Vor der Militärparade kam es auf dem Prachtboulevard Mall zu einem Zwischenfall, als vier Aktivisten der Tierschutzorganisation Animal Rebellion die Absperrungen überwanden und sich vor einer Musikkapelle auf den Boden warfen. Polizisten nahmen die Männer fest.
Bei der Parade ließ sich die Königin, die zuletzt immer wieder „Mobilitätsprobleme“ hatte, von Prinz Charles vertreten. Überraschend verfolgten auch Queen-Enkel Prinz Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan die Militärschau. Der Besuch des in die USA ausgewanderten Ehepaars hatte vor allem in den konservativen britischen Medien Angst vor einer „Sussex-Bombe“ ausgelöst - dass Meghan und Harry, die sich jüngst von einem Netflix-Filmteam begleiten ließen, das Jubiläum mit egoistischen Auftritten überschatten könnten.
Nun deuten die Zeichen eher auf einen Familienfrieden hin
Nun deuten die Zeichen eher auf einen Familienfrieden hin. Denn auch am Freitag bei einem Dankgottesdienst in der Londoner Kathedrale St. Paul’s sowie am Samstagabend bei einer großen Party mit Musikstars und Promis am Buckingham-Palast wird das Paar erwartet. Die Queen habe ihre Limousine geschickt, um ihren Enkel samt Familie vom Flughafen abholen lassen, berichteten britische Zeitungen.
Mehr noch: Am Samstag ist Medienberichten zufolge ein privates Treffen mit Harrys Großmutter vorgesehen. Dabei könnte die Queen erstmals Urenkelin Lilibet treffen, die nach dem familieninternen Spitznamen der Monarchin heißt. Auch Brüderchen Archie (3) ist dabei. Die mögliche Audienz hat Gerüchte geschürt, das Ehepaar könnte seine Tochter im Beisein der Queen taufen lassen. Dies wäre eine weitere Friedensgeste im familieninternen Zwist. Vor allem Harrys Vater Prinz Charles und Bruder Prinz William sollen dem 37-Jährigen dessen scharfe Kritik am Palast der vergangenen Monate noch übel nehmen.
Für Harry und Meghan gab es aber auch eine klare Grenze: Sie waren nicht mit auf dem Buckingham-Balkon dabei. Dort waren nur „Working Royals“ vorgesehen, wie der Palast bestätigte. Harry und Meghan hatten mit ihrem Umzug in die USA aber ihre royalen Pflichten aufgegeben. Auch der zweitälteste Queen-Sohn Prinz Andrew wird fehlen. Er hat sich wegen seiner Verwicklung in einen Skandal um sexuellen Missbrauch weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
An den kommenden Tagen steht umso mehr die Queen im Mittelpunkt. Elizabeth ist seit dem Tod ihres Vaters König Georg VI. am 6. Februar 1952 britische Königin. Gekrönt wurde sie am 2. Juni 1953.
Landesweit feiern Millionen Menschen bei Straßenfesten ihre Königin. Am Donnerstagabend sollten landesweit Leuchtfeuer den dunklen Himmel erhellen. Den symbolischen Start sollte die Königin auf ihrer Residenz Schloss Windsor übernehmen. Zeitgleich wollte ihr Enkel William 35 Kilometer weiter östlich am Buckingham-Palast einen Lichterbaum erstrahlen lassen. Feuer sollen auch auf den höchsten Gipfeln aller vier Landesteile England, Schottland, Wales und Nordirland entzündet werden sowie an etlichen anderen Orten, auch in Ländern des Staatenbundes Commonwealth.
Auch am Wochenende sind Veranstaltungen geplant
Auch am Wochenende sind Veranstaltungen geplant. So gehört das bekannte Pferderennen Epsom Derby am Samstag zu den zentralen Feierlichkeiten, am Sonntag ist in London ein „Street Pageant“, eine Art Straßenkarneval, geplant. Damit die Menschen ihre Königin gebührend feiern können, gibt es einmalig einen weiteren arbeitsfreien Feiertag. Zudem dürfen Pubs deutlich länger öffnen.
Die Feier der „ewigen“ Monarchin wirkt auch wie ein wichtiger Moment der Selbstvergewisserung in unsicheren Zeiten. Party statt „Partygate“-Skandal, Budenzauber statt Brexit, Krönung statt Krieg: Der viertägige Festreigen soll das Land wieder zusammenschweißen. Überall wehen schon seit Tagen britische Flaggen, Vorgärten und Häuser sind geschmückt. Hartgesottene Royals-Fans campten auf der Londoner Prachtstraße Mall. Ziel: ein guter Platz für die Parade.
Vor allem die Queen ist nach wie vor äußerst beliebt im Land. Wie das Meinungsforschungsinstitut Yougov ermittelte, sind 84 Prozent der Menschen in Großbritannien der Ansicht, die Königin habe in ihren 70 Jahren auf dem Thron sehr gute oder gute Arbeit geleistet. Allerdings schwindet unter jüngeren Menschen die Unterstützung für die Monarchie. Bei den 18- bis 24-Jährigen sank die Zahl der Befürworter einer Yougov-Umfrage zufolge seit 2011 von 59 Prozent auf 33 Prozent.