Drei der vier in Rede stehenden Überweisungen löste ein Buchhalter aus, der als Diplom-Kaufmann bei der NKD für die Liquiditätssteuerung verantwortlich. Er bestätigte den Verwendungszweck: Die Überweisungen wurden für die Begleichung von Provisionsforderungen der NKD-Tochter in Hongkong angewiesen. Die Befragung dieses Zeugen erbrachte allerlei Merkwürdigkeiten, die im Prozess mitschwingen: So wurde klar, dass die NKD nach der Entlassung Krauses als Geschäftsführer im Frühjahr 2013 „interne Ermittlungen“ anstellte. Das offensichtliche Ziel: Nach Möglichkeit das Geld im Wege des Schadenersatzes bei Zivilgerichten einklagen. Das könnte auch der Hintergrund sein, warum ein Anwalt als Prozessbeobachter der NKD im Untreuprozess mitschreibt. Den in der Buchhaltung für die Zahlungen verantwortlichen Zeugen wurde möglicher Regress angekündigt, weshalb die meisten dieser Zeugen im Prozess mit anwaltlichem Beistand auftraten. Die Zeugen hatten zum Teil durch Anwälte der NKD vorformulierte eidesstattliche Versicherungen unterschrieben, die nach Ansicht der Verteidigung auch dazu genutzt worden waren, im Vorverfahren Vermögen von Ex-Geschäftsführer Krauses in Höhe von rund vier Millionen Euro auf Eis zu legen. Sollte beim Landgericht in Hof ein Schaden bejaht werden und ein Schuldspruch erfolgen, könnte die NKD versuchen, sich auf einer solchen Grundlage an Krauses Vermögen schadlos zu halten.