Von Geburt an sehbehindert
Linn Kazmaier ist die jüngste deutsche Teilnehmerin bei den Paralympics in Peking – entsprechend sahen ihre eigenen Erwartungen eine Medaille in diesem Jahr noch gar nicht vor. Zwar habe sie von einer Medaille geträumt, sagte sie, „aber nicht, dass es jetzt klappt – sondern irgendwann mal mit 20 oder so“. Doch mit nur einem Schießfehler und einer richtig starken Leistung in der Loipe überraschte sie sich dann selbst. „Ich freue mich total“, jubelte die 15-Jährige, „aber ich kann es noch gar nicht so richtig glauben.“
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Von Geburt an leidet Linn Kazmaier an einer Zapfendystrophie und einem Nystagmus, was bedeutet, dass sie nur verschwommene, wackelige Bilder sehen kann. Zudem muss sie nahezu ständig eine Sonnenbrille tragen, sonst wirkt für sie alles, als starre sie auf einen Gletscher im gleißenden Sonnenlicht. „Wie sie trotzdem alles meistert, ist schon toll“, sagte Brigitte Wisst über ihre Enkelin, die auch als Leichtathletin aktiv ist. Vor rund sieben Jahren entdeckte Linn Kazmaier den nordischen Wintersport für sich. Bei einem Schnupperlehrgang im Schwarzwald fing sie Feuer, war danach so aufgekratzt, „dass ich die ganzen zweieinhalb Stunden Heimfahrt durchgequasselt habe“. Nachwuchscoach Markus Huhn meinte indes: „Linn ist sofort aufgefallen, weil sie trotz ihrer Sehbehinderung ohne Angst vor schwierigen Sachen aufgetreten ist.“ Sie überredete ihre Eltern, ihr eine Langlaufausrüstung zu kaufen – und bald war klar, was Friedhelm Julius Beucher nun in Peking noch einmal bestätigte: „Da wächst ein Riesentalent heran.“ Das mittlerweile in Freiburg lebt und trainiert.
Mit dem Zug in die Heimat
Seit September 2021 besucht sie dort das Sportinternat, immer wieder mal pendelt sie nach Hause nach Oberlenningen – ab und an alleine und mit dem Zug. „Dafür kann man sie nur bewundern“, findet Oma Brigitte Wisst. In Freiburg will Linn Kazmaier in den kommenden Jahren weiter „an Kraft zulegen“ – schon in den Tagen von Peking könnte es jedoch mit weiteren Medaillen klappen. Am frühen Montagmorgen steht sie im 15-Kilometer-Langlaufrennen am Start. Und in Köngen und Oberlenningen wurde wieder mitgezittert.