Offensive der Leitung kommt gut an HIV in der Kita: Infoabend nimmt Eltern die Angst

Von Andreas Gewinner
Ein Thema mit Emotionen: Martina Höll von der Aidsberatung Oberfranken der Diakonie Bayreuth (links) informierte in der Gefreeser Kindertagesstätte Pfiffikus zahlreiche Eltern über das Thema HIV. Ein HIV-positives Kind besucht die Kindertagesstätte. Foto: Münchberger Foto: red

„Wir dachten, wir werden zerfleischt.“ Zwei Tage später ist Gabi Schieweck die Erleichterung anzuhören. Zwei Tage nach dem sachlich verlaufenen Informationsabend zum Thema HIV in der Kindertagesstätte Pfiffikus in Gefrees.

 
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An der Kindertagesstätte Pfiffikus gibt es ein Kindergartenkind, das HIV-positiv ist. Ein Kind, das den Virus in sich trägt, nicht „aidskrank“ ist, wohlgemerkt. „Wir hatten erst Angst vor dem Informationsabend, hatten viel mehr Emotionen erwartet“, so Kitaleiterin Gabi Schieweck, „aber ich verstehe auch die Ängste der Eltern.“ Eine Abmeldung eines Kindes deswegen, wie am Donnerstag berichtet, habe es indes nicht gegeben, stellt sie richtig.

Erste Gerüchte

Im August machten erste Gerüchte über das HIV-positive Kind die Runde in Gefrees. Und brachten die Kindergartenleitung in eine schwierige Lage, in einen Zwiespalt zwischen Schweigepflicht einerseits und Informationspflicht andererseits. Jedes Kind hat ein Postfach in der Kindertagesstätte, in dem Informationen an die Eltern deponiert werden. Auf diesem Weg informierte die Leitung die Eltern mit einem Handzettel mit allgemeinen Informationen zum Thema HIV und Aids und zum äußerst geringen Ansteckungsrisiko, ohne Hinweis auf die Gerüchte. „Damit haben wir möglicherweise schlafende Hunde geweckt und die Eltern auf das Thema aufmerksam gemacht, die noch nichts davon gehört hatten“, so Schieweck. Die Leitung nahm zuvor auch Kontakt zur Aidsberatung Oberfranken der Diakonie auf und zum Gesundheitsamt.

Die Gerüchteküche brodelte weiter. Eltern reagierten panisch. Und als eine Mitarbeiterin via Facebook deswegen kontaktiert wurde, unter Nennung eines Namens, entschloss sich die Leitung, in die Offensive zu gehen, so die stellvertretende Leiterin Anja Fuchs. Resultat war der Informationsabend vom Dienstagabend.

Bestbesuchter Elterabend

Rund 50 Eltern waren gekommen. „Unser bestbesuchter Elternabend jemals“, so Gabi Schieweck. Gleichwohl: Bei 165 Kindern in der Kita kam nicht mal ein Drittel der Eltern. Schieweck: „Wir haben viele Rückmeldungen im Vorfeld bekommen von Eltern, die sagten: Wir haben uns selber informiert und schlaugemacht, wir brauchen nicht kommen.“

Von denen, die kamen, „gab es am nächsten Tag ganz viele positive Feedbacks“, so Anja Fuchs. Die Informationen am Elternabend waren im Grunde die gleichen wie auf dem Handzettel vom August. Warum klappte diesmal, was im August nicht funktionierte? „Vielleicht es ein Unterschied, die Informationen persönlich von einer Autorität zu hören“, vermutet Fuchs.

Kaum noch offene Fragen

Die „Autorität“, das ist Martina Höll von der Aidsberatung der Diakonie in Bayreuth. Für sie war der Abend übrigens eine Premiere. Gefrees hat nicht den einzigen Kindergarten mit einem HIV-positiven Kind. „Aber in aller Regel ist es gelungen, das Thema in kleinem Rahmen zu halten.“ Im Rückblick ist auch sie überrascht von der sachlichen Atmosphäre des Abends: „Die Emotionen sind nicht hochgekocht, ich wurde nicht unterbrochen. Und am Schluss gab es kaum noch Fragen.“ Ein Vater habe den Abend auf den Punkt gebracht: Es gebe kein Risiko für die anderen Kinder, und dass man nun zur Normalität zurückkehren könne. „Das fand ich ein tolles Resümee.“

Ein Teilnehmer des Abends, der namentlich nicht genannt werden will, fand den Abend „informativ und gut aufgebaut. Mir wurden Ängste und Sorgen genommen. Ich hoffe, dass das auch bei den anderen Eltern so angekommen ist, und dass wir wieder einen normalen Betrieb haben.“