Playbacktheater: Wirr und lustig

Von Wolfgang Karl
Ziemlich wirr und ziemlich lustig: Das Vollplaybacktheater dreht die "Drei ???" und eine ganze Menge Filme und Hörspieler durch den Mixer. Im Zentrum gab's viel Beifall für die Wuppertaler. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Was macht Marty McFly bei den "Drei ???"?  Sind Ben Stiller und Justus Jonas dieselbe Person? Und welche Rolle spielt dabei Tyler Durden? Das Vollplaybacktheater gastiert im Zentrum.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Verschnaufpausen gibt es nicht. Vielmehr wird gerannt, getanzt, gesprungen. Gesprochen wird nicht, sondern nur so getan als ob. Das ist das Vollplaybacktheater, eine Comedy-Truppe aus Wuppertal.

Seit 1997 führt das Sextett Theaterstücke auf. Allerdings sprechen sie ihre Texte nicht selbst: Die kommen vom Band. Die Schauspieler bewegen nur den Mund dazu – Playback eben. Die meist völlig übertriebenen Mundbewegungen wirken an sich schon auf das Publikum. Dazu gestikulieren die Schauspieler herum und verziehen ihre Gesichter zu Fratzen.

Bewusste Irreführung

Viel Klamauk eben, und das Publikum lacht schon da. Aber die Möglichkeiten der Playback-Einspieler sind da lange noch nicht ausgereizt. Deutsche Synchron- und Hörspielsprecher übernehmen in ihrem Leben schließlich viele Rollen. So synchronisiert die deutsche Stimme von Justus Jonas von den "Drei ???", Oliver Rohrbeck, auch den US-Schauspieler Ben Stiller. Was liegt näher, als  eine Szene aus „Meine Braut, ihr Vater und Ich“ einzubauen? Da sitzt dann die Figur Justus Jonas und spricht das hochpeinliche „Tischgebet“ von Gaylord Focker – nur, um anschließend wieder in die Rolle von Justus Jonas zu wechseln.

(Quelle: YouTube)

Die Witze zünden wohl auch deswegen, weil sie mit einer gewissen Verzögerung daherkommen. Man merkt erst nach einiger Zeit, dass die Szene jetzt irgendwie nicht mehr aus einem Drei Fragezeichen-Hörspiel stammen kann. Hörspiele wie "Drei ???", TKKG oder John Sinclair bilden meist die Basis eines VPT-Programms. Hier ist es „Die Drei ??? und der Phantomsee“, angereichert mit Szenen aus Filmen oder anderen Hörspielen.

Auch eine Panne kann das VPT nicht stoppen

Nicht jede Szene kommt so fein daher wie das „Tischgebet“. Teils sind richtige Brüche drin: Zum Beispiel, wenn Marti Mc Fly und der Professor aus „Zurück in die Zukunft“ immer wieder aus dem Nichts auftauchen: mit Donner, Blitz und Nebel. Der DeLorean ist allerdings einem Fahrrad gewichen. In einer Szene wird sich der Täter bewusst, eine Doppelrolle angenommen zu haben – dabei ändert sich die Beleuchtung, die Szenerie friert ein - und wir befinden uns bei "Fight Club": Der Protagonist merkt auf einmal, dass er auf einmal Tyler Durden ist.

Das ist wirr. Und zwar bewusst wirr. Aber es ist ein großer Spaß: Die Kulissen sind schön bunt und vielseitig einsetzbar, in der Mitte ist eine Leinwand. So verschwinden die Akteure hinter der Kulisse und tauchen plötzlich als Figuren in einer Videoaufnahme wieder auf. Timing ist dabei alles, damit es so fantastisch funktioniert wie beim VPT. Als es einmal technische Probleme gibt und sich eine Aufnahme ständig wiederholt, bleiben die Darsteller in ihren Rollen, bis das Problem behoben ist. Dazu kommen durchchoreografierte Tanzszenen und ständige Kostümwechsel. Dass manche Witze nicht mehr ganz neu sind („Wer sind Sie?“ (Wechsel auf "Star Wars":  „Ich bin dein Vater!“): Geschenkt. Den Besuch war's wert. 

Bilder