Wie bei einem Kartenspiel, in dem mancher nicht selbst spielt, weil er schlechte Karten bekommen hat, gibt es auch Menschen, die glauben, eine schlechte Lebenskarte gezogen zu haben. Sie wollen Zuschauer bleiben und nicht anpacken, weil sie glauben, noch nicht perfekt zu sein und noch eine Fortbildung und danach noch eine machen zu müssen. Dabei versäumen sie aber den Start ins Leben. „Du musst dich dem Leben stellen und darfst nicht ewig am Rand bleiben“, sagte Grün. Wer einen Sinn im Leben sehe, der könne es auch meistern. Viele Menschen bleiben nach Schicksalsschlägen in der Opferrolle. Von diesen „Opfern“ gehe aber eine aggressive Energie aus, sie tyrannisierten andere. Diese Menschen müssen erkennen, dass das Schicksal nicht die Freiheit nehmen kann, auf negative Situationen zu reagieren und mit ihnen klar zu kommen. Menschen in der Lebensmitte würfen oft die Frage auf: War das alles? Sie stellten fest, dass sie in ihrem Karrierestreben die Liebe versäumt, keine Zeit für Frau und Kinder oder einseitig gelebt hätten. Sie erlebten eine innere Unruhe und wollten sich vollkommen verändern: eine andere Ernährung, eine andere Lebensweise, ein anderer Mensch werden. „Das ist aber nicht möglich“, verdeutlichte Pater Anselm Grün. Stattdessen sollten sie nicht alles bisher Gelebte ablehnen, sondern es würdigen, sich nicht selbst verurteilen, sondern im Einklang mit sich selbst sein. Sie müssen erkennen, es ist gut, was sie bisher gemacht haben. Es habe keinen Sinn, alles Versäumte nachholen zu wollen, sondern man müsse versuchen, das, was gefehlt habe, ins Leben zu integrieren. Insbesondere im Alter denken viele Menschen, sie hätten ihr Leben versäumt, weil sie immer das getan haben, was andere von ihnen wollten. Sie müssten sich fragen, was sie geschaffen und welche Spuren sie hinterlassen haben. Sie müssten sich mit ihrem ungelebten Leben aussöhnen. Dafür sei es nie zu spät.