Praktikanten, die verschwinden, Collien Fernandez zum Anfassen, eine Topftanne, die Fanpost kriegt, Schuluniformen für alle 14 Jahre x-bay, 14 Momente

Von Amelie Wollny

14 Jahre lang berichtete x-bay über alles, was Jugendliche interessiert: Lehrer, Liebe, Politik, Partys, Freundschaft, Stars und noch vieles, vieles mehr. x-bay war die Stimme der Jugend. Die 14 schönsten, schrägsten, traurigsten Momente, Erlebnisse und Besonderheiten lassen wir für euch wieder auferstehen.

 
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1. TORBEN DIE TOPFTANNE

Als Florian Zinnecker mit 19 Jahren x-bay übernahm, war seine allergrößte Sorge, dass die Seite weiß bleibt, weil ihm nichts mehr einfällt. Aus Angst vor fehlenden Ideen legte er sich einen Praktikanten zu. Besser gesagt: Er erfand einen. Torben die Topfpflanze. Das war ein Christbaum in Ausbildung, frisch von der Baumschule. Neben seinem x-bay-Praktikum hat Torben für die Lichterketten-Lizenz und das Kugeldiplom gepaukt. Sein großes Ziel war es nämlich, später einmal Christbaum zu werden. Torben bekam sogar Fan-Post, und gerade in der Vorweihnachtszeit half er Florian eifrig dabei, die Seiten zu füllen. Torben gibt es übrigens immer noch: Die Topftanne lebt im Garten von Florians Eltern. Ein richtiger Christbaum ist Torben noch nicht, aber er darf schon Lichterketten tragen.

2. HOSPIZ

Dass x-bay nicht nur laut und knallig ist, sondern auch leise Töne anschlagen kann, bewies x-bay-Macherin Katja Paczynski mit „Alles, was bleibt". Einen ganzen Tag, vom Frühstück bis zum Abendessen, begleitete sie Felix Sprödhuber, einen 18-Jährigen, der seinen Bundesfreiwilligendienst im Albert-Schweitzer-Hospiz ableistete. Dabei lernte Katja, dass die Bewohner des Hospiz von den Angestellten „Gäste" genannt werden. „Ich durfte auch einige Bewohner kennen lernen, habe ihre Geschichte erfahren und musste mich zum ersten Mal in meinem Leben direkt mit dem Sterben und dem Tod auseinander setzen. Das war prägend und hat mich bis heute sehr beeindruckt." Vor allem hat Katja seitdem einen Riesenrespekt vor den Menschen, die in diesem Bereich arbeiten. „Was sie leisten, aber auch die Stärke und Lebensfreude Sterbender, die ihre letzten Tage doch noch lachen konnten, das war für mich eigentlich am beeindruckendsten und emotionalsten."

3. PRAKTIKANT

Neben dem Jahrespraktikant halfen auch immer wieder andere Praktikanten in der x-bay-Redaktion aus. Eine kuriose Geschichte erlebte x-bay-Macherin Andrea Franz: „Man merkt bei Praktikanten immer sehr schnell, ob es Ihnen Spaß macht oder ob sie im Journalismus völlig falsch aufgehoben sind. Besagter Praktikant hatte eher keinen Spaß bei uns. Er sagte kaum ein Wort, interessierte sich für nichts. Und als ich ihn zur Umfrage schickte, kam er einfach nie mehr wieder."

4. WERBE-SPOT

Er war legendär: Der erste (und einzige) x-bay-Werbesport flimmerte jahrelang im Bayreuther Kino über die Leinwand. Der Spot entstand im ersten x-bay-Jahr unter Steffi George und Steffen Gross, die Rentnerin Ilse Schörner war als coole Skateboard-fahrende Oma zu sehen. Florian Zinnecker wollte in seiner x-bay-Zeit einen neuen Werbespot drehen, was aber nicht geklappt hat. Die Skateboard-Fahrerin ist inzwischen verstorben.

