Oberfränkische Genossenschaftsbanken klagen über zunehmende Bürokratie 80 Daten für einen Kredit

Von

„Viele gute Nachrichten“ hatte Gregor Scheller, oberfränkischer Bezirkspräsident des Genossenschaftsverbandes Bayern, für das Geschäftsjahr 2014 zu verkünden. Trotz des kaum noch vorhandenen Zinses konnte man in allen Geschäftsbereichen zulegen. Verdruss bereitet dagegen die zunehmende Regulierung auf europäischer Ebene.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Gregor Scheller, Bezirkspräsident Oberfranken des Genossenschaftsverbandes Bayern und Vorstandsvorsitzender der Volksbank Forchheim (links); Karlheinz Kipke, Stellvertretender Bezirkspräsident und Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Coburg. Foto: red

Nein, Freunde sind sie wirklich nicht, die Genossenschaftsbanken und die Europäische Zentralbank (EZB). Sind die Zinsen praktisch abgeschafft, so machen den Banken die zunehmenden Regulierungsvorgaben zu schaffen. „Da werden Meldungen verlangt, da muss man sich an den Kopf greifen“, klagte Karlheinz Kipke, stellvertretender oberfränkischer Bezirkspräsident des Genossenschaftsverbands Bayern, am Freitag in Bayreuth vor der Presse. Ein Beispiel für das „bürokratische Monster“: die neue Kredit-Datenbank der EZB. Hierin sollen für jeden ausgegebenen Kredit bis zu 80 Kreditmerkmale sowie zusätzlich bis zu 15 Merkmale des Kreditnehmers erfasst werden. „Geplant sind riesige Datenberge, deren Nutzen sich mir nicht erschließt“, so Kipke: „Wir kennen unsere Kunden, aber was macht Brüssel mit den Daten?“ Zumal das Ganze erhebliche Kosten verursache: Bayernweit fielen bei den Kreditgenossenschaften jährlich 33 Millionen Euro an Personalkosten im Zusammenhang mit den Regulierungsvorgaben an.

Nach der Werbung weiterlesen

Teurer Münzentest

Und Bezirkspräsident Gregor Scheller hat auch noch eine „Stilblüte“ der Bankenregulierung parat: „Seit Anfang des Jahres müssen die Kreditinstitute selber Münzen auf ihre Echtheit prüfen, bevor sie diese in Umlauf bringen.“ Mit erheblichen Kosten für die Regionalbanken: Entweder müsse ein externer Dienstleister beauftragt werden, oder die Banken müssten in Münzbearbeitungsmaschinen investieren. „Die Kosten gehen dabei für ein Einzelinstitut bis in den sechsstelligen Bereich“, so Scheller. Und das bei einer rückläufigen Zahl falscher Münzen in Deutschland: „Laut Bundesbank lag der gesamtwirtschaftliche Schaden 2014 bei etwa 80 000 Euro.“

Erfolgreich unterwegs

Und dennoch: Die genossenschaftlichen Banken in Oberfranken waren 2014 erfolgreich unterwegs, noch besser als im Vorjahr. So stieg die Bilanzsumme der 25 Volksbanken und Raiffeisenbanken um 2,8 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Fünf Milliarden Euro wurden an Krediten vergeben, ein Plus von 4,4 Prozent. Darunter sind 2,0 Milliarden Euro (plus 4,0 Prozent) Kredite an Firmenkunden. Und: Trotz der niedrigen Zinsen stiegen die Kundeneinlagen um 2,3 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. „Das zeigt, dass die oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken auch in einem widrigen Zinsumfeld als sichere Institute zur Geldaufbewahrung geschätzt werden“ freute sich Präsident Scheller: „Sie gelten auch als zuverlässige Berater. Denn auch das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen wie Aktien und Investmentfonds ist um 6,4 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro gestiegen.“ Insgesamt legte das bereinigte Ergebnis vor Ertragssteuern um neun Basispunkte auf 1,00 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme zu – auf 104 Millionen Euro.

Die Genossenschaftsbanken in Oberfranken

Platzhirsch in Oberfranken ist die VR-Bank Coburg mit einer Bilanzsumme von 1324 Millionen Euro. Weitere Platzierungen – eine Auswahl:

  5. VR-Bank Bayreuth 910

  8. Kulmbacher Bank 705

12. VR-Bank Fichtelgebirge 351

17. Raiffeisenbank Hollfeld-Waischenfeld-Aufseß 147

18. Raiffeisenbank Gefrees 124

20. Raiffeisenbank Thurnauer Land 99

21. Raiffeisenbank am Kulm 88

23. Raiffeisenbank Emtmannsberg 56

Die Banken in Zahlen

So wirtschafteten die oberfränkischen Volksbanken und Raiffeisenbanken im Jahr 2014 (in Milliarden Euro, Vorjahr in Klammern)

Bilanzsumme: 10,6 (10,4)

Bilanzielle Kundengelder:8,5 (8,3)

Außerbilanzielles Kundenanlagevolumen: 4,6 (4,3)

Bilanzielle Kundenkredite: 5,0 (4,8)

Außerbilanzielles Kundenkreditvolumen: 0,8 (0,8)

Zinsspanne (in Prozent der durchschnittlichen Jahresbilanzsumme): 2,40 (2,46)

Provisionsspanne: 0,59 (0,61)

Betriebskosten: 1,91 (1,98)

Bereinigtes Ergebnis vor Ertragssteuern: 1,00 (0,91)

Anzahl der Banken: 25 (26)

Bankstellen: 273 (288)

Geldautomaten: 373 (384)

Mitarbeiter: 2794 (2899)

davon Auszubildende: 172 (179)

Mitglieder: 260.519 (258.255)