Oberer Kammerweiher Fische überleben Hitze-Folter

Im Sommer hatten sie wegen der Hitze kaum noch Luft und Wasser. Aber fast alle Fische im Oberen Kammerweiher bei Michelfeld haben überlebt. Die umstrittene Entscheidung des Bund Naturschutzes Amberg-Sulzbach scheint richtig gewesen zu sein, die Tiere nicht abzufischen.

 
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Die trockene Tortur der vergangenen Wochen hat ein Ende. Der Hersbrucker Angelverein und der Bund Naturschutz fischten am Samstag den Oberen Kammerweiher ab. Nun schwimmen die Tiere in den erfrischenden Weihern der Vereinsmitglieder. 
„Wir haben uns nicht nervös machen lassen“, sagt Horst Schwemmer, Chef der Kreisgruppe Amberg-Sulzbach des Bundes Naturschutz. Wegen des heißen Sommers waren der Obere und Untere Kammerweiher nahe Michelfeld fast komplett ausgetrocknet. Ende August litten die heimischen Fische unter dem geringen Wasserstand im Unteren und Oberen Kammerweiher. Schwemmer erreichte sogar ein Anruf eines besorgten Naturschützers, der diese „Tierquälerei“ den Behörden melden wolle. Er bleibt dabei: Abzufischen hätte für die Tiere den Tod bedeutet. „Es wären circa 90 Prozent der Fische wegen der hohen Temperaturen und des aufgewühlten Schlamms und der damit verbundenen Sauerstoffzehrung verendet“, sagt Ernst Fuchs, Vorsitzender des Fischereivereins.
Erst einen Monat später fischten 20 Angler des Hersbrucker Angelvereins 64 Hechte, 224 größere Schleien und circa 25 Kilogramm an Schleien unter zehn Zentimetern Länge aus dem Weiher. Die sieht Schwemmer als Erfolg an. Elf Regentage hatte der September, die Weiher waren laut Schwemmer „wieder gut befüllt“. Die nächstgelegene Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes in Filchendorf bei Neustadt am Kulm maß 108,1 Millimeter Niederschlag in der Region. Mehr als der September-Durchschnitt von 75 Millimeter, wie das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen auf seiner Internetseite rechnet. Gemeinsam mit Ernst Fuchs leitete er das Wasser in die Pegnitz ein. „Die Aktion wurde vom Landratsamt Nürnberger Land und von der Naturschutzbehörde Amberg-Sulzbach genehmigt“, versichert Schwemmer.
„Wir hatten überlegt, ob wir das Abfischen bleiben lassen“, gesteht Schwemmer. Doch er sah, dass im Oberen Kammerweiher sehr große Hechte, genannt Methusaleme, auf Raubzug gingen. Sie werden bis zu 90 Zentimeter groß. Und fressen alles, was ihnen vors Maul schwimmt. Auch andere Hechte. „Wir mussten die Altersstruktur im Weiher verjüngen“, sagt Schwemmer. Die Hersbrucker Angler fanden genau einen einjährigen Schusshecht mit 30 Zentimetern Länge.

Der Regen hat geholfen


Der Regen schien den Tieren beim Überlebenskampf geholfen zu haben: „Am Samstag habe ich kaum geschwächte Fische gesehen“, sagt Schwemmer. 95 Prozent hätten die Trockenzeit überlebt. „Wir haben 200 Hechte herausgeholt“, freut sich Schwemmer. Alle lebendig und am Zappeln. Dazu sehr viele Rotaugen und Rotfedern, „alle in erstaunlich gutem Zustand“. Das Umsetzen in die umliegenden Teiche und Weiher haben die Helfer auch am Samstag erledigt. Trotzdem mahnt der Kreisgruppen-Chef: „Man erwischt nie alle.“ Unter den 325 Kilogramm an Rotfedern, Rotaugen, Lauben und Moderlieschen, die im Oberen Kammerweiher zu Hause waren, wurde eine Handvoll tot aufgefunden.
Nun liegen die Kammerweiher still. „Der Stecker ist gezogen“, sagt Schwemmer. Die Ablaufbauwerke, genannt Mönche, wurden mit Brettern befestigt. Sie sollen in den kommenden Monaten den Niederschlag auffangen und sammeln. „Wir versuchen so viel Wasser wie möglich zu sammeln.“
Als Mitglied des Bundes Naturschutz würde er die Naturweiher am liebsten unberührt liegen lassen. Der Schlamm am Weiherboden entziehe dem Wasser Sauerstoff, das wichtig ist für die Fische. Doch Priorität sei, die Weiher mit Wasser zu füllen. Denn im Frühjahr schlüpfen schon wieder neue Fische. 
Laut Schwemmer wurden in den Weihern schon mal Nährstoffuntersuchungen durchgeführt. Diese besagen, dass Stickstoff und Phosphor die Fischpopulation extrem ansteigen lassen. „Es funktioniert durchaus in diesem produktiven Weiher ohne Besatz nicht Fischzucht, sondern Naturschutz zu betreiben“, so Schwemmer. 
Aus dem jetzigen geringen Besatz werde sich dann wieder der neue Bestand aufbauen.

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