Erstmals in der Olympia-Geschichte begrüßte dieselbe Stadt im Sommer und Winter die Athletinnen und Athleten. Um 21.51 Uhr Ortszeit erklärte Xi das 16-tägige Riesensportfest mit 3000 Athleten aus 91 Nationen und 109 Entscheidungen ohne weitere Umschweife für eröffnet – danach flogen sofort die Feuerwerksraketen. Chinas Sportlerinnen und Sportler waren zuvor als einzige zu einem patriotischen Lied einmarschiert, alle anderen zu Klängen westlicher klassischer Musik.
Kurz nach den Worten des Gastgebers entzündeten die Langläuferin Dinigeer Yilamujiang und der Nordische Kombinierer Zhao Jiawen als letzte Staffelläufer bei minus fünf Grad das Olympische Feuer. Bemerkenswert: Yilamujiang stammt aus dem uigurischen autonomen Gebiet Xinjiang.
Acht positive Coronatests trüben die Stimmung im deutschen Team
Eisschnellläuferin Pechstein, die an ihren achten Spielen teilnimmt, schwenkte zusammen mit dem Bob-Dominator Francesco Friedrich die deutsche Fahne. Der 49-Jährigen, mit neun Medaillen erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin, folgte etwa die Hälfte des 149-köpfigen Team D, in dem acht positive Coronatests schon von dem Start für Aufregung gesorgt hatten.
Bei der bunten Eröffnungsshow, die wie schon 2008 der chinesische Filmregisseur Zhang Yimou inszenierte, traten auf einer kristallklaren „Eisfläche“ aus 11 600 Quadratmetern LED-Paneelen keine Profitänzer auf, sondern Studenten, Schüler und normale Bürger aus Peking und Umgebung. Das Motto „eine Welt, eine Familie“ nahm Bezug auf ein 2000 Jahre altes chinesisches Sprichwort, nach dem ein Weiser die ganze Welt als eine Familie begreift.
Weltweite Proteste gegen die Olympischen Spiele
Der Widerspruch zur Realität könnte nicht größer sein. Denn die Kritik am Ausrichter wegen der Menschenrechtsverletzungen vor allem im Umgang mit der muslimischen Minderheit der Uiguren und der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong überschattet die 24. Winterspiele. Weltweit protestierten Menschen auch am Eröffnungstag, Aktivisten in Los Angeles, Neu Delhi oder Berlin zeigten Transparente mit „No Olympics“, „Spiele der Schande“ oder „Völkermord-Spiele“.
Rund 500 Tibeter demonstrierten zudem vor dem IOC-Sitz in Lausanne und forderten den Boykott der Spiele. In Hongkong wurde der bekannte Aktivist Koo Sze-yiu vor einem geplanten Protest festgenommen. All dem zum Trotz lobte Bach China in den höchsten Tönen: „Wir können dieses neue Kapitel der Sportgeschichte nur dank unserer gütigen Gastgeber schreiben, der Menschen in China.“
Russlands Präsident Putin ist unter den Gästen im Stadion
Zu den nur rund 30 Staatsgästen gehörte Russlands Präsident Wladimir Putin, mit dem sich Xi am Rande der Feier über eine „gemeinsame Vision“ in Bezug auf die internationale Sicherheit austauschen wollte. Dabei sollte es unter anderem um die Ukraine-Krise gehen. Der olympische Geist stehe „für Frieden, Respekt und Verständnis“, beschwor UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Videobotschaft, „die Athleten verkörpern diese Werte und inspirieren uns alle.“