Obernsees: Wer die Therme künftig bezahlt

Von Thorsten Gütling

Die Therme Obernsees wird 20 Jahre alt, braucht ein neues Bohrloch fürs Thermalwasser und Mistelgau will künftig weniger für die Therma bezahlen.

 
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Nach 20 Jahren ist der Brunnen aus dem das Thermalwasser für die Therme Obernsees sprudelt, an seine Belastungsgrenze gekommen. Das als Provisorium geplante, 14 Zentimeter enge und daher anno 1983 mit 80.000 DM besonders günstige Bohrloch sei mehr und mehr von Ablagerungen verstopft. Eine Reinigung des mehr als 1390 Meter tiefen Brunnens gestalte sich aufgrund dessen Enge als schwierig. Die Reinigung koste jedes Mal rund 20.000 Euro.

Die bergrechtliche Erlaubnis für die Bohrung läuft daher im September 2020 aus. Eine Verlängerung hat das Bergamt Nordbayern bereits ausgeschlossen. „Mit dieser Bohrung ist kein Staat mehr zu machen“, sagt der Geschäftsleiter des Thermenzweckverbands, Gernot Geyer.

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Im nächsten Jahr soll daher ein neues Loch gebohrt werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf mindestens 2,2 Millionen Euro. Nicht in den Kosten enthalten ist der Preis für den Rückbau oder einfachen Verschluss des alten Bohrlochs. Billig wird aber auch das nicht werden. Wegen des im Bohrloch herrschenden Wasserdrucks von 120 bis 130 Bar, könnte auch das eine Millioneninvestition werden. Zum Vergleich: Die Sanierung des vorhandenen Bohrlochs soll mindestens 2,4 Millionen Euro kosten. Ob es reicht, das Bohrloch zu verplomben, oder ob Rohre ausgebaut werden müssen, sei noch nicht entschieden, so Geyer.

Die Qualität des Obernseeser Thermalwasser sei besser als das der meisten Mitbewerber. Während sich die Mitglieder des Zweckverbands daher einig sind, dass es keine Alternative zur Bohrung eines neuen Brunnens gibt, herrscht Uneinigkeit darüber, welchen Anteil an den Kosten künftig die Gemeinde Mistelgau zu tragen hat.

Streit um die Umlage

Von Vorteilen, die die Therme der Gemeinde brächte und die sich andere wünschten, spricht Landrat Hermann Hübner. Aber auch davon, dass Mistelgau ein großer Mitzahler sei, der um eine weitere finanzielle Entlastung gebeten habe. Unter Vorbehalt, weil Gespräche dazu im Kreistag noch nicht stattgefunden hätte, macht der Landrat dem Mistelgauer Bürgermeister Karl Lappe einen Vorschlag. Ab dem nächsten Jahr solle der Anteil, den die Gemeinde an den Kosten zu stemmen habe von 30 auf 23 Prozent sinken, der des Landkreises dafür von 70 auf 77 Prozent steigen. Die Gemeinde Mistelgau soll damit jährlich bis zu 100.000 Euro sparen. Schon einmal wurde der Anteil Mistelgaus an den Thermenkosten von 45 auf 30 Prozent gesenkt.

Zustimmen muss der Kreistag übrigens nicht. Wer, wie der Landkreis, einen Zweckverband gründe, der übertrage diesem alle Aufgaben, Rechte und Pflichten, sagt Geschäftsführer Geyer. „Über Widerspruch werden wir uns aber nicht einfach hinweg setzen, sondern die gewohnten Umgangsformen wahren“, kündigt Landrat Hübner an.

Mistelgau will noch weniger zahlen

Den Vertretern Mistelgaus gehen die Einsparungen aber nicht weit genug. Gemeinderat Hans Sturm sagt, Nachbargemeinden hätten die gleichen Vorteile von der Therme wie die Gemeinde Mistelgau, müssten dafür aber nicht bezahlen. Wegen der Therme sei Mistelgau die Gemeinde mit der dritthöchsten Verschuldung im Landkreis. An dieser Aussage entzündet sich ein Streit. Die Entwicklung des Tourismus rund um die Therme nehmen, wie am Feriendorf zu sehen sei, langsam Fahrt auf, sagt Landrat Hübner. Solche Vorteile hätten die Nachbargemeinden nicht.

Der Aufseßer Bürgermeister Ludwig Bäuerlein sagt, dass Mistelgau auch große Mengen Wasser an die Therme verkaufe. Lappe hält dagegen, dass diese Mehreinnahmen für Winterdienst und Straßenbeleuchtung an der Therme draufgingen und es wegen der Wohnmobiltoiletten auf dem Thermengelände immer wieder zu einer starken Erhöhung der Phosphatwerte in der Kläranlage komme. „Das so pauschal zu behaupten halten wir für nicht stichhaltig. Dafür ist die Verdünnung in den Chemieklos eigentlich zu hoch“, hält Geyer dagegen und sagt weiter: „Ohne die Therme wären erhebliche Gebührenerhöhung für die Mistelhauer Bürger nötig.“ Es gelte schließlich die Regel: Je mehr Abnehmer, desto geringer die Umlagen.

Die Therme in Zahlen

Genau 40 Wohnmobilstellplätze gibt es an der Therme. 66.000 Euro Umsatz hat die Therme damit im vergangenen Jahr gemacht. 5000 Besucher kamen deshalb in die Therme, das sind 900 mehr als im Vorjahr. Aus dem seit April vergangenen Jahres eröffneten Feriendorf mit seinen mittlerweile 14 Häusern fanden 900 Erwachsene und 390 Kinder den Weg in die Therme. Das sind 0,5 Prozent der Thermenbesucher und somit „ausbaubar“, wie der Betriebsleiter der Therme, Uli Gesell, sagt.

Die übrigen Zahlen: 258.000 Besucher haben im vergangenen Jahr das Bad besucht. Das sind 11 000 weniger als im Vorjahr. Alleine in der Sauna fehlten 9000. Geyer erklärt das mit der Eröffnung der neuen Therme in Weißenstadt. Mittlerweile seien die Kunden aber zurückgekehrt. Aus dem 123.000-Euro-Defizit, das die Therme im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt hatte, sei im ersten Quartal 2018 ein Minus von 17.000 Euro geworden. Der Schuldenstand des Zweckverbands beträgt 7,1 Millionen Euro.

Zum Vergleich: In Bad Staffelstein, wo die Obermain Therme jährlich 750.000 Besucher zählt, beläuft sich der Schuldenstand auf rund 25 Millionen Euro. Um das Defizit zu decken müssten der Eintritt in Obernsees um etwa 2,60 Euro verteuert werden oder sich die Zahl der Besucher um etwa 400.000 erhöhen. Im Zweckverband ist man sich einig, dass Preise von rund 15 Euro für einen dreistündigen Zutritt zur Badewelt von den Kunden nicht angenommen würden.

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