50 Versorger erhöhen Preise
50 Gasgrundversorger haben laut Check24 bereits ihre Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher erhöht oder Preiserhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen demnach 11,5 Prozent und betreffen gut 310.000 Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeute dies zusätzliche Kosten von durchschnittlich 172 Euro pro Jahr.
Verivox zufolge haben 38 Gasanbieter für September, Oktober und November Preiserhöhungen von durchschnittlich 13 Prozent angekündigt. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden entspreche das Mehrkosten von rund 191 Euro pro Jahr. Und: „Kein regionaler Versorger plant, die Gaspreise in den kommenden Monaten zu senken“, erklärte Verivox.
Der Gaspreis für Verbraucher sei „nicht zuletzt“ wegen der Anfang dieses Jahres eingeführten CO2-Abgabe geklettert, erklärten Check24 und Verivox. Sie steigt von derzeit 25 Euro pro Tonne CO2 auf 30 Euro im nächsten Jahr und bis 2025 auf 55 Euro pro Tonne.
CO2-Preis verdoppelt sich
Verivox-Energieexperte Thorsten Storck warnte: „Auch langfristig müssen sich Verbraucher darauf einstellen, dass das Heizen mit Öl und Gas in Deutschland teurer werden wird, denn der nationale CO2-Preis auf fossile Brennstoffe wird sich in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln. Diese Kosten geben Gasversorger an ihre Kunden weiter.“
Der Grünen-Politiker Oliver Krischer erklärte die hohen Gaspreise auch mit der russischen Politik. Russland exportiere in diesem Jahr 20 Prozent weniger Gas als 2019 nach Deutschland, erklärte er. Es habe den Anschein, dass das eine „künstliche Knappheit“ sei - denn den geringen Exporten nach Deutschland stünden Rekordlieferungen in die Türkei und nach China gegenüber. Hinzu komme die hohe Nachfrage aus Deutschland vor allem seitens der Industrie und der Gaskraftwerke.
„Mindestens die Hälfte des gestiegenen Gaspreises geht auf das Konto von Gazprom und Wladimir Putin. Das ist auch das taktische Begleitspiel, um die Genehmigung der Nord Stream 2 Pipeline durchzudrücken“, erklärte Krischer.
Streit um Nord Stream 2
Deutschland rutsche bei den ausstehenden Genehmigungen für die Pipeline in eine Situation mit Erpressungspotenzial. Normalerweise sei die Versorgungssicherheit im Winter mit den bestehenden Pipelines gewährleistet, wenn auch die Gasspeicher voll sind. Dieses Jahr seien die Speicher aber nicht voll.
Insbesondere die von Gazprom kontrollierten Speicher, die 25 Prozent der Kapazitäten ausmachen, seien so gut wie leer - „und es gibt keine Anzeichen, dass das in den nächsten Monaten anders wird“, erklärte Krischer weiter. „Wenn es richtig kalt wird im Februar, wichtige Speicher leer sind und die Nord Stream 2 nicht in Betrieb genommen wurde, können regional Engpässe auftreten. Dann bleiben Wohnungen kalt und Gaskraftwerke müssen abgeschaltet werden“, warnte er.
Der Linken-Abgeordnete Lorenz Gösta Beutin forderte die soziale Abfederung steigender Energiepreise. Er nannte die Wiedereinführung einer staatlichen Energiepreis-Aufsicht, die Anpassung von Sozialleistungen wie Wohngeld an die Energiepreisentwicklung sowie ein gesetzliches Verbot von Strom- und Gassperren für Haushalte, die ihre Rechnung nicht bezahlen. Den CO2-Preis nannte Beutin „die unsolidarische Privatisierung von Klimapolitik“. Darum lehne die Linke diesen weiter ab.