Notaufnahme arbeitet am Limit

Von Peter Rauscher
Schon wieder kommt ein Krankentransport: Die Notaufnahme im Bayreuther Klinikum ist reichlich ausgelastet: Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Haben Notaufnahmen zu wenig Arbeit? In den Kliniken Bayreuth und Kulmbach stößt diese Aussage der Untersuchung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) auf Unverständnis. „Wir können nicht mehr viel mehr leisten, als das, was wir schon tun“, sagt Florian Knorr, Medizinischer Leiter der Notaufnahme am Klinikum Bayreuth. Und erteilt den Kassenärzten, die sich offenbar gerne helfen lassen würden, indirekt eine Absage.

 
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Im Durchschnitt würden rund 1,7 Patienten pro Stunde in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt, heißt es in der Zi-Untersuchung. Institutsgeschäftsführer Dominik von Stillfried sieht darin offenbar ein Risiko für Patienten. In den USA seien bei Notaufnahmen mit weniger als 2,3 Patienten pro Stunde die Sterblichkeitswerte am höchsten. In Deutschland behandelten nur knapp ein Drittel der Notaufnahmen mehr als zwei Patienten pro Stunde.

110 Patienten pro Tag

Das Klinikum Bayreuth gehört in dieses Drittel mit den stark beanspruchten Notaufnahmen. An einem normalen Tag kämen hier 90 bis 110 Patienten in die Notaufnahme, rein rechnerisch seien das knapp fünf pro Stunde, teilte Florian Knorr mit. Berücksichtigt sei dabei nicht, dass die Patienten ungleichmäßig kämen und dass die meisten internistischen Patienten stationär aufgenommen würden. Eine internistische Erstaufnahme dauere 45 bis 90 Minuten, um einen Schwerverletzten zu retten, arbeiteten oft zwei bis vier Ärzte gleichzeitig an ihm.

Ein weiterer Punkt: Neben der aufwendigen Dokumentationsarbeit findet in der Notaufnahme  inzwischen deutlich mehr Vordiagnostik, mehr Vorbereitung für invasive Maßnahmen und eine verbesserte Steuerung der Behandlung statt. Alle drei Aspekte trügen dazu bei, dass die Behandlungsqualität zunehme und die Verweildauer der Patientinnen und Patienten im Krankenhaus abnehme, so Knorr.

Belastung am Wochenende

„Von zu wenig Auslastung kann an unserem Haus keine Rede sein“, teilte Brigitte Angermann, Geschäftsführerin des Klinikums Kulmbach, mit. Im Schnitt kommen nach ihren Angaben pro Stunde rechnerisch 2,85 Patienten in die Notaufnahme. Besonders hoch sei die Belastung an Wochenenden und Feiertagen, wenn niedergelassene Ärzte geschlossen haben.

Bundesweit betrachtet könne von einer Überlastung von Notaufnahmen nicht die Rede sein, sagte Stillfried. Das Zi ist eine Stiftung, die von den Kassenärzten getragen wird. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, appellierte an die Deutsche Krankenhausgesellschaft, von ihren Standpunkt abzurücken, alle Notaufnahmen um jeden Preis erhalten zu wollen. Es sollten Synergieeffekte genutzt werden.

Notrufe stärker vernetzen

Die Kassenärzte wollen eine Kooperation der niedergelassenen Ärzte mit den Notaufnahmen der Krankenhäuser. Nach einem Reformkonzept der KBV und des Marburger Bundes, Gewerkschaft der angestellten Ärzte, sollen die Bereitschaftsnummer der Praxisärzte 116117 und die Notrufnummer des Rettungsdienstes 112 stärker vernetzt werden. (Mit Material von dpa)

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