Paradies in der Einöde Strüthof

Von Thomas Knauber

"Wir haben uns sehr geplagt“: Die Familie Meyer arbeitet viel auf dem BauernhofKennen Sie Strüthof? In der Serie über wenig bekannte Einöden sehen wir diesmal zwei Kilometer westlich von Plech bei der jungen Familie Meyer vorbei, die auf einem alten Bauernhof von 1693 wohnt, der es in sich hat. Aber nur deshalb in sich hat, weil Sabrina und Andreas Meyer so viel mitbrachten, als sie vor zehn Jahren herzogen. Es ist ihr Wissen über Pferde, die Liebe zu den Tieren und ihre Fähigkeit viel umzubauen und fleißig zu arbeiten.

 
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Es gibt das Haus Strüthof Nr. 1, das seit 30 Jahren nur noch ab und zu von seinem Besitzer und dessen Kindern besucht wird – und die Nr. 2. Dieses Haus stand einmal zur Zwangsversteigerung an. Sabrina und Andreas Meyer boten mit. Denn sie suchten schon eineinhalb Jahren nach einem Hof mit viel Gelände, um als Quereinsteiger zu Junglandwirten mit spezieller Pferdezucht zu werden. Sie bekamen den Zuschlag, hatten aber nicht mit dem energischen Widerstand der Vorbesitzer gerechnet.

Dies beschwor einen langen Rechtstreit herauf. Auch hatten sie vorher kein Zugangsrecht. "Wir konnten nichts anschauen. Wir kauften die Katze im Sack.“ Am Anfang war das Aufräumen ein Fass ohne Boden. "Wir mussten Tausende Sachen entsorgen. Das kann man sich nicht vorstellen.“

Sieg als Ponyzüchterin

Sabrina Meyer stammt aus Heinersreuth, wo sie früh mit Pferdesport begann und bei Dressur- und Springprüfungen bis zur M-Klasse gelangte. Sie siegte zudem im Jahr 2000 beim Münchner Zentrallandwirtschaftsfest als Ponyzüchterin. Dort gewann Andreas Meyer parallel den Jungzüchterwettbewerb für Haflinger. Vier Jahre später siegte er im Team beim Wettbewerb der deutschen Warmblutzüchter. Heute ist er im Vorstand des Pferdezuchtverbands.

Er stammt aus Etzelsdorf bei Burgthann, wurde Vermessungstechniker und studierte dann Bauingenieurswesen. Anschließend war er im Vertrieb für landwirtschaftliches Bauen, fand das Haus in Strüthof und erkannte: Beides geht nicht. "Irgendwann musst du entscheiden: Traust du dich, daheim zu bleiben? Aber: no risk, no fun. Ich bin jetzt zufrieden. Es ist mein Traumberuf.“

Die Stadt als Gefängnis

Seine Frau war bis vor drei Jahren als Sozialversicherungsangestellte im Einsatz, ist aber jetzt ganz für die Familie da, für die drei Töchter Anna (10), Franziska (7) und Emmelie (2). Die Eltern fühlen sich hier so wohl, dass sie nicht einmal in ein Dorf zurückziehen würden. "Du hast Platz, alles ist groß“, sagt Andreas Meyer. "Du kannst dir gar nicht mehr vorstellen, dass dir die Stadt einmal gefallen hat. Bist du dort, denkst du, du bist im Gefängnis.“ Nie würde er in ein Nürnberger Wohnsilo ziehen: "Da geh ich kaputt.“

Beide freuen sich, in Plech so gut aufgenommen worden zu sein. Der Heimatverein mit seinen vielen Veranstaltungen war ideal und über den Kindergarten fanden sich Mütter. Obwohl in Strüthof die Autobahn etwas stört, weil sie so nah liegt und trotz des Meyerschen Protestes freigesägt wurde, sagen beide: Ihr Einzug war zur richtigen Zeit die richtige Entscheidung. Dieser Einzug brachte ihnen aber ein Übermaß an Arbeit. Denn die Gebäude waren über Jahrzehnte nicht mehr modernisiert worden. In einem großen Stall stand sogar eine Herde Schafe, daneben gab es noch Gänse. Ein altes Haus war abbruchreif. Dieser Abriss kostete ihnen viel Kraft. "Das Haus war einsturzgefährdet“, sagt Andreas Meyer. "Allein das war ein Mordsaufwand.“

Brand in den 70er Jahren

Dazu kamen Umbauten im Wohntrakt, der nach einem Brand in den 70er Jahren erneuert worden war. Was Meyer hier an Fenstern, Decken, Wänden und Heizung renovierte, betrachtet er aber als „Kleinigkeit“ angesichts der gewaltigen Aufgaben im Hof. Er zeigt auf die neue Maschinenhalle, wo endlich das Heu und Stroh für die fast 60 Pferde trocken liegen kann.