5. SPONTANE SCHÜLERDEMO

Laut sein, für seine Interessen einstehen: x-bay-Macher Jakob Struller ist besonders eine Reportage über eine spontane Schülerdemonstration des WWG in Erinnerung geblieben. 1000 Schüler protestierten gegen den zuerst geplanten und dann vom Stadtrat doch wieder gekippten Umbau ihrer Schule. „Ich war beeindruckt, fühlte mich wie ein echter Reporter, rannte von Schüler zu Schüler, ins Rathaus, zum Oberbürgermeister." Später schrieb er sogar einen Kommentar für den großen Kurier.

6. X-BAY-EIS

Es bestand aus Pfirsich und Maracuja und einer blauen Soße: Das x-bay-Eis. Der Eisdielen-Wirt der Sugaria am Luitpoldplatz kreierte dann das x-bay-Eis, das auch riesengroß bei einer Veranstaltung vorgestellt wurde (es regnete den ganzen Tag, ein paar Leute kamen aber trotzdem). Der Eisdiele schaltete dann übrigens die erste Anzeige, die je auf einer x-bay-Seite stand.

7. APRILSCHERZE

Den allererste x-bay-April-Scherz, der wirklich die ganze Stadt auf den Plan gerufen hat, heckten Steffen Gross und Steffi George im x-bay-Geburtsjahr 2000 aus. „Wir hatten geschrieben, dass alle Bayreuther Schüler ab sofort Schuluniformen tragen müssen", sagt Steffi, weil Bayreuth Teil eines bayernweiten Pilotprojekts sei. Die schrecklich spießigen Uniformen für Mädchen und Jungs wurden an dem Tag im Schaufenster von Karstadt in der Maxstraße gezeigt, in direkter Nähe zum damaligen Busbahnhof. Die Nachricht war ein Schock für die Schüler, die Wut war groß und es hagelte Beschwerden. „Ein Volltreffer also!", sagt Steffen.

Ein paar Jahre später legte Renate Allwicher die Leser rein: Knutschen in der Öffentlichkeit sei ab sofort verboten, behauptete x-bay. Das dazugehörige Foto zeigte ein küssendes Pärchen, im Hintergrund stand ein grimmiger Polizist. Das Mädchen auf diesem Foto war übrigens Marielies Stegbauer, Jahre später ebenfalls x-bay-Macherin. Und den Freund, den sie damals knutschte, gibt es immer noch.

8. PARTYS

Gefeiert hat x-bay ziemlich oft, viel und ausdauernd: den eigenen Geburtstag zum Beispiel, oder auf dem Bürgerfest, im Komm, in der Rosenau. Marielies Stegbauer und Susanne Lindner feierten mit der Jugendseite den achten Geburtstag, im Kommunalen Jugendzentrum mit Graffiti-Contest, DJ- und Breakdance-Workshops und anschließendem Konzert. Gemeinsam stellten sie auch noch eine große x-bay-Party im Rahmen der 40-Jahrfeier des Kuriers auf die Beine, erinnert sich Susanne. Und im Ehrenhof feierte x-bay jahrelang auf dem Bürgerfest. Manche der engagierten Bands waren zwar richtig schlecht, aber spätestens wenn ein DJ aufgelegt hat, war die Tanzfläche „hacke voll", wie Florian Zinnecker sagt.

9. ECHTE STARS

Für Fee Wilke wurde mit dem Telefoninterview mit Backstreet-Boy AJ ein Mädchentraum war, Florian Zinnecker traf Moderatorin und Schönheit Collien Fernandez, für Peter Bayerl war das Telefon-Interview mit DSDS-Kandidaten Joey Heindle der Brüller. „Der hat ständig Sachen rausgeplappert, die eigentlich noch geheim waren. Sein Manager hat sich im Hintergrund lauthals aufgeregt". x-bay ermöglichte seinen Machern und Lesern, den großen und kleinen Stars ganz nahe zu kommen.

