Nur wenige sehen sie dabei Demonstration gegen Zirkus Carl Busch

Von Katharina Wojczenko
Der Verein Menschen für Tierrechte. Foto: Andreas Harbach Foto: red

"Kein Applaus für Tierquälerei": Das haben etwa 80 Personen am Samstag vor dem Bayreuther Volksfestplatz gerufen. Sie demonstrierten lautstark und mit selbstgemalten Plakaten und Transparenten gegen den Zirkus Carl Busch, der dort seit Freitag gastiert. Gesehen haben sie aber nur wenige.

 
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"Der Zeitpunkt ist nicht optimal", sagt Jürgen Greim vom Verein "Menschen für Tierrechte", der die Demo veranstaltet hat. Eigentlich wollten die Tierrechtler möglichst viele Besucher abpassen, die aus der Nachmittagsvorstellung kommen. Als die Demo um 17.30 Uhr offiziell losgeht, sind diese aber schon weg. Nur vereinzelt kommen Fußgänger an dem Grünstreifen vorm Eingang zum Volksfestplatz vorbei. Kaum einer bleibt stehen. Trotzdem ist Greim zufrieden: "Wir haben viele über Facebook mobilisiert und positive Rückmeldungen bekommen."

Tatsächlich wächst das nur etwa 30-köpfige Grüppchen binnen einer halben Stunde auf etwa 80 Personen. Darunter viele, die nicht Mitglied beim Verein sind. Es sind auffallend viele Junge gekommen. Wie Kerstin Hirschmann, die sich einen Elefanten aufs Gesicht gemalt hat. Sie trägt ein Plakat, auf dem ein Mensch angekettet ist. "Was wäre das für ein Skandal", steht darauf. Für sie ist die Sache eindeutig: "Tiere machen das nicht von alleine." Kunststücke seien widernatürlich und müssten aufhören. "Menschen können Menschen belustigen, aber nicht Tiere."

Viele junge Leute, ein paar Babys und Hunde

Greim sieht das ähnlich: "Darum geht es ja gerade im Zirkus: Dass die Tiere Sachen machen, die sie in freier Wildbahn nicht machen." Und wer von "leuchtenden Kinderaugen" rede, vergesse, dass die Kinder im Zirkus nichts über das normale Verhalten von Tiere lernen könnten.

Nikolaus Taschner (28) hat die Einladung über Facebook bekommen und ist mit Frau und Baby Frieda da. Die Kleine ist zwar erst sechs Monate alt, aber für Taschner steht jetzt schon fest: In einen Zirkus, in dem Tiere auftreteten, wird er mit ihr niemals gehen. "Ein artgerechter Aufbau ist nicht möglich", ist der Ingenieur aus Bayreuth überzeugt. Selbst wenn ein Elefant wie Carla im Zirkus geboren sei: "Den Instinkt bekommen man nicht heraus." Er meint den Drang, sich zu bewegen. "Ein Pferd kann man wenigstens spazieren führen, aber mit dem Elefant kann man das nicht. Er steht den ganzen Tag hier auf dem Beton."

Schriftführer Greim sagt: "Ich finde Zirkus super. Aber ohne Tiere."

Aus der Nähe hat er sich das nicht angeschaut. Wie die meisten, die vor dem Volksfestplatz demonstrieren. Aber den meisten geht es auch ums Prinzip. Sie demonstrieren gegen alle Zirkusse, die Tiere halten. Wobei sich der Protest, je nachdem, wen man fragt, nicht unbedingt gegen alle Tiere richtet, sondern vor allem gegen das, was sie als Wildtiere bezeichnen: Tiger, Kamele, Elefanten. Im Zirkus Busch gibt es Pferde, Ponys, Lamas, Dromedare, Kamele und zwei Elefanten.Grei Die Demonstranten haben drei Hunde dabei. Viele von ihnen sagen, dass sie gern in den Zirkus gehen. Aber in einen ohne Tiere, wie es der Chinesische Zirkus ist.

Sabine Wittke aus Bindlach gehört zu den Älteren unter den Demonstranten. Die Medizinisch-technische Assistentin hat als Kind im Zirkus gesehen. Gefallen habe ihr das schon damals nicht. Und die gesetzlichen Zirkusleitlinien seien "ein Witz". Sie hofft auf die junge Generation. Diese hätte ein ganz anderes Verständnis als ihre, die sich oft auf die Tradition berufe. "Mit den neuen Medien kann ich mir überall anschauen, wie sich ein Tiger bewegt", sagt Wittke, "dazu muss ich die Tiere nicht herumkutschieren."

Die junge Generation, das ist Elena (16). Sie steht  auf der anderen Seite des Zauns, mitten auf dem Sandplatz. Sie will mit ihren kleinen Geschwistern in die Abendvorstellung. Die freuen sich schon sehr. Elena schaut gequält, als sie die Demonstranten hört. "Ich habe jetzt fast ein schlechtes Gewissen." Weil sie sich fragt, was mit den Tieren passiert, wenn sie nicht machen, was sie sollen.

Hier lesen Sie, was der Zirkus zu den Vorwürfen sagt.

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