Infektionswelle auf Stuttgarter Frühlingsfest Wie gefährlich ist das Norovirus?

Regine Warth

Nach dem Wasen-Besuch treten zurzeit gehäuft Fälle von Magen-Darm-Erkrankungen auf. Diese zählen Experten zufolge zu den ansteckendsten Krankheiten, die es gibt. Was Besucher nun beachten sollten.

 
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Auch über nicht ganz sauber gespülte Gläser können sich Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen verbreiten. Foto: imago images/Lichtgut/Leif Piechowski via www.imago-images.de

Die Übeltäter sind überall. Sie mögen es kühl und gern auch ein bisschen verschmutzt: Handgriffe, Bierbänke, nicht ganz sauber gespülte Gläser. Auch tummeln sie sich mitunter in zubereiteten Speisen. Und wo sich diese Vertreter der Noroviren auch nur in kleinen Grüppchen befinden, ergeht es einem schlecht: Durchfall und Erbrechen von jetzt auf gleich.

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Aktuell grassieren die Viren offensichtlich auf dem Stuttgarter Frühlingsfest. Bislang 300 Fälle von Brechdurchfall wurden nach Festzeltbesuchen* gemeldet, heißt es seitens der Stadt Stuttgart. Das Gesundheitsamt geht von einer viralen Erkrankung aus. Erste Proben werden derzeit im Labor ausgewertet.

Die tatsächliche Zahl der Erkrankten wird wohl höher liegen: Trotz Meldepflicht gibt es eine große Zahl von Norovirus-Erkrankten, die nicht in die Statistik einfließen. Nicht jeder, der sich übergeben muss oder Durchfall hat, geht zum Arzt – obwohl dies von der Stadt Stuttgart empfohlen wird: „Wir raten Betroffenen, sich an das Gesundheitsamt (infektionsschutz@stuttgart.de) und ihren Hausarzt zu wenden“, heißt es in der offiziellen Mitteilung.

Wie ansteckend sind Noroviren?

Erkrankte sollten möglichst Kontakt zu anderen vermeiden. Denn das Norovirus ist extrem ansteckend. Nach Aussagen von Wissenschaftlern aus den USA, die Studien der vergangenen 24 Jahren in Sachen Noroviren ausgewertet haben, reichen schon 18 Viren aus, um eine Erkrankung auszulösen. Zum Vergleich: In einem Gramm Stuhl eines Infizierten stecken eine Milliarde Noroviren.

Gibt es Medikamente gegen das Norovirus?

Nein. Betroffene müssen die Krankheit aussitzen. Wichtig ist laut Angaben des Robert-Koch-Instituts, dass die Erkrankten möglichst viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Zusätzlich seien Elektrolyte empfehlenswert, eine Mischung aus Salzen wie Kochsalz, Natriumcitrat sowie Kaliumchlorid und zusätzlich Traubenzucker (Glucose), die es in der Apotheke gibt. So könne ein Austrocknen des Körpers vermieden werden.

Was gilt es für Mitbewohner oder Angehörige zu beachten?

Für die Familienmitglieder oder pflegenden Angehörigen gilt: Handschuhe tragen und häufiges Händewaschen – beziehungsweise Händedesinfizieren – nach jedem Kontakt mit einer infizierten Person. Viel mehr kann und muss man auch nicht machen: Der Körper bildet von sich aus eine effektive Immunantwort gegen das Virus – aber er braucht seine zwei bis drei Tage. Allerdings wird das Norovirus auch nach Abklingen der akuten Krankheitssymptome noch ein bis zwei Wochen im Stuhl ausgeschieden. Daher sollte man in dieser Zeit weiterhin streng auf Hygiene achten.

Wann ist bei einer Norovirus-Infektion ein Arztbesuch nötig?

Bei schweren Verläufen mit starkem Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen und Durchfall sollten vor allem Kleinkinder, ältere Patienten und Menschen mit Grunderkrankungen einen Arzt kontaktieren: „Nach Möglichkeit ist es besser, den Hausarzt vorher telefonisch informieren um die Infektion nicht weiter zu tragen“, sagt Alexander Krohn, leitender Oberarzt der interdisziplinären Notaufnahme am Klinikum Stuttgart. „In diesem Sinne sollten Notaufnahmen auch nur aufgesucht werden, wenn es gar nicht mehr anders geht, um die Ausbreitung hier zu vermeiden.“

Wie viel Hygiene im Haushalt gegen Noroviren?

Da man sich am häufigsten durch direkten Kontakt zu Erkrankten oder indirekt über verschmutzte Flächen wie Waschbecken, Fußböden oder Türgriffe ansteckt, sollte man stets Händewaschen und diese desinfizieren. Auch sollte darauf geachtet werden, dass Bad, die Toilette und andere Dinge, die im direkten Kontakt mit dem Erkrankten sind, regelmäßig gereinigt werden – am besten mit Gummihandschuhen und Einwegtüchern. Kleidung und Bettwäsche sowie Handtücher und Spüllappen werden wieder frei von Noroviren, wenn sie mit einem Vollwaschmittel bei Temperaturen von mindestens 60 Grad gewaschen werden. . *Anmerkung der Redaktion vom 24. April 2024: Bei dem Festzelt handelt es sich um das Göckelesmaier-Zelt. Der Betreiber bestätigte am 24. April 2024, dass es zu Krankheitsfällen in dem Zelt gekommen sei. Betroffen seien aber nur Besucherinnen und Besucher, die am Samstag da waren. In den Tagen danach habe es bei Göckelesmaier keine Krankheitsfälle mehr gegeben, „auch nicht vom Personal“. Man arbeite eng mit den Behörden zusammen. Doch noch sei nicht klar, wo die Quelle für die Virusinfektion liege.