Ostern – Fest der Auferstehung

Von Erzbischof Ludwig Schick
Erzbischof Ludwig Schick. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ostern: Das wichtigste Fest der Christenheit! Aber selbst treue Christinnen und Christen fremdeln mit diesem Fest, weil sie Inhalt und Bedeutung der Auferstehung nicht begreifen. Das ist verständlich. Sie befinden sich damit in guter Gesellschaft; auch die Apostel und Jünger begriffen die Auferstehung erst nach und nach, zum Beispiel die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus (vgl. Lk 24,36-49). Vielleicht haben wir das Ereignis der Auferstehung Christi auch selbst unverständlich gemacht?

 
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In Liedern und Hymnen, durch Darstellungen in der Volksfrömmigkeit, durch Gemälde und Skulpturen wurde die Auferstehung Christi zum „unglaublichen Ereignis“ hochstilisiert: Ein Verstorbener, den man ins Grab gelegt hatte, das mit einem Stein verschlossen und von Soldaten bewacht wurde, ist auferstanden. Die Auferstehung Christi wurde zudem als das größte Wunder der Bibel und im ganzen Christentum bezeichnet, größer als die Brotvermehrung für 5000 Menschen, die Erweckung des Lazarus, die Heilung des Blindgeborenen etc. Die Auferstehung Christi – ein unglaubliches Ereignis, damit man daran glaubt! Aber wenn man etwas zu etwas Unglaublichem macht, dann besteht immer die Gefahr, dass das Unglaubliche bald un-glaublich wird, im Sinn von „daran kann man doch nicht glauben“.

Die Auferstehung Christi ist ein historisches Ereignis, das zum Glauben führen will, der die Welt erneuert. Ostern ist Auferstehung des neuen Menschen für das neue Leben der Freude und des Friedens.

Der christliche Glaube ist Lebenshaltung und Lebensführung, die das ganze Leben und alle Lebensbereiche bestimmen. Das neue Leben ist ein Leben des hoffnungsvollen Einsatzes für eine Gesellschaft, in der die Zehn Gebote, das Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe sowie die Goldene Regel – „Was du willst, das man dir tut, das tue auch den anderen“ – das Miteinander bestimmen. Daraus entstehen Einsatz für Menschenwürde und Menschenrechte, für Achtung und Respekt, für Solidarität und Wohlwollen, für Gerechtigkeit, Friede und die Bewahrung der Schöpfung. Die Auferstehung Christi geschah lautlos und unbemerkt. Die Evangelisten berichten, dass der Auferstandene den Aposteln und den Jüngern erschien und mit ihnen sprach, aß und trank. Weil sie den Auferstandenen sahen, glaubten sie an die Auferstehung.

Ostern – Auferstehung – ist nicht ein unglaubliches Ereignis, sondern ein Geschehen, das den Glauben herausfordert als Lebenshaltung und Lebensführung. Wer so Ostern versteht und feiert, der erkennt, dass Auferstehung etwas mit unserem Leben und unserer Zukunft zu tun hat. Er spürt, dass es um das eigene Leben geht und um das der Mitmenschen, der Gesellschaft und der Schöpfung. Wer Ostern als Auferstehen zum neuen Leben begreift, freundet sich mit diesem unglaublichen Fest (auch wieder) an und feiert es gern, weil es Leben und Zukunft schenkt.

Gesegnete frohe Ostern.

Dr. Ludwig Schick

Erzbischof von Bamberg

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