Die ersten Nächte im Frauenhaus waren hart für sie. Sie schlief schlecht, hatte große Angst, dass ihr früherer Partner sie finden würde. „Zum Glück hatte ich immer Ansprechpartner vor Ort, die mich stützten und auffingen“, sagt sie. Noch immer versucht sie sich an die Wohnsituation zu gewöhnen: Bis zu zehn Frauen leben gleichzeitig in dem Haus, jede hat ihr eigenes Schicksal zu bewältigen. Sie teilen sich Bad, Wohnzimmer, Küche. Nehmen am Leben der anderen Teil. „Ich muss mich da abkapseln, denn die Geschichten der anderen zu hören würde mich noch mehr runterziehen“, sagt Maria L. Dafür spricht sie oft mit ihrer Betreuerin Christine Ponnath. Diese weiß: „Jede Frau geht mit der Situation anders um.“
Mehrmals täglich besucht Maria L. ihren Hund, redet viel mit ihrem Sohn und geht mit der Tochter in der Innenstadt einkaufen. Zwischendurch liest sie viel und genießt es, selbstständig Entscheidungen treffen zu dürfen. „Das erste, was ich mir nach der Trennung erlaubt habe, war shoppen zu gehen“, sagt sie. Noch immer kann sie es kaum glauben, dass sie künftig das tun darf, was sie möchte. Dass sie einkaufen darf, was sie will. Und sie sich schminken und kleiden kann, wie es ihr gefällt.
Auch heute verletzt sie das Verhalten ihres früheren Partners noch – „ich habe alles getan und er hat das nie gewürdigt.“ Wie ihr Vater – „mein Partner war genau wie er“. Ihr derzeit größter Traum ist eine eigene Wohnung, wo sie mit Hund Ben leben kann. Doch das wird schwierig, denn die Frauen aus dem Frauenhaus warten bis zu einem Jahr auf eine für sie bezahlbare Unterkunft. Bis dahin möchte sie die Zeit nutzen und ihre traumatische Vergangenheit aufarbeiten. Um dann gestärkt in die Zukunft zu starten.
Info:
Betroffene von häuslicher Gewalt und deren Angehörige können sich Informationen zu Hilfsangeboten bei der zuständigen Polizei einholen. Das Frauenhaus Bayreuth ist unter der 0921/21116 erreichbar.