Pfarrer Christian Pohl verabschiedet sich von Wonsees, um in Tansania zu arbeiten Wonsees: Pfarrer will nach Afrika

Von Sonny Adam
Pfarrer Christian Pohl und seine Frau Petra wollen wieder nach Tansania. Foto: Sonny Adam Foto: red

Für Pfarrer Christian Pohl sind die Tage in Wonsees gezählt. Am 1. März übernimmt Daniel Städter als Pfarrer in Ausbildung Pohls Vertretungsstelle. Der in Bayreuth lebende Pfarrer ist auf dem Sprung nach Afrika. Dort hat er Erfahrungen gesammelt, die sein Leben veränderten.

 
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Wenn Pfarrer Pohl (54) Ende Februar verabschiedet wird, geht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn einerseits hat ihm die Arbeit viel Freude gemacht. Andererseits rückt mit dem Abschied sein Traum ein Stückchen näher. Pohl möchte noch in diesem Jahr mit seiner Frau nach Afrika gehen. Beide hatten schon von 1994 bis 1998 in Tansania gelebt. „Das hat uns so gut gefallen, dass wir jetzt wieder nach Tanga möchten“, sagt der Geistliche. Tanga ist die nördlichste Hafenstadt Tansanias. „Ich habe das Meer geliebt“, schwärmt Pohl.

Die Sprache gelernt

„Aber es ist nicht so leicht, in Tansania eine Stelle zu finden“, erklärt Pohl. Bei seinem ersten Aufenthalt hat er Swahili gelernt. Derzeit frischt er die Sprache mit einem Lernprogramm wieder auf. „Man muss in Afrika natürlich schon Abstriche vom Lebensstandard machen. Aber was ich so faszinierend finde, ist, dass der Mensch dort in einer Gemeinschaft lebt.“ Die Menschen dort gingen ganz anders mit der Zeit um. Und natürlich habe dort ein Pfarrer einen anderen „Stellenwert“, erzählt Pohl. „Was mich an den Menschen in Afrika so fasziniert ist, dass sie ihren Glauben im Alltag leben. Man spricht ganz offen darüber.“

Aufgeschlossene Menschen

Dass sich die Zeiten seit den 90ern gewandelt haben, ist sich Pfarrer Pohl bewusst. „Ich weiß, dass Tansania nicht mehr so friedlich ist, wie es früher war. Trotzdem möchten wir dorthin. Die Menschen waren sehr deutschfreundlich, waren sehr aufgeschlossen“, sagt der Pfarrer. Er hat bereits erste Kontakte geknüpft, macht sich Hoffnungen auf eine Stelle an der Universität weiter im Norden. „Da habe ich dann zwar nicht das Meer vor Augen. Es gäbe wahrscheinlich auch weniger Probleme mit Malaria, weil es im Norden nicht so feuchtwarm ist“, denkt Pohl.

Afrika bis zur Pensionierung

In jedem Fall übernimmt er erst einmal eine Vertretung in Mistelgau, im Laufe der nächsten Monate wird sich sicher alles regeln lassen. „Die Standardverträge für solch einen Aufenthalt sind immer auf drei Jahre ausgelegt. Aber richtig sinnvoll arbeiten kann man eigentlich erst, wenn man zwei Perioden dort bleibt. Da ich jetzt schon über fünfzig bin, könnte ich mir auch vorstellen, dort bis zu meiner Pensionierung zu bleiben“, so Pohl.

Seine Frau, die bislang als Buchhändlerin in Bayreuth gearbeitet hat, hat bereits ihren Job aufgegeben – und sie ist bereit, mit ihrem Mann nach Afrika zu gehen.

Damals mit den beiden Kindern

„Ich habe es schon immer interessant gefunden, wie Christen in anderen Kulturen mit dem Glauben umgehen. Und ich fand auch immer schon, dass die Mission positiv besetzt ist“, erzählt Pohl. Und so musste er in den Neunzigern nicht lange überlegen, ob er den Sprung in eine andere Welt wagen würde. Gemeinsam mit seiner Frau und mit seinen beiden damals zwei und fünf Jahre alten Kindern zog der Pfarrer nach Tansania.

Unter Malaria gelitten

„Die Temperaturen liegen zwischen 24 und 32 Grad, nachts kühlt es leicht ab. Das ist für mich sehr angenehm“, sagt der Pfarrer. Damals wäre er eigentlich gerne länger geblieben. „Aber wir sind aus Vernunftgründen wieder zurück“, erinnert er sich. Pohls Frau hatte damals sehr oft unter Malaria gelitten. Wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt wird, kann man sie gut behandeln.

„Aber die Rückkehr ist schwieriger, als sich in einer neuen Kultur zurechtzufinden“, schildert der Pfarrer. Er hatte dann eine Wiedereingliederungsstelle in Neuendettelsau, bekleidete eine Schulstelle und war schließlich Leiter der Regionalstelle des Missionswerkes in Bayreuth. Seit 1999 ist er in Oberfranken. Doch die Liebe zu Afrika hat ihn nie losgelassen.

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