Beate Opel aus Neufang ist mit Leib und Seele Bäuerin. Dabei hat ihr, als sie 1980 zum ersten Mal auf den Hof kam, den sie jetzt mit ihrem Mann Karl-Heinz bewirtschaftet, kaum jemand zugetraut, dass sie in der Landwirtschaft bestehen kann. Schließlich kommt sie aus der Großstadt. Als Jüngstes von sieben Geschwistern ist sie behütet in Berlin-Steglitz aufgewachsen und hat dort bis zu ihrem 21. Lebensjahr als Verwaltungsangestellte in der Bundesversicherungsanstalt gearbeitet.

Doch damit sollte es bald vorbei sein, als die junge Frau während eines Urlaubsaufenthalts in Wirsberg ihren Karl-Heinz kennenlernte. Die beiden verliebten sich und dann ging alles ganz schnell. Vier Monate später, im September 1980, feierten sie Verlobung, im Januar 1981 Hochzeit und im Juni 1981 wurde Denise, das erste von drei Kindern, geboren.

Keine Angst vor der Arbeit

„Damals hat uns fast keiner eine Chance gegeben“, erinnert sich Beate Opel. Freilich ist es ihr schwer gefallen, ihre Geschwister und ihre Mutter in Berlin zurückzulassen. Dass sie Bäuerin werden will, war ihr aber schon bei den ersten Begegnungen mit ihrem jetzigen Mann klar geworden: „Als er mich zum ersten Mal durch den Stall führte und mir seinen Hof erklärte, habe ich gemerkt, wie viel ihm sein Beruf bedeutet. Außerdem hat mich die Landwirtschaft sehr interessiert, weil mir meine Eltern, die selbst auf Bauernhöfen aufgewachsen sind, viel davon erzählt hatten. Ich wusste schnell: Wenn du diesen Mann behalten will, musst du hinter ihm und seinem Beruf stehen.“ Beate Opels Mann hat nie von ihr verlangt, dass sie auf dem Hof mitarbeitet, sie selbst wollte es aber unbedingt. „Ich hatte nie Angst vor Dreck und Arbeit. Ich habe gelernt, wie man Traktor fährt, Kühe melkt oder Kälbern auf die Welt hilft. Bei einer Kälbergeburt dabei zu sein, ist ein tolles Gefühl. Plötzlich liegt da neues Leben im Stroh“, erzählt die 48-Jährige mit leuchtenden Augen.

Lange gekämpft

Obwohl sie sich keinen schöneren Beruf vorstellen könne, sei das Arbeiten und Leben auf dem Bauernhof nicht immer einfach. Das Zusammenleben mit den Schwiegereltern auf engstem Raum sei am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig gewesen. Aber es habe dennoch geklappt. „Weil sowohl ich als auch meine Schwiegereltern erkannt haben, dass beide Generationen voneinander lernen können. Wir haben eine gute Mitte gefunden.“ Trotz ihrer 83-Jahre unterstütze ihre Schwiegermutter Beate Opel in Haus und Hof nach Leibeskräften. Das Mädchen aus der Stadt hat lange um die Anerkennung der anderen Landwirte gekämpft. „Alle waren für mich Vorbild, weil sie hart arbeiten und sich überdies noch ehrenamtlich engagieren.“

Doch obwohl sie als Fremde nach Neufang kam und durchaus kritisch beäugt wurde, hat sich Beate Opel von Anfang an in die Gemeinschaft eingebracht – sie hat zum Beispiel bei Vereinsfeiern geholfen – und jetzt ist sie, wie sie sagt, „angekommen.“ Vor 17 Jahren ist sie zur Wirsberger Ortsbäuerin gewählt worden, seit sechs Jahren sitzt sie im Vorstand des Kulmbacher Kreisverbands im Bayerischen Bauernverband und seit zwei Jahren bekleidet sie das Amt der stellvertretenden Kreisbäuerin. „Mehr Bestätigung kann es für mich gar nicht geben. Ich freue mich und bin stolz, dass ich das Vertrauen meiner Berufskollegen gewonnen habe.“

Seitdem fühlt sich die ehemalige Berlinerin in Franken angenommen. „Früher war Berlin meine Heimat, jetzt ist es Neufang.“ Das heißt aber nicht, dass Beate Opel ihre Wurzeln abgeschnitten hat. „Ich bin stolz darauf, früher Städterin gewesen und jetzt Bäuerin zu sein“, sagt sie. Dass es ihr gelungen wäre, sich ihr Leben so aufzubauen, wie sie es heute führt, wenn ihr ihre Mutter und ihr Mann ihr nicht immer wieder Mut zugesprochen hätte.