Henrik Liers, Geschäftsführer der Verkehrsunfallforschung an der TU Dresden, sagte der "Leipziger Volkszeitung" (Samstag) mit Blick auf den A9-Unfall: "Solche tragischen Einzelfälle könnten helfen, für die bestehende Anschnallpflicht in Reisebussen und ihre Bedeutung im Notfall zu sensibilisieren." Beim Thema Gurtpflicht "herrscht sicher ein Mangel". Aus seiner Sicht vorstellbar wären vor allem bei längeren Fahrten Sicherheitshinweise wie in Flugzeugen und eine regelmäßige Kontrolle durch den zweiten Fahrer, der nicht am Steuer sitzt.
Auch der ADAC verwies auf die seit 1999 bestehende Gurtpflicht in Reisebussen. "Ob und wie die einzelnen Unternehmen kontrollieren, ob Insassen angeschnallt sind, ist nicht nachzuvollziehen", sagte der Sprecher. Grundsätzlich werde empfohlen, sich anzuschnallen. Zudem müssen Reisebusse laut ADAC seit 2022 mit einem sogenannten Spurhaltewarnsystem ausgestattet sein. Es warnt den Fahrer, verhindert das tatsächliche Abkommen von der Fahrbahn jedoch nicht, falls er nicht gegenlenkt. Ob der verunglückte Bus eines hatte, war zunächst nicht bekannt.
"Jeder Unfall, der sich ereignet hat, und jeder einzelne Verletzte ist einer zu viel", sagte Flix-Chef André Schwämmlein der "Bild" (online: Freitag). Trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen seien Unfälle leider nicht komplett zu verhindern. Man habe daher ein umfassendes Sicherheitskonzept für jeden Flixbus etabliert.
Nach dem Unfall bei Leipzig steht für die Ermittler jetzt die Ursachenforschung im Vordergrund. So sollen auch alle Verletzten, die in einem Krankenhaus behandelt werden, befragt werden, sofern es deren Gesundheitszustand zulässt. Zudem wird ein unfallanalytisches Gutachten in Auftrag gegeben. Mit ersten Ergebnissen ist Angaben nach wohl erst in einigen Wochen zu rechnen.
Der Reisebus war auf dem Weg von Berlin nach Zürich verunglückt, zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz - nach ersten Erkenntnissen ohne Beteiligung eines anderen Fahrzeugs. Der Fahrer soll nach Angaben des Busunternehmens alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. "An Bord waren zwei Fahrer, der Fahrer im Einsatz steuerte den Bus seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr."
Die Insassen stammten laut Polizei überwiegend nicht aus Deutschland. Von den 54 Passagieren haben 18 eine deutsche Staatsangehörigkeit. Die übrigen stammten aus über 20 Ländern, darunter Peru, Neuseeland, China, Kanada und den USA.
CDU-Verkehrspolitiker Christoph Ploß forderte in den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" (online: Freitag) Konsequenzen: "Ich erwarte, dass die Sicherheitsbehörden dieses schreckliche Ereignis zum Anlass nehmen, alle Abläufe auf den Prüfstand zu stellen und daraus Konsequenzen für die Sicherheit der Fahrgäste zu ziehen." Sie müsse oberste Priorität haben.