Bundeskanzler Olaf Scholz äußert sich auf Twitter
Die erneute Gewalt, bei der ein Mann in seinen Fünfzigern und ein anderer in seinen Sechzigern ums Leben kamen, löste in Norwegen und darüber hinaus Entsetzen aus. König Harald V. (85) rief seine Landsleute auf, zusammenzustehen. Es gelte, gemeinsame Werte wie Freiheit, Diversität und Respekt füreinander hochzuhalten, damit alle sich sicher fühlen könnten. Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) drückten ihre Betroffenheit aus. „Das norwegische Volk kann sich unserer Anteilnahme gewiss sein. Der Kampf gegen den Terror eint uns“, schrieb Scholz auf Twitter.
Die Organisatoren der „Pride Parade“, die eigentlich am Samstag ihre 40. Parade feiern wollten, sagten auf Anraten der Polizei die gesamte Veranstaltung ab. „Wir werden bald wieder stolz und sichtbar sein“, sagte „Pride“-Chefin Kristin Haugsevje. Nun wolle man aber innehalten und den Angehörigen der Opfer Liebe und gute Wünsche senden. Am Nachmittag versammelten sich NRK zufolge dennoch einige Tausende und zogen durch die Straßen von Oslo, wo die Parade hätte stattfinden sollen.
Regenbohnen-Fahnen säumten auch am Samstag noch ganz Oslo - nicht nur Restaurants und Bars, auch Botschaften und offizielle Gebäude. Am Vorabend des geplanten Spektakels hatte es in der Stadt vielerorts bereits Feiern bis tief in die Nacht gegeben. Selbst kurz vor Mitternacht war es in der Juni-Nacht noch nicht ganz dunkel.
Panik und Verzweiflung vor Ort
Rund um den „London Pub“ verwandelte sich nach den ersten Schüssen die ausgelassene Stimmung dann aber in Panik und Verzweiflung, wie ein NRK-Journalist berichtete, der am Ort des Geschehens war. Er habe auf der Straße die Toten gesehen und Einsatzkräfte bei ihrem Versuch, die Verletzten schnellstmöglich zu versorgen.
Jonas Nilsen Sripilom, der eigentlich in den „London Pub“ kommen wollte, aber dann zu einer anderen Party ging, konnte kaum glauben, als er von den Angriffen hörte. „Nicht in unserem Oslo.“ Die Tat zeige, dass die Pride-Parade noch immer ihren Grund habe, sagte Sripilom dem Sender NRK. „Da geht es nicht nur um Spaß und darum, sich mit Glitzer und Farben zu schmücken. Wir marschieren, weil wir gehasst werden. Der Kampf ist noch nicht vorbei.“
Umringt von einer großen Menschentraube legte Kronprinz Haakon von Norwegen am Nachmittag gemeinsam mit Ministerpräsident Støre am Tatort Blumen nieder. Das Glockenspiel des Rathauses spielte „Somewhere over the Rainbow“. Am Sonntag wollten die Royals an einem Trauergottesdienst in der Kathedrale von Oslo teilnehmen.