Opel-Übernahme als Chance

Von Roland Töpfer
Timo Piwonski ist Timo Piwonski ist Chef des Münchberger Autozulieferers Iprotex und seit Februar 2012 Vorsitzender des oberfränkischen Autonetzwerkes OfraCar. Foto: red Foto: red

Wie bewerten oberfränkische Autozulieferer den Verkauf von Opel an PSA Peugeot Citroën? Wird der Kostendruck durch den neuen Autoriesen noch mehr steigen? Wir fragten nach bei Timo Piwonski, dem Vorsitzenden des oberfränkischen Autonetzwerkes Ofracar (Bayreuth) und Chef des Münchberger Autozulieferers Iprotex.

 
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Peugeot kauft Opel. Wie bewerten Sie die Übernahme?
Timo Piwonski: Synergien sind hier sicherlich gegeben, allerdings bewegen sich PSA und Opel auf gleichen Märkten und sprechen auch gleiche Käufergruppen an. Spannend wird es, wie man die jeweiligen Marken positionieren kann und wird.

GM zieht sich damit aus Europa zurück. Warum?
Piwonski: Vermutlich weil GM mit seinen amerikanischen Marken auf dem europäischen Markt nie richtig Fuß fassen konnte. In Asien ist man erfolgreicher unterwegs und sieht dort womöglich höhere Wachstumschancen. Opel und GM – das war nie eine richtig geglückte Ehe.

Bekommt Opel mit Peugeot die Kurve und wird wieder profitabel?
Piwonski: Ich glaube, Opel hat bereits die Kurve gekriegt. Opel bietet ein breites Fahrzeugportfolio zu attraktiven Konditionen an. Ansprechendes, junges Design, tolle Modellpalette. Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch im Hinblick auf Qualität hat Opel deutlich nachgelegt. Wenn Fertigungsprozesse und Abläufe optimiert werden, könnte es für beide Seiten auch positive Synergien ergeben. Sicherlich auch bei den Aktivitäten auf den unterschiedlichen Märkten. Opel ist meines Erachtens gut aufgestellt.

Was muss zum Gelingen passieren?
Piwonski: Durch den Zusammenschluss haben Opel und PSA eine bedeutende Anzahl an Werken. An internationalen Standorten werden dann die unterschiedlichsten Baureihen und Modelle produziert. Um in diesem Preissegment, in dem Opel/PSA unterwegs ist, erfolgreich bestehen zu können, bedarf es sicherlich des Aufbaus einer marken- und wohl auch baureihenübergreifenden Plattformstrategie, wie wir sie beispielsweise schon beim Volkswagen-Konzern kennen.

Werden Werke geschlossen?
Piwonski: Um bei den Fertigungskosten wettbewerbsfähiger zu werden oder zu bleiben, dürften mit ziemlicher Sicherheit auch Produktionsstandorte auf dem Prüfstand stehen. Schon im Rahmen der Zusammenarbeit mit GM standen einige Opel-Werke kurz vor dem Aus. Bleibt zu hoffen, dass die Konzernführung nicht nur den Rotstift bei den Mitarbeitern ansetzt.

Der neue Autoriese kauft bei seinen Zulieferern höhere Stückzahlen ein. Das erhöht den Preisdruck?
Piwonski: Diese Entwicklung wird sicherlich früher oder später eintreten und es dürfte auch sicherlich gewollt sein. Allerdings kenne ich aus meinem täglichen Geschäft zahlreiche Beispiele, wo man meinte, nur mit riesigen Mengen noch mehr Preisdruck ausüben zu können. Man darf nicht vergessen, dass die Zulieferer bereits enormem Preis- und Kostendruck ausgesetzt sind. Riesige Margen sind ohnehin kaum mehr vorhanden.

Was bedeutet das für die oberfränkischen Autozulieferer?
Piwonski: Unsere Zulieferindustrie in Oberfranken ist gut aufgestellt. Wir haben in der Region fleißige Mitarbeiter, gut ausgebildete Fachkräfte und viele Innovationen in unseren Firmen. Gute und interessante Produktionsbedingungen und gute Infrastruktur. Ich bewerte diesen Zusammenschluss nicht als Risiko, sondern als Chance.

Wie viele Autozulieferer gibt es in Oberfranken?
Piwonski: Rund 270 Betriebe mit 40.000 Beschäftigten sind direkte Autozulieferer oder mit der Autoindustrie eng verwoben.

Wie laufen die Geschäfte in Ihrem Unternehmen?
Piwonski: Wir sind mit dem Geschäftsverlauf sehr zufrieden. Wir haben einige hochinteressante Neuaufträge gewonnen. Unter anderem für PSA und Opel. Damit werden wir weiter wachsen. In unserer Heimat, aber auch an meinen internationalen Standorten.

Elektromobilität und Digitalisierung stellen neue Anforderungen an die Zulieferer. Sind Sie dafür gerüstet?
Piwonski: Seit Jahren befassen wir uns mit dem Thema Elektromobilität. Wir beschäftigen uns damit, wie unsere technischen Textilien in diesen Fahrzeugen aussehen müssen. Produkte für das Bordnetz haben extrem hohe Anforderungen zu erfüllen, um bei Unfällen die Insassen vor Hochspannung zu schützen. Auch müssen diese Fahrzeuge beim Gewicht immer weiter optimiert werden, um noch höhere Reichweiten zu erzielen. Da spielen technische Textilien aus unseren Industriezweigen eine große Rolle. Innovative Leichtbauprodukte sind gefragt.

Wird das E-Auto Arbeitsplätze bei den Zulieferern vernichten?
Piwonski: Viele sogenannte Branchenkenner sagen das Aus von vielen Zulieferern voraus. Die Automobil- und Zulieferindustrie musste sich schon immer neu ausrichten und mit Innovationen punkten. Somit gibt es auch hier viele Chancen, wenngleich die Aufgabenstellungen für uns alle nicht einfacher werden.

Das Gespräch führte Roland Töpfer