ie Vokalisen, die die kranke und schließlich tote Schwester des Roderick Usher zu singen hat, beweisen sofort, dass Moderne und Schönheit des Gesangs kein Widerspruch sein müssen. Inga Lisa Lehr schenkt der gespenstischen Erscheinung mit den langen, roten Haaren ihren goldenen Sopran: auch als Stimme aus dem Untergrund des Orchestergrabens. Birger Radde vertritt mit seinem beeindruckenden Bassbariton die Erzählerposition von Poes Story: ein seinerseits labiler Mann, der, wer weiß, im gemütskranken Freund sein anderes Ich entdeckt. Nur, dass dieses andere Ich offensichtlich inzestuös mit der kranken Schwester verkuppelt ist, was die Katastrophe nicht aufhält, sondern vielleicht erst provoziert.
Dies ist wahrlich eine starke, doch mögliche Interpretation der geheimnisvollen Geschichte Edgar Allan Poes. Von irgendwoher muss ja der Untergang kommen...Was bleibt, ist der zauberhafte Klang der Spieldose – und die Erinnerung daran, dass das ganz und gar nicht erschreckende, sondern einfach gut gemachte Musiktheater der bereits klassischen Moderne es in Bayreuth schwer hat.