Orchester-Umzug Die Musik spielt jetzt in Marktschorgast

Peter Rauscher
Erster Auftritt in der neuen Heimat: Das Jugendblasorchester Bad Berneck spielte zur Kerwa in Marktschorgast auf. Foto: Bruno Preißinger

Marktschorgast hat ungewöhnlichen Zuwachs bekommen: Das Jugendblasorchester Bad Berneck ist von der Kurstadt in die Marktgemeinde im Landkreis Kulmbach umgezogen. Die ist zwar kleiner, trotzdem gibt's dort mehr Platz.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bad Berneck/Marktschorgast - Bad Berneck hat sein klangvollstes Aushängeschild verloren: Das Jugendblasorchester hat in Marktschorgast eine neue Bleibe gefunden. Zurückkommen in die Kurstadt wird es allenfalls noch für öffentliche Auftritte.

Das Bedauern ist auf beiden Seiten groß: „Sehr schade“, sagt Michael Weiss, Abteilungsleiter des Jugendblasorchesters. „Ich bedauere den Umzug von ganzem Herzen“, sagt auch Bürgermeisterstellvertreter Robert Fischer.

Stiller Umzug

Ganz still ging der Umzug nach Marktschorgast vonstatten, und abgeschlossen ist er auch noch nicht. „Das meiste Inventar lagert noch in unseren alten Räumen in der ehemaligen Raiffeisenbank in Bad Berneck“, sagt Weiss unserer Zeitung. Denn die künftigen Räume im Untergeschoß der Marktschorgaster Turnhalle können noch nicht bezogen werden. Sie stehen leer, seit die Schützen sich aufgelöst haben. Die Schießstände kamen schon raus, jetzt muss der Raum noch für die Bad Bernecker Bläser hergerichtet werden.

Probe im Freien

Einstweilen probt das Jugendblasorchester einmal wöchentlich im Freien oder in der Turnhalle, sagt Weiss. Nach einem dreiviertel Jahr pandemiebedingter Pause hatte sich das Jugendblasorchester Anfang Juni erstmals wieder zur Probe getroffen – und das schon nicht mehr in Bad Berneck, sondern in der neuen Heimat Marktschorgast. Ein erster öffentlicher Auftritt folgte dann im Juli bei einem Konzert, als Ersatz für die ausgefallene Kerwa in Marktschorgast – offenbar sehr zur Freude der dortigen Bevölkerung. „Wir wurden mit offenen Armen aufgenommen“, sagt Weiss.

Altes Quartier soll Parkplätzen weichen

Dass Bad Berneck sein Jugendblasorchester verlieren würde, hatte sich seit Monaten abgezeichnet. Das Quartier der Musiker, das ehemalige Gebäude der Raiffeisenbank, gehört der Stadt. Und die will das alte Gebäude abreißen, um in absehbarer Zeit hier dringend benötigte Parkplätze zu errichten.

Das Orchester hatte von der bevorstehenden Änderung erst aus dem Kurier erfahren, was unter den Musikern für Irritationen gesorgt hatte. In einem Brief an die Stadt bat man um Hilfe bei der Suche nach einem Ersatzquartier. In Aussicht stand zunächst eine Nutzung des Kurhauses, „aber das ist schon allein aus baulichen Gründen nicht durchführbar“, sagt Fischer.

Die andere größere städtische Immobilie, das ehemalige Stadtmuseum, soll verkauft werden und hätte auch nicht einmal eine Heizung. Privat einmieten - etwa im ehemaligen Popp-Gebäude – wäre für den Verein mit 25 aktiven Musikern und rund 60 Mitgliedern auf längere Sicht zu teuer gewesen. „Wir brauchen aber Platz und einen Raum auf Dauer für unsere teuren Instrumente und Geräte“, sagt Weiss.

„Bedauerlich, aber logisch“

„Bedauerlich, aber logisch“ nennt Fischer, dass sich die Musiker ein neues Quartier gesucht haben. Der eine oder andere Marktschorgaster spielt im Orchester mit, die Miete dort ist niedrig, die Räumlichkeit auf Jahre hinaus sicher und gut geeignet. Auch in Himmelkron hatte man sich umgeschaut, wurde aber nicht fündig.

Mehr kämpfen, bitte

Dennoch gibt es auch bei Musikern Bedauern. Schlagzeugerin Susanne Opel, die als einzige aktive Orchestermusikerin für die Freien Wähler im Bad Bernecker Stadtrat sitzt und dort Jugendreferentin ist, hatte vergeblich ein Bekenntnis der Stadt zum Jugendblasorchester verlangt. Sie hätte sich gewünscht, dass man mehr um den Verbleib am Standort Bad Berneck gekämpft hätte, sagt sie jetzt dem Kurier. Generell ist die Kommunikation zwischen Vereinen und Stadt Bad Berneck in ihren Augen verbesserungsfähig.

Diskussion um künftigen Namen

Ob das Jugendblasorchester Bad Berneck nach seinem Wegzug eine Abteilung der Musikschule Bad Berneck-Himmelkron bleiben oder ein eigener Verein wird, steht nach den Worten von Weiss ebenso wenig fest wie der künftige Name. „Wir haben jetzt andere Prioritäten“, sagt er.

Innerhalb des Orchesters werde aber diskutiert, ob die Ortsbezeichnung Bad Berneck trotzdem im Namen des Orchesters bleiben kann. Schließlich sei man nicht böse auf die Stadt und wolle weiter ein gutes Verhältnis. Der nächste öffentliche Auftritt beim Weihnachtsmarkt im Kurpark ist schon gebucht.

Bilder