Konfliktpotential durch unterschiedliche Sicht auf Russland
Weidel räumte ein, dass die unterschiedliche Sicht auf Russland die Fraktionsbildung im rechten Lager nach der Europawahl erschweren könnte. Sie sagte: "Da ist momentan viel Bewegung drin, auch hinsichtlich der Positionierung zu Russland." Die AfD ist aktuell Mitglied der Fraktion Identität und Demokratie (ID). Die meisten Abgeordneten der Fraktion gehören der rechten italienischen Lega und der französischen rechtsnationalen Partei Rassemblement National an. Neben der ID-Fraktion sind andere rechte Parteien in der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) organisiert. Zu ihr gehören die polnische PiS und die Partei der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni, die Fratelli d'Italia.
In Bezug auf die Haltung zu Russland gebe es "Unterschiede zwischen uns und beispielsweise Giorgia Meloni in Italien" sowie der PiS, sagte Weidel. Was den Blick auf den Krieg in der Ukraine angehe, gebe es allerdings auch unter den Visegrad-Staaten - dazu gehören neben Polen Ungarn, Tschechien und die Slowakei - verschiedene Sichtweisen.
Le Pen wollte auch über Spitzenkandidat Krah sprechen
Um das leicht ramponierte Verhältnis zur Partei Rassemblement National von Marine Le Pen zu kitten, war Weidel im Februar zu einem ersten Treffen mit der ehemaligen französischen Präsidentschaftskandidatin nach Paris gereist. Auf ein gemeinsames Foto verzichtete die Gastgeberin. "Es sollte ein informelles Gespräch sein, daher gab es keine Fotos", sagte Weidel der dpa. Le Pen sei "sehr beeindruckt" gewesen von der Berichterstattung über ein Treffen in Potsdam im vergangenen Herbst. "Das musste von meiner Seite eingeordnet werden", sagte die AfD-Chefin.
Auf die Frage, ob Le Pen auch Bedenken gegen den Europaabgeordneten, Maximilian Krah, und dessen Auswahl von Mitarbeitern vorgebracht habe, antwortete Weidel: "Das war auch Thema, das haben wir besprochen und alles Weitere haben wir dann auch mit Herrn Krah persönlich erörtert." Krah ist AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl. Le Pens Partei hatte sich in der Vergangenheit daran gestoßen, dass er einen Mitarbeiter beschäftigt hatte, der zuvor beim Rassemblement National hinausgeflogen war. Außerdem nahm man ihm übel, dass er im französischen Präsidentschaftswahlkampf nicht Le Pen öffentlich unterstützt hatte, sondern den Rechtsextremen Éric Zemmour.