Paketschlitzer bei der Post

Von Peter Engelbrecht
Die aufgeschlitzte Warensendung vom März 2018. Der Inhalt war gestohlen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Tanja Brenes Palomo ist stinksauer auf die Deutsche Post. Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten Ärger mit aufgeschlitzten und illegal geöffneten Paketen sowie einer ausgeräumten Warensendung. „Das ist unerklärlich“, sagte ein Postsprecher auf Anfrage. Die Fälle bleiben rätselhaft.

 
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Die Frau aus Heinersreuth hat die drei aufgerissenen Pakete mit ihrem Handy fotografiert und auch die geplünderte Warensendung entsprechend dokumentiert. Doch eine Beschwerde bei der Postfiliale in Bayreuth brachte nichts, auch ein Antrag auf Suche nach dem Inhalt der Warensendung blieb ergebnislos.

Vier Vorfälle

Folgende Chronologie schilderte Brenes Palomo: Am 7. Dezember 2017 wurde von der Post ein aufgerissenes Paket mit zwei Lampen (Wert rund 60 Euro) zugestellt – gestohlen war nichts. Offenbar hatte ein Unbekannter verbotenerweise reingeschaut, doch die Leuchten interessierten ihn nicht.

Am 8. Februar 2018 war ein weiteres aufgerissenes Paket eingetroffen. Wieder hatte jemand illegal rein gelugt, doch die Markenturnschuhe im Wert von 100 Euro waren nicht interessant.

Am 5. Mai 2018 kam wieder ein kaputtes Paket mit einer Warenlieferung im Wert von 260 Euro an – der Inhalt war vollständig. Und: Eine Sendung mit vier Ventilkappen für Autoreifen, die am 20. März 2018 in den Briefkasten geworfen wurde, war aufgerissen – die Kappen waren gestohlen.

"Nichts gefunden"

Die Familie Brenes Palomo stellte einen Suchauftrag an den Service Center Briefermittlung der Deutschen Post in Marburg. Am 20. April kam die Standardantwort: die Suche nach dem Inhalt der Sendung sei „leider erfolglos“ geblieben. „Es wurde nichts gefunden. Für Ihre Unannehmlichkeiten bitten wir Sie um Entschuldigung“, hieß es mit besten Grüßen vom Kundenservice.

Wie auf den Fotoaufnahmen zu sehen ist, war das Klebeband der Pakete mit einem scharfen Gegenstand zerschnitten. Anschließend wurde der Karton offenbar geöffnet. Das Vorgehen des unbekannten Paketschlitzers war immer gleich.

„Das ist ein Ding der Unmöglichkeit“, zeigte sich Tanja Brenes Palomo empört. Sie war in der Postfiliale in der Bürgerreuther Straße in Bayreuth, wollte sich beschweren, doch dort erklärte man sich „für nicht zuständig. „Keiner hat sich verantwortlich gefühlt“, erinnerte sich die Kundin an den Besuch, der von ihr lautstark beendet wurde. Als letztes Mittel wandte sie sich an unsere Zeitung, um das illegale Treiben öffentlich zu machen.

Post führt keine Statistik über solche Fälle

Für Post-Pressesprecher Erwin Nier sind die Vorgänge „unerklärlich“. Man werde den Vorfällen nachgehen. Von den beiden Zustellkräften ist einer im Urlaub, konnte nicht befragt werden; eine Zustellerin hat an das Paket vom Dezember 2017 keine Erinnerung mehr.

Das Paket vom Mai 2018 soll angeblich nicht beschädigt gewesen sein. Nier erläuterte das reguläre Vorgehen: Wenn eine Sendung beschädigt ist, wird sie nicht einfach zugestellt. Es werde immer versucht, sie dem Empfänger auszuhändigen und dann gemeinsam den „Inhalt festzustellen“.

Die Post führt nach Angaben von Nier keine Statistik über aufgeschlitzte Pakete und verschwundene Warensendungen. Natürlich werde notiert, wie viele „Ausfälle“ es bei Paketen und Briefen gibt. Der Pressesprecher wollte keine Zahlen nennen, sprach von „Ausfällen im Zehntausendstel Bereich“.

Werktäglich werden in Deutschland nach Angaben der Deutschen Post AG 59 Millionen Briefe und 4,6 Millionen Pakete transportiert.

Einzelfälle oder nicht?

Während Nier davon spricht, dass ihm Vorkommnisse dieser Art seit langer Zeit das erste Mal wieder untergekommen sind, behauptete Tanja Brenes Palomo, in Nachbarschaft und Bekanntenkreis werde immer wieder von entsprechenden Vorfällen berichtet. „Die Leute nehmen das hin, gehen nicht an die Öffentlichkeit“, bedauerte die Heinersreutherin.

Die Polizei hat sie nicht eingeschaltet, da sie sich davon wenig Erfolg verspricht. Nier erläuterte, dass jeder Paketbote bei der Einstellung ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen muss.

Teilweise würden Pakete auch per Taxi, Spediteur oder Dienstleister ausgeliefert. Auch hier würden polizeiliche Führungszeugnisse verlangt, „auf einen guten Leumund wird geachtet“.

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