Pflege für verletzte Wildtiere

Von Andrea Pauly
Der Sternenhof Gößweinstein kümmert sich um Tiere, die vom Besitzer nicht mehr gewollt werden oder auch um verletzte Tiere, wie Rehe, die vom Auto angefahren wurden. Auf dem Foto die Besitzerin des Sternenhofs, Jessica Sebald. Foto: Ralf Münch Foto: red

Romy und Josy gucken skeptisch. Sie spitzen die Ohren und lassen Jessica Sebald nicht aus den Augen. Als sie näherkommt, nehmen die beiden Rehe lieber Reißaus. Ganz anders der kleine Toni: Das Ziegenlämmchen ist handzahm und hüpft begeistert an Jessica Sebald hoch: Es will sein Fläschchen.

 
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Jessica Sebald hat ein großes Herz für Tiere. "Wir nehmen alles, was andere nicht mehr wollen", sagt sie lapidar. Na gut, nicht alles: Viele der drei bis fünf Anfragen pro Tag muss sie ablehnen. Aber der ein oder andere Problemfall findet bei ihr auf dem Sternenhof ein neues Zuhause - zumindest zeitweise.

Lamas, Emus, Kängurus

Auf dem großen Gelände am Rande von Gößweinstein leben vor allem Pferde. Aber auch viele andere Tiere haben dort große Gehege: Gegenüber von Gattern für Schweine und einem großen Auslauf für Kaninchen leben Emus und Kängurus, neben dem Auslauf der Pferde stapfen Lamas durch den Schnee. Auch Schafe und Ziegen leben dort in einer gemischten Herde.  

Drei angebundene Ziegen auf dem Hof

Angefangen hat alles vor 13 Jahren mit drei Ziegen, die auf dem Pferdehof angebunden waren. "Da war ein Zettel dabei, dass wir uns um sie kümmern sollen", erinnert sich Jessica Sebald. Schon zuvor hatte sie immer wieder Kleintiere aufgenommen, die die Eigentümer loswerden wollten. "Ausgedientes Kinderspielzeug", sagt sie mit bitterem Unterton.

Hilfe vom Tierarzt

Die beiden Rehe sind nicht die ersten Wildtiere, die Jessica und Daniel Sebald auf ihrem Hof aufgenommen haben. Ihr Tierarzt Ralph Faltenbacher, der zugleich Jäger ist, hatte sie gefragt, ob sie ein verletztes Reh pflegen würde. Seitdem hat sie nach und nach unter anderem Xaverle, Hubertus, Heidelbeerchen und Laila versorgt. Auch ein Marder, ein Dachs, ein Fuchs und Waschbären durften sich auf dem Hof schon erholen.

Spenden und Patenschaften

Die Kosten tragen Daniel und Jessica Sebald aus den Einnahmen des Pensionsstalls, aber auch aus der Privatkasse. Manche Reiter spenden etwas für die Tiere, manchmal gibt es Patenschaften von denen, die die verletzten Tiere bringen.

Auswilderung im Frühjahr

Die Pflege der Rehe ist ihr ein besonderes Anliegen. "Das sind einfach meine Lieblingstiere." Josys Mutter wurde überfahren, also zog die Gößweinsteinerin das Kitz mit der Flasche auf. Vor zwei Wochen ist Romy dazu gekommen. Nach einem Zusammenstoß mit einem Auto war das Reh verletzt. Es humpelt noch und ist nach wie vor scheu. Das wirkt sich auch auf ihre neue Gefährtin Josy aus, die nun weniger zutraulich ist als früher.

Im Frühjahr wird Jessica Sebald beide Rehe auswildern. Seit sie die Verletzung von Romy nicht mehr versorgen muss, betritt sie das große Gehege nur noch zum Füttern. "Die beiden sollen in Freiheit ja nicht dem ersten Jäger zutraulich in die Arme laufen." Sie in Freiheit zu entlassen, sei zwar jedes Mal schwer. "Aber es sind und bleiben Wildtiere."

Was tun nach einem Wildunfall?

Nach einem Wildunfall ist der Verursacher verpflichtet, die Polizei anzurufen, sagt Karl-Heinz Inzelsberger, Vorsitzender der Jägervereinigung in Pegnitz. Ortskundige könnten auch den zuständigen Jagdpächter kontaktieren. Das gelte auch, wenn das Tier nach dem Zusammenstoß mit dem Fahrzeug weglaufe. Denn dann muss sich der Jagdpächter mit einem geprüften Hund auf die Suche nach dem verletzten Tier machen.

Auf gar keinen Fall sollte der Unfallbeteiligte das Tier anfassen oder gar ins Auto laden, um es selbst zu transportieren. "Man stelle sich vor, das Tier will im Auto flüchten. Das kann sehr gefährlich werden."

Ohne Meldung keine Bescheinigung

Die Meldung bei der Polizei ist auch entscheidend, wenn der Wildunfall der Versicherung gemeldet werden soll. "Am nächsten Tag gibt es keine Bescheinigung mehr, weder von der Polizei noch vom Revierinhaber", betont Inzelsberger. Wer das Dokument brauche, müsse bis zum Eintreffen von Polizei oder Jagdberechtigtem vor Ort warten.

Wenn der Verursacher nicht warten wolle, müsse er aber bei der Polizei ganz genaue Angaben zum Unfallort machen. Besonders helfen würde es, wenn die Unfallstelle markiert würde - etwa durch Flatterband oder mit Straßenkreide. "Das würde dem Hundeführer unheimlich helfen."