Pflege zu Hause: Mit Rat zur Tat

Behördengänge, Umbauten, Finanzierung: Wenn ein Mensch sich nicht mehr selbst versorgen kann, braucht sein Umfeld oft viel Unterstützung und Beratung. Foto: imago/photothek

Viele Angehörige von Pflegebedürftigen lassen sich nicht beraten. Dabei können Beratungsstellen in Bayreuth helfen: Beim Pflegegrad, der finanzielle Förderung und der Versorgung kennen sie sich aus.

 
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Jeder Zweite von uns wird wahrscheinlich mal pflegebedürftig. Dr. Oliver-Timo Henßler, Pflegeberater des Medizinischen Dienstes Bayern warnt die rund 90 Teilnehmer online und in den Hybridveranstaltungen in der Stadt und im Landkreis. Zukünftig wird sich jeder mit dem Thema befassen müssen, so Henßler. Deswegen sei es wichtig, vorzusorgen. Am besten mit einer vorzeitigen Beratung. Deswegen veranstalte der Medizinische Dienst Bayern in Zusammenarbeit der Gesundheitsregion Plus in Bayreuth am Donnerstagabend eine Online-Veranstaltung, in der Einrichtungen ihr Angebot vorstellen konnten.

Beratungsstelle gebe in Bayreuth viele. Henßler beruft sich auf eine Studie der Uniklinik Erlangen, die besagt, dass der Bedarf an Informationen gerade unter Angehörigen sehr groß sei. Allerdings suchten nur zehn Prozent tatsächlich Hilfe auf. „Die Beratung ist kostenlos – aber selten umsonst“, betont Henßler.

Auch Landrat Florian Wiedemann schaltete sich dazu und sagte: „Die Pflege ist die größte Herausforderung unserer Zeit, auch in der Region Bayreuth.“ Angehörige würden sehr plötzlich damit konfrontiert: Sie müssten sich von einem Tag auf den anderen um das Haus, die Versorgung durch einen Pflegedienst und verschiedene Formulare kümmern. Dafür gebe es eine „Vielzahl von Unterstützungs- und Beratungsangeboten“, die viele nicht in Anspruch nehmen würden.

Einer dieser Dienste ist Ergänzende, unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) Bayreuth in der Karl-Schüler-Straße 10. Beraterin Janine Grillmeier sagt, die Einrichtung kümmert sich um Menschen mit körperlicher Behinderung, mit chronischen Erkrankungen und ältere Mitbürger. Angehörige kämen oft, weil sie im Namen eines Betroffenen einen Schwerbehindertenausweis beantragen wollen. Während des Gesprächs finden die Angehörigen noch weitere Fragen: Wie beantrage ich finanzielle Hilfen oder einen Behindertenfahrdienst? Grillmeier hilft dabei Klarheit zu schaffen: Sie kann sagen, wann sich der Umbau des eigenen Pkws lohnt und wie die betroffene Person mit Medikamenten und medizinischen Geräten versorgt werden kann.

Geöffnet hat die EUTB von Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr. Termine können unter der Telefon nummer 0921 15103974 oder per E-Mail unter info@eutb-bayreuth.de ausgemacht werden.

Die meisten Einrichtungen betonen: „Wir kümmern uns um Menschen aus der Stadt und dem Landkreis.“ So zum Beispiel der Verein „Jung und Alt zusammen“ (J.A.Z.). Vorsitzender Gerhard Krug sagt, die Einrichtung „hilft zur Selbsthilfe“: Junge Menschen können als Mitglieder ihren älteren Mitbürgern bei der Gartenarbeiten, kleinen Handwerksarbeiten oder beim Einkaufen helfen. Die Ehrenamtlichen erhalten dafür eine steuerfreie Entschädigung. „Sie helfen ihren Mitbürger so lange wie möglich selbstständig zu bleiben“, sagt Krug. 1500 Mitglieder zählt er in seinem Verein.

„Der demografische Wandel macht unseren Verein notwendig“, sagt der Vorsitzende. Die Plätze in bezahlten Einrichtungen würden rar und teurer. J.A.Z nehme Mitglieder aus dem gesamten Landkreis auf und habe eine Zweigstelle in Bischofsgrün.

Von Montag bis Mittwoch ist die Bayreuther Stelle von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Um Voranmeldungen werden gebeten. Entweder per Telefon unter den Nummern 0921 2305 7905 oder 09279 9713 27 oder per E-Mail unter info@jaz-bayreuth.de.

Der Landkreis Bayreuth hat nun auch eine Beratungsstelle für Senioren und ihre Angehörige: die „Aufsuchende Seniorenberatung“. Berater Simon Henche hatte vor gut einem Jahr angefangen, das Angebot aufzubauen. „Der Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung steigt, deswegen gibt es auch mehr Beratungsbedarf.“ Hinzu komme, dass der Bayreuther Landkreis groß und die Mobilität von Senioren eingeschränkt sei: Eine Beratung in der Stadt sei deswegen immer mit viel Aufwand verbunden. „Wir wollen, dass unsere Beratungsangebote niedrigschwellig sind und angenehm für die Senioren.“ Gespräche zu Hause hätten mehr Wirkung, Angehörige und andere Bezugspersonen wie Nachbarn würden mit einbezogen. Als Sozialpädagoge befasse sich Henche auch mit der Psyche der Senioren: „Unter der Isolation in der Corona-Pandemie haben sie sehr gelitten.“ Termine können per Telefon oder E-Mail vereinbart werden: 0921 728-275 oder simon.henche@lra-bt.bayern.de.

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