Polizei und Fritz-Center-Managerin sehen aber keinen Anlass – „Keine Verbrechensbrennpunkte“ Kulmbacher wollen mehr Videoüberwachung

Von Sonny Adam

In Kulmbach gibt es derzeit keine echten Verbrechensbrennpunkte, sagt der Leiter der Polizeiinspektion Kulmbach Gerhard Renk klipp und klar. Trotzdem fühlen sich viele Kulmbacher nicht mehr sicher, würden sich lückenlose Videoüberwachung beim Zentralen Omnibusbahnhof, vor dem Bahnhof oder andernorts wünschen.

 
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Die Terrorfahrt auf dem Berliner Weihnachtsmarkt und der Angriff auf einen Obdachlosen in Berlin haben die Diskussion über eine Ausweitung der Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen angeheizt. Denn letztlich haben die Videoaufnahmen der Polizei bei der Ergreifung der Täter geholfen. Inzwischen diskutiert die Politik offen über eine Ausweitung der Überwachungsbrennpunkte. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes prangert an, dass der strenge Datenschutz in Deutschland vieles, was möglich wäre, verhindert und tritt für eine Verlängerung der Löschfristen ein. Bislang müssen Videoaufnahmen nach 24 Stunden gelöscht werden. „Wir haben in Kulmbach keine Verbrechensbrennpunkte, die eine Videoüberwachung nötig machen würden“, ruft indes Gerhard Renk zur Besonnenheit auf. „Wir hatten vor einiger Zeit einmal ein Problem am Zentralen Omnibusbahnhof, doch durch starke Polizeipräsenz, durch konsequentes Einschreiten und auch durch regelmäßige Kontrollen der Sicherheitswacht haben wir die Situation im Griff. In Kulmbach gebe es derzeit keine Orte, auch nicht in der Grünzone oder im Stadtpark, die eine lückenlose Videoüberwachung erforderten. „Die jetzige Diskussion ist eine politische. Dazu kann ich nichts sagen“, betont Renk. Jedenfalls stehe die Polizei stets in Kontakt mit der Stadt, betont der Leiter der Polizeiinspektion. „Wenn was passiert, kann man uns jederzeit anrufen. Dann kommen wir“, sagt Renk.

Viele Kulmbacher indes sind einer Rund-um-die-Uhr-Videoüberwachung nicht abgeneigt. Bei einer Befragung in der Innenstadt hatte kein Befragter Bedenken wegen des Datenschutzes. „Ich denke, das wäre gar nicht dumm. Man kann natürlich auch nicht sagen, ob so eine Überwachung immer was bringt. Aber in Zügen fühle ich mich nicht mehr sicher. Und abends gehe ich auch nicht mehr raus“, sagt die siebzigjährige Rosemarie Koslowski. „Der ZOB ist schon lange nicht mehr sicher. Was da abgeht, kann sich keiner vorstellen. Als älterer Mensch wird man von Jugendlichen angepöbelt – und die Polizei und die Sicherheitswacht machen nichts. Ich wäre für eine Überwachung“, schimpft ein anderer Kulmbacher, der häufig im fritz unterwegs ist, aber nicht namentlich genannt werden möchte. Er fühlt sich auch unsicher, weil viele Flüchtlinge und Jugendliche im fritz-Einkaufszentrum das kostenfreie WLAN nutzen und stundenlang die Sitzbänke blockierten. Er empfindet es als unhöflich, dass sich ältere Menschen nicht mehr setzen könnten. „Aber auch vor und hinter der Stadthalle in der Grünzone wäre so eine Überwachung gut“, sagt der Rentner.

„Ich wäre auch für mehr Überwachung“, sagt der 64-jährige Gerhard Pensel. Auch er findet, dass es am ZOB immer noch Probleme gibt, auch wenn es sich möglicherweise „offiziell“ nicht um einen echten Brennpunkt handle. „Eine Überwachung wäre gut. Was in Berlin passiert ist, ist schrecklich. So etwas darf nicht wieder passieren. Es wäre besser, wenn viele Plätze überwacht werden würden, so dass man die Täter leichter erwischen kann“, sagt Irena Pomerenke. Sie kommt ursprünglich aus Polen und arbeitet in Kulmbach als Pflegerin. Da sie häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist, würde sie sich in der Innenstadt mit Videoüberwachung sicherer fühlen. „Mittlerweile ist die Situation auch in Kulmbach nicht mehr harmlos. Alles konzentriert sich auf den ZOB, den Bahnhof, das Fritz und den Platz davor. Ich finde es um das Gebäude herum unsicher, man hat ein ungutes Gefühl“, sagt ein Mann, der im Sicherheitsbereich tätig ist (Name der Redaktion bekannt). „Wenn es dann einen Vorfall gibt, könnten Videoaufnahmen wenigstens dabei helfen, die Täter zu überführen“, sagt der Security-Mann.

Fritz-Center-Managerin Anja Curioso-Naiaretti kann all dies nicht bestätigen. „Wir haben Videoüberwachung“, sagt sie. Es gebe Wachpersonal im Außenbereich, aber keine Kameras. „Das fritz ist ein Marktplatz. Man sitzt hier trocken und wir haben kostenfreies WLAN. Natürlich wird das von vielen Jugendlichen genutzt. Aber wir haben mit Asylbewerbern keinen Ärger, es gibt nicht mehr Diebstähle und auch keinen Vandalismus“, sagt Anja Curioso-Naiaretti.

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