10. X-BAY FLUCH

Bei all dem Spaß: Ein Fluch lastete (vermutlich) auf den x-bay-Redakteuren. Fee hatte in der Rosenau einen schlimmen Unfall und fiel in Glasscherben. Mehrere Wochen musste sie in die Reha. Andrea hatte eine schlimme Hirnhautentzündung und lag zwei Wochen im Krankenhaus. Katja war wegen einer Erkrankung auch längere Zeit am Stück daheim. Und Peters Meniskus bereitete ihm solche Probleme, dass er auch längere Zeit nicht arbeiten konnte.

11. AB INS KALTE WASSER

Auf x-bay konnten die Macher mal was ausprobieren, was wagen. Manchmal ging das ganz schön in die Hose. Xenia Pusch druckte einmal ein Erich Kästner Gedicht ab und bekam Ärger mit dessen Nachlassverwalter, „der war wenig amused..." Eine Leserin (keine Jugendliche) bezeichnete Fee Wilke am Telefon wüst als „freches Flittchen". „Nur weil ich angeblich was Gemeines über den DSDS-Kandidaten Menowin Fröhlich geschrieben hatte." Im Nachhinein fand Fee das aber nur noch lustig. Florian Zinnecker schrieb über den demografischen Wandel. Das sei ein richtig schwieriges Thema, sein junges Ich habe das auch noch schlecht recherchiert – „es gab viel Ärger mit den Lesern, weil sie die Seite respektlos fanden", sagt Florian heute.

12. WERBE-FOTOSHOOTING

Schräg fand Steffi George die Termine, bei denen Fotos für die x-bay-T-Shirts und -kappen gemacht wurden. „Die waren jedes Mal sehr feucht (die Shootings)". Einmal standen sie bis zu den Knien im Rathausbrunnen, umgeben von Passanten. Beim zweiten Mal schwammen sie im alten Stadtbad bis zum Boden, damit sie der Fotograf durch das Aquarium fotografieren konnte. Zeitgleich wurde ein Video gedreht. „Erst danach haben wir beim Anschauen gesehen, dass ganze Horden von Schülern unsere Tauchversuche kreischend verfolgt und kommentiert haben", sagt sie.

13. IHR, DIE JUGENDLICHEN

Das sagt jeder Macher: Dass er bei x-bay ganz viele spannende, interessante junge Leute kennengelernt hat. Als besonders schön empfand Renate Allwicher einen Nachmittag, an dem sie sechs Jugendliche von der Straße in die Redaktion geholt hat, um den Wahl-o-Mat auszuprobieren. „Wir hatten eine Stunde lang so viel Spaß, dass die Fotoredakteure nebenan auch gleich ganz fröhlich wurden." Xenia Pusch und Tanja Gräßel zogen zur Fußball-WM 2002 los, um Jugendlichen Deutschlandflaggen ins Gesicht zu malen, das fand Xenia extrem lustig.

14. MOMENT MAL

Dank des „Moment Mal" hat Jakob Struller gelernt: „Irgendwas geht immer. Der Cursor blinkte oft am Anfang eines leeren orangenen Kastens, obwohl die Seite bald abgegeben werden musste. Und weder die Bravo, noch die Agentur noch das Internet noch sonst jemand hatte etwas zu bieten, worüber sich ein paar halbwegs witzige Zeilen hätten schreiben lassen. In solchen Momenten entstanden Moment Mals, die von meinem Schreibtisch-Chaos erzählten, von vollgekrümelten Tastaturen, von meinem Unfall mit dem Schreibtischstuhl, von dem Problem, dass mir nichts fürs Moment Mal einfällt. Wenn heute auf dem Bildschirm der Cursor blinkt, in einem leeren Kasten, der schnell mit Text gefüllt werden will, habe ich keine Angst. Irgendwas werde ich da schon hinschreiben. Zur Not, dass ich vom Bürostuhl gefallen bin." x-bay-sei-Dank.