Pokernde Fußballer legen Drogenbeichte ab

Von Manfred Scherer
Von links: Verteidiger Karsten Schieseck, sein Mandant, der jüngere Angeklagte (25), der ältere Angeklagte (28) und sein Verteidiger Wolfgang Schwemmer. Die Anklage wirft ihnen Drogenhandel und Drogenschmuggel von erheblichen Mengen, vorwiegend aus Tschechien, vor. Foto: Manfred Scherer Foto: red

Erst träumten sie von der Karriere als Profifußballer, dann versuchten sie ihr Glück am Pokertisch - jetzt werden sie als Drogendealer vermutlich im Gefängnis landen. Wie lange, das haben zwei junge Männer aus einem Bayreuther Vorort zum großen Teil selbst in der Hand. Vor dem Landgericht in Hof gestanden sie am Donnerstagvormittag Drogenhandel mit erheblichen Mengen. Es geht um 6,1 Kilo Marihuana und 800 Gramm Crystal Speed.

 
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Die zwei Angeklagten im Alter von 25 und 28 Jahren stehen sich sehr nahe, sie spielten gemeinsam in einer Bayreuther Fußball-Mannschaft, und gemeinsam unternahmen sie auch Ausflüge in die Halbwelt des Glücksspiels: Professionelles Pokern um hohe Summen war ihr Ding. Doch es braucht Bargeld, um sich an Spieltischen "einzukaufen".

Da entschlossen sich die zwei Männer, in den Drogenhandel einzusteigen. Bei einer Pokerrunde in der Oberpfalz bekamen sie einen ersten Kontakt zu einem Spieler, der auch Rauschgift besorgen konnte. Der jüngere der beiden Angeklagten kannte in Bayreuth potenzielle Abnehmer - an die er die 100 Gramm Marihuana verkaufte.

Anfang 2014 knüpften die zwei Angeklagten Kontakte nach Tschechien. Dort hatten sie im Spielcasino Vietnamesen kennen gelernt, die sie zu privaten Pokerrunden einluden. Schnell wurde klar: Die Gastgeber spielten nicht nur mit Karten, sondern handelten auch mit Rauschgift. Die zwei Bayreuther wollten anfangs nur Marihuana, dealten dann aber auch mit Crystal Speed. Die Lieferanten bestanden auf Koppelgeschäften: Nur bei Abnahme von Crystal gab es auch Marihuana. Ein größerer Deal kam deshalb zustande, weil der vietnamesische Spieler dem jüngeren der Angeklagten rund 8000 Euro Spielschulden nicht zurückzahlen konnte.

Bei mehreren Schmuggelfahrten setzten die Angeklagten geliehene Motorräder als Transportmittel ein. Einer der beiden fuhr mit einem Auto voraus als "Späher" über die Grenze und gab seinem Partner "grünes Licht".

Die zwei Angeklagten wurden Ende 2015 verhaftet - die Kripo in Hof hatte einen Hinweis erhalten. Bei der Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei bei dem jüngeren Angeklagten 34.000 Euro in Bar - der 25-Jährige sagt: Die Summe setze sich aus Poker-Gewinnen und aus Rauschgift-Profit zusammen.

Die zwei Angeklagten belasteten nach ihrer Festnahme etwa zehn Abnehmer. Vor Ostern gab es deshalb eine größere Drogenrazzia in der Bayreuther Szene. Einer von den Abnehmern ist diese Woche bereits verurteilt worden. Ermittelnde Polizeibeamte bestätigten als Zeugen, die belastenden Aussagen der zwei Männer seien sehr wertvoll für weitere Ermittlungen.

Der Prozess wird am Nachmittag fortgesetzt. Die Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidigern sowie das Urteil werden für nächsten Montag erwartet.

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