Pläne für einen Analytik-Lehrstuhl Universität Bayreuth will Forschungsstelle für Nahrungsmittelqualität ausbauen

Von
Mitarbeiterin Foto: red

Die Stadt Kulmbach wünscht sich eine Hochschuleinrichtung. Die Universität Bayreuth wünscht sich einen Lehrstuhl für Lebensmittelanalytik. Der könnte am Standort Kulmbach angesiedelt werden. Nur das Wissenschaftsministerium hält sich noch bedeckt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Draht zwischen dem Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm und dem Bayreuther Universitätspräsidenten Stefan Leible ist gut. Die Hochschule unterhält bereits seit einigen Jahren eine Forschungsstelle für Nahrungsmittelqualität (ForN) in Kulmbach. Sie ist an das Max-Rubner-Institut für Fleischforschung angegliedert.

Viele an der Universität Bayreuth Tätige wüssten gar nicht, was am Lebensmittelstandort Kulmbach alles vorhanden sei, sagt Schramm. Sein großes Thema in der nächsten Zeit: "Die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus den Ballungszentren in den ländlichen Raum." Das sei zwingend erforderlich, um gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Bayern herzustellen. Deshalb fordert er, Teile von Universitäten in den ländlichen Raum zu verlagern. Wie berichtet, schlug der Oberbürgermeister dies auch Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle in einem Schreiben datiert auf den 16. Oktober vor. "Wir hätten den Platz", sagt Schramm. Die oberfränkischen Städte mit Hochschulen hätten enorm davon profitiert.

Gleichziehen mit Hof und Coburg

Warum sollte Kulmbach also nicht mit Städten wie Hof oder Coburg gleichziehen? Im neuen Landesentwicklungsprogramm ist vorgesehen, Kulmbach zum Oberzentrum hochzustufen. Mit dieser Bewertung einher gehen könnte die weitere Ansiedlung von Bildungseinrichtungen. Dazu könnte zum Beispiel ein eigener Lehrstuhl für die Forscher in Kulmbach gehören.

Eine Anfrage im Wissenschaftsministerium ergab, dass der Brief von OB Schramm eingegangen und beantwortet worden sei. Es habe sich dabei "eher um vage Vorschläge" gehandelt, teilt Sprecherin Christa Malessa auf Anfrage mit. Ob eine Verlagerung von universitären Einrichtungen nach Kulmbach infrage komme, müsse erst generell geprüft werden. Und zwar in enger Abstimmung mit der Universität Bayreuth. Ob es realistische Möglichkeiten zu Hochschuleinrichtungen in Kulmbach gebe, vermöge sie derzeit nicht zu sagen, so Malessa.

Die Universität Bayreuth scheint mit ihren Überlegungen da schon weiter zu sein. Wie Sprecherin Angela Danner bestätigte, plant die Hochschule ihren Schwerpunkt Lebensmittel und Gesundheitswissenschaft weiter auszubauen. Hierbei sei vorstellbar, dazu "explizit ein Studienangebot" und einen Lehrstuhl zu schaffen. Ob die Lebensmittelanalytik dann in Kulmbach für die Studierenden angeboten werde, hänge auch vom Lehrstuhlinhaber ab. "Die Universität will sich in ihrem Profilfeld und der interdisziplinären Forschungsarbeit in Zukunft stärker aufstellen", erläutert Danner die Vorstellungen Leibles. Eine weitere Zusammenarbeit mit der Stadt Kulmbach sei wünschenswert, da bereits eine funktionierende Kooperation bestehe. Die Pläne müssten allerdings erst durch "die großen Gremien gehen", so Danner. Es dürfte also noch eine Weile dauern, bis der Teil-Campus Kulmbach Wirklichkeit wird.

Wohnungsbedarf steigt weiter

Als Ausweichquartier für wohnungssuchende Studenten hatte sich die Stadt in der letzten Stadtratssitzung ins Spiel gebracht. Die Studentenwohnheime bieten 1173 Plätze. Doch die Universität hat seit dem Wintersemester 12.700 Studierende. Nach Auskunft des Studentenwerks Oberfranken entspannte sich die Lage am Wohnungsmarkt bereits. Josef Tost, Studentenwerksleiter: "Nur wenn der Druck groß genug ist, würden Studenten pendeln." Dann aber eher in die Umlandgemeinden von Bayreuth. Da der Campus weiter wachse, werde der Bedarf nach Unterkünften in den nächsten Jahren weiter steigen. "Wir müssen hier Verbesserungen schaffen", sagt Tost. Zwei private Studentenwohnheime seien bereits im Bau.

Wie viele genau noch auf dem privaten Wohnungsmarkt nach einer Bleibe suchten, sei schwer zu sagen, meint Monika Zenkel von der Wohnheimverwaltung. "Was vom Land hereinkommt, ist meistens nicht so heiß begehrt", schildert sie ihre Erfahrungen. Bad Berneck, Warmensteinach, Wirsberg oder Goldkronach seien für Studenten wenig interessant. "Das ist eine Kostenfrage, denke ich, weil das auch mit dem Auto relativ weit weg ist."

Mit dem Semesterticket für 40,30 Euro würden die Studenten bis nach Kulmbach fahren können. Nach Weidenberg und Kirchenlaibach jedoch nicht mehr. Wohnraum in großem Umfang könnte die Stadt Kulmbach kurzfristig nicht anbieten, hieß es von der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Höchstens vielleicht in der Alten Spinnerei. Aber das ist erst recht Zukunftsmusik.

Autor

Bilder