 Ein guter Freund und Helfer in der Not

Richard Reinl
Aus der ärztlichen Betreuung des früheren Box-Weltmeisters ist eine enge Freundschaft zwischen Henry Maske und dem Ringarzt Dr. Walter Wagner entstanden. Foto:  

Der Pegnitzer Sportmediziner Walter Wagner feiert Geburtstag und hat eine beachtliche Karriere als Ringarzt hinter sich

 
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Pegnitz/Bayreuth - Vor fünf Jahren gaben ihm Sport-Idole wie der frühere Box-Weltmeister Henry Maske oder die Eishockeylegende Alois Schloder die Ehre, dazu hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kirche. Heuer können Coronabedingt lediglich seine Kinder und Enkel persönlich gratulieren. Der gebürtige Pegnitzer Mediziner Professor Dr. Walter Wagner, der heute in Bayreuth seinen 70. Geburtstag feiert, freut sich darüber mindestens genauso.

Das Bayreuther Rathaus nennt den CSU-Stadtrat in einer knappen Verlautbarung einen „Facharzt i. R. für Chirurgie und spezielle Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie, physikalische Therapie, Notfallmedizin und Sportmedizin“. Doch von Ruhestand kann beim jahrelangen Chefarzt am Klinikum Bayreuth keine Rede sein. Schon einen Tag, nachdem er am Roten Hügel altersbedingt ausgeschieden ist, sicherte sich das MedCenter seine Dienste. Heute ist er so an den Standorten Bayreuth, Hof und Kemnath aktiv und nicht nur zur Freude seiner zahlreichen Bekannten regelmäßig auch in Pegnitz.

Das Pikante an der Geschichte: Das MedCenter war einst eine gemeinsame Idee von Wolfgang Gruber und Walter Wagner, die ein solches Medizinisches Versorgungszentrum unter dem Dach des Klinikums etablieren wollten. Auf ungeklärte Art und Weise ist der Plan jedoch in letzter Minute wieder von der Tagesordnung der Zweckverbandssitzung genommen worden. Das Ende vom Lied: Wagners Oberarzt Dr. Gruber setzte die Idee auf eigene Faust um und wurde so zum äußerst erfolgreichen Konkurrenten seines früheren Chefs. Der Jubilar heute: „Trotzdem hat nie auch nur ein Blatt Papier zwischen unsere freundschaftliche und fachliche Beziehung gepasst.“

So profitieren Tausende Patienten aus der Region weiterhin von der Fachkompetenz eines Mediziners, der sich nie als „Halbgott in Weiß“, sondern immer wieder als „Helfer in der Not“ präsentiert. So hat er Schwerverletzte in Notsituationen aus fernen Landen einfliegen lassen und nicht wenigen durch schwierige Operationen viele Jahre Lebenszeit geschenkt; er hat den einstigen Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher überredet, eine halbe Million Mark für ein gemeinsames Hilfsprojekt zugunsten von 100 kriegsbedingt amputierten Kindern in Sarajewo zu spenden und er hat es mit seinen Aktionen sogar ins Fernsehen geschafft.

Nachdem Wagner mit einem Ärzteteam in Erlangen dem später erfolgreichsten Paralympics-Wintersportler aller Zeiten, Gerd Schönfelder aus Kulmain, der im Bahnhof Hersbruck unter einen Zug geraten war, eine Zehe als Daumenersatz an die zerfetzte Hand operiert hatte, erfüllte er ihm auch noch dessen größten Wunsch. Schönfelder: „Er hat mir zwei Bier auf Rezept verschrieben. Ich weiß noch heute, wie das geschmeckt hat. Diese kleine Aktion hat mir aber Mut gemacht, dass es weitergeht.“ Die BR-Moderatorin Marianne Kreutzer staunte: „Das muss ja ein toller Arzt sein.“

Unzählige Fernsehauftritte hatte Wagner zudem als oberster Ringarzt der deutschen Berufsboxer. Vielen hat er mit seiner exzellenten Kenntnis des Regelwerks Titel gerettet, bis heute sind viele davon mit dem Sohn des früheren Betzensteiner Bürgermeisters eng befreundet. Nicht alle: Einer drohte, ihm mit einem Baseballschläger den Kopf einzuschlagen, wenn er vor Gericht nicht zu seinen Gunsten aussagt. Der Pegnitzer blieb unerschrocken bei der Wahrheit. Gerne hilft er Star-Trainer Uli Wegner, der nach einem komplizierten Beinbruch regelmäßig um Rat fragt. Der frühere Club-Spieler Rainer Wirsching hat seine Doktorarbeit bei Wagner gemacht, ebenso wie jetzt dessen beide Kinder.

Eine Selbstverständlichkeit war es für Wagner, den nach schwerer Krankheit unlängst verstorbenen Günther Maier auf seinem letzten Weg zu begleiten. Der Nürnberger, zu seiner Zeit einer der erfolgreichsten deutschen Boxer, hatte den Mediziner einst in einer Notsituation von der Erlanger Bergkirchweih als Ringarzt verpflichtet und so den Grundstein gelegt für dessen zweite Karriere. Für ein anderes Box-Idol früherer Zeiten, Graciano Rocchigiani, hat der Pegnitzer den Geldbeutel ganz weit geöffnet, um ihm ein ehrenvolles Begräbnis zu ermöglichen. „Ich habe ihn kurz vor seinem Tod noch in seiner mit ein paar Obstkisten eingerichteten Wohnung in Berlin besucht.“

Das ist heute alles Geschichte. So sehr Wagner den Niedergang der deutschen Boxszene bedauert, so sehr freut er sich doch über die unzähligen Freundschaften, die daraus entstanden sind. Nicht zuletzt deshalb denkt er noch lange nicht ans Aufhören: „Wo ich als Arzt helfen kann, werde ich das auch weiter gerne tun.“

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