Saša Stanišićs (41) Roman "Herkunft" trägt dieses Thema schon im Titel. Ein ebenso witziges wie tiefsinniges Buch über den Zufall, irgendwo geboren zu werden und was sich zufällig daraus entwickeln kann. Die Österreicherin Raphaela Edelbauer (29) hat mit "Das flüssige Land" einen Anti-Heimatroman vorgelegt: Unter einem Dorf, das auf keiner Karte zu finden ist, wächst ein riesiger Hohlraum - Vergangenheitsbewältigung als Parabel. Norbert Scheuers (67) "Winterbienen" spielt im Zweiten Weltkrieg. Sein Held schmuggelt in Bienenstöcken Juden aus Deutschland ins sichere Ausland.
Drei Debüts und drei etablierte Autoren, drei Männer und drei Frauen - die Entscheidung der Jury wirkt ausgewogen. Mit Kremayr & Scheriau ist zudem ein österreichischer Verlag dabei, der nicht zu den Global Playern gehört. Ausschlaggebend sind solche Erwägungen der Jury zufolge nicht. "Totaler Zufall", sagt Magenau. Auf fünf der sechs Kandidaten habe sich die Jury schnell einigen können, ein Titel sei "sehr umkämpft" gewesen.
Seit 2005 sucht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jährlich den besten deutschsprachigen Roman des Jahres. Für die Longlist hatte die Jury in diesem Jahr mehr als 200 Titel gesichtet. Nicht in die Endrunde kamen einige Bücher, die thematisch durchaus ins Bild gepasst hätten, zum Beispiel Karen Köhlers "Miroloi": Das Buch spielt auf einer abgelegenen Insel, auf der Männer das Sagen und Frauen keinerlei Rechte haben - bis sich ein weibliches Findelkind auflehnt.