Meyer führt hinüber zu den Pferdeboxen und zur neuen Reithalle: "Von dieser Halle ist jeder Stein durch meine Hände gegangen. Wir haben uns manchmal sehr geplagt.“ Aber man wächst mit seinen Aufgaben.“ Zum Hof gehören inzwischen auch Kühe, Gänse, Enten, Hasen und Katzen sowie die Hunde Anka und Mona. Aber der Kern sind die Pferde. Sabrina und Andreas Meyer sagen nicht umsonst: "Unser Hof hebt sich ab, das macht keiner in der Gegend.“ Sie züchten Sport- und Dressurpferde, bringen Fohlen zu Auktionen, ziehen Hengste selbst groß und reiten sie ein, haben eingestellte Pensions- und Gnadenhofpferde. 25 Pferde gehören ihnen selbst, die anderen haben verschiedene Besitzer. Auch Berufskollegen bringen Fohlen, wenn sie keinen Platz mehr haben, und bitten: "Zieh sie auf.“

Der Samen kommt aus Schweden

Andreas Meyer lernte die Besamungstechnik und bestellt Samen bis aus Schweden. So eine Samengabe kann zwischen 1000 und 8000 Euro kosten, je nach dem Namen des Hengstes. Meyer bleibt aber bescheiden. Denn die 8000 Euro kann er kaum mehr hereinholen, wenn das Fohlen (oder Pferd) später zum Verkauf ansteht. Er hat überdurchschnittlich großen Erfolg beim Besamen, was er auf die Zufriedenheit der Pferde zurückführt, auf ihre Freiheit draußen. Er und seine Frau sind froh über die weiten Wiesen. Auf ihnen tummeln sich die Pferde im Sommer. Dies und die gute Grundfütterung halten sie gesund. "Der Tierarzt kommt eigentlich nur zum Impfen.“

Womit die Meyers noch begannen, das ist eine kleine Rinderzucht. Andreas Meyer suchte sich dafür Tiroler Grauvieh aus, eine sehr schöne Rasse. "Ich brauch’ brave Kühe, weil ich auf dem Gebiet kein Vollprofi bin. Ich hab die ersten zwei in Österreich zum Schlachtpreis gekauft, weil sie als nicht mehr tragend galten. Ich hab gedacht, ich probier’s.“

Kuh bekommt Zwillinge

Er hatte Erfolg. Eine Kuh gebar sofort Zwillinge, die andere wurde wieder Mutter, als Meyer den Tipp eines Spezialisten befolgte, sie mit dem Samen einer anderen Rasse zu befruchten. Empfohlen wurde ihm ein top befruchtender Bulle. Damit war der Bann gebrochen. Seitdem klappt es auch wieder mit den Grauviehbullen.

Meyer lässt die Kühe lange am Leben: „Ich bin da Idealist. Die eine ist jetzt elf Jahre alt. Woanders wird eine Milchkuh vielleicht fünf Jahre alt.“ Er will keinen Kommerz. "Einem guten Bauern sind die Tiere nicht egal. Du musst da als Bauer aber eine Balance finden, weil du ja auch an jedem Tag Geld haben musst.“

Andreas Meyer ist gegen Massentierhaltung, gegen das Schreddern von unnützen Küken. Er kritisiert das uferlose Züchten: "Wenn ein schwarzbunt gefleckter Jungbulle nur noch 50 Euro kostet, wohin sind wir dann gekommen?“ Er mahnt jeden Verbraucher, bei den Lebensmitteln nicht auf den Cent zu sehen. "Mancher gibt für einen Liter Diesel leichter Geld her als für Essen. Da läuft was falsch.“ Wer immer billigere Nahrungsmittel will, unterstützt den Trend zur Massentierhaltung, sagt Meyer. "Aber ich glaube, dass da ein Wandel kommt.“