Ohne sie hätte es das Bayerische Staatsballett so nicht gegeben: gestorben Die Grande Dame des Balletts ist tot

Von Britta Schultejans
 Foto: red

"Ich habe es gesehen und wusste, das ist es und sonst nichts" - so beschrieb Konstanze Vernon die Liebe zu ihrem Beruf, ihrer Berufung: dem Ballett. Jahrzehntelang stand sie auf der Bühne und begeisterte ihr Publikum. Jetzt ist der Vorhang gefallen.

 
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Konstanze Vernon starb am Montag im Alter von 74 Jahren in München, wie die von ihr gegründete Ballettstiftung Heinz Bosl und das Bayerische Staatsballett am Dienstag bekanntgaben. Erst Anfang Januar hatte sie ihren Geburtstag gefeiert. Am 30. Januar ist nun die Trauerfeier geplant.

In Berlin geboren

Jahrzehntelang prägte Vernon, die 1939 als Konstanze Herzfeld in Berlin geboren wurde, den Tanz in München und weit über die Stadtgrenzen hinaus; erst als Primaballerina der Bayerischen Staatsoper, dann als Gründungsdirektorin des Staatsballetts. Sie galt als Ikone des Tanzes, Grande Dame und Botschafterin des Balletts.

1998 gab sie die Leitung des Staatsballetts an ihren Nachfolger Ivan Liska ab. "Ihrem Rat folgte ich gerne", schreibt er. "Unsere Ansichten, auch wo sie auseinandergingen, führten doch immer zu den gemeinsamen höchsten Zielen: Ausbilden, Erziehen, Fördern durch Fordern, um die höchstmögliche Qualität zu erreichen, ob in München oder auf dem internationalen Terrain."

Vernon habe Generationen des künstlerischen Nachwuchses geprägt, sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der nach eigenen Angaben eng mit der Tänzerin befreundet war. "Als Musik- und Ballettstadt hat München der künstlerisch kompromisslosen, vitalen, auch ehrgeizigen, leidenschaftlichen und mit ansteckender Fröhlichkeit gesegneten Persönlichkeit viel zu verdanken, vor allem die Perspektive, eine bedeutsame Stadt in der internationalen Ballettszene zu bleiben." Die bayerische Landeshauptstadt hatte der Künstlerin im Jahr 1990 den Kulturellen Ehrenpreis überreicht.

Ausbildung bei Gsovsky

Ihre Ausbildung begann Vernon als Sechsjährige bei der berühmten russischen Pädagogin Tatjana Gsovsky, mit 14 Jahren wurde sie Mitglied des Berliner Balletts und mit 17 dessen jüngste Solistin - bis der Ballettdirektor der Bayerischen Staatsoper sie entdeckte. Heinz Rosen holte sie als Solistin nach München. 18 Jahre lang begeisterte sie dort als Primaballerina, mit ihrem Tanzpartner Heinz Bosl bildete sie "das Traumpaar der Münchner Staatsoper".

"Konstanze Vernons Interpretationen der tragischen Titelfigur in Giselle und der Tatjana in John Crankos Ballett Onegin setzten Maßstäbe für die folgenden Generationen", schreibt das Staatsballett über seine Gründerin.

Vernon wollte ihre Liebe zum Tanzen teilen. Und so kümmerte sie sich bereits während ihrer aktiven Zeit immer auch um den Nachwuchs. Im Jahr 1978 gründete sie eine Ballettstiftung und gab ihr den Namen ihres verstorbenen Tanzpartners Bosl. Damit legte sie den Grundstein für eine völlig neue Tanzausbildung in Bayern. Bis zuletzt war die Vorstandsvorsitzende der Stiftung.

Vernon unterrichtete auch zunächst stundenweise an der Hochschule für Musik und Theater in München, nach Abschluss ihrer aktiven Laufbahn bekam sie dort eine Professur. 2007 übergab sie die Leitung der Ballettakademie an ihren Nachfolger Robert North.

Für ihre Arbeit wurde sie mit Preisen überhäuft. So erhielt sie als erste Deutsche schon 1962 den Serge-Lifar-Preis der Pariser Académie. "Ballett vom Feinsten, stets sterneverdächtig, hat einen Fixstern in München - Sie, verehrte Frau Vernon", sagte der damalige bayerische Kunstminister Thomas Goppel (CSU), als er ihr 2002 zum 65. Geburtstag gratulierte.

Kurze, schwere Krankheit

Am Montag starb Konstanze Vernon nun nach kurzer, schwerer Krankheit in einer Münchner Klinik. Ihr Nachfolger Liska schreibt: "Sie lebt weiter in unserer Arbeit, im Gedächtnis des Publikums und in den Herzen vieler Tänzergenerationen, die sie geprägt hat."