Olympia 2016: Verlorene Spiele

Von Martina Bay
 Foto: red

Was hatten sich die Brasilianer gefreut, als das Land vor sieben Jahren den Zuschlag für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro bekam. Das zweite Großereignis nach der Fußballweltmeisterschaft 2014. Doch auf Leichtathletik, Rudern oder Schwimmen hat die Mehrheit der Brasilianer gerade überhaupt keine Lust.

 
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Denn das Land steckt in seiner schlimmsten politischen und wirtschaftlichen Krise: Die Präsidentin Dilma Rousseff ist suspendiert, etliche Politiker und Bauunternehmer sitzen wegen eines riesigen Korruptionsskandals um das staatliche Ölunternehmen Petrobras im Gefängnis, Angestellte des öffentlichen Dienstes bekommen seit Monaten kein Gehalt.

Auch nicht die Polizisten in Rio de Janeiro, die bei den Olympischen Spielen eigentlich für die Sicherheit der Touristen sorgen sollen. Doch das wird nur schwer zu schaffen sein, die Gewalt ist mit voller Wucht in die 6,5-Millionen-Metropole zurückgekehrt. Zum traurigen Alltag gehören Schießereien mit Drogenhändlern in den Armenvierteln, deren Bewohner sicher nicht an Olympia denken. Erst recht nicht bei den teuren Tickets, die je nach Wettbewerb weit über 150 Euro liegen können; eine Zumutung bei einem Mindestlohn von 220 Euro.

Wut auf korrupte Politiker und Bauunternehmer

Hinzu kommt, dass der Lieblingssport der Brasilianer immer noch der Fußball ist. Auf den Schultern des brasilianischen Fußballstars Neymar lastet deshalb auch die größte Hoffnung von 200 Millionen Brasilianern, eine olympische Goldmedaille nach Hause zu holen. Mit Speerwerfen oder Kugelstoßen kann der Brasilianer wenig anfangen, es gibt einfach keine sportlichen Vorbilder.

Die Brasilianer sind wütend. Auf die Politiker und die wenigen Bauunternehmer, die öffentliche Gelder in die eigene Tasche stecken und am Großprojekt Olympia am meisten verdienen. Die Mehrheit der Brasilianer dagegen hat gar nichts davon. Für sie sind es verlorene Spiele.