Wie könnten die Ergebnisse zu besser verträglichen Weizensorten beitragen?
Für Pflanzenzüchter wie Longin sind vor allem jene Proteine interessant, die stark von den Erbanlagen abhängen und weniger von Umweltfaktoren wie Klima, Boden und Düngung. Beim Brotweizen als wichtigster Getreideart traf dies der Studie zufolge auf 845 der insgesamt gefundenen Proteine zu – also auf rund ein Drittel. Darunter sind nicht nur potenzielle Allergene, sondern auch Proteine, die im Zusammenhang mit Eigenschaften wie Backqualität oder Hitze- und Kältetoleranz stehen. Um besser verträgliche Sorten zu entwickeln, könnten Weizenzüchter unter ihren Zuchtlinien gezielt solche auswählen, die weniger potenziell allergene Proteine enthalten, so Longin.
Wie geht es weiter?
Für den Routineeinsatz in der Züchtung oder für die Qualitätskontrolle in Mühlen und Bäckereien seien derartige Proteinanalysen bislang viel zu aufwendig, sagt Longin. „Wir brauchen Schnelltests, mit denen man in kurzer Zeit hohe Stückzahlen bewältigen kann.“ Zudem gebe es mit Blick auf die Verträglichkeit einzelner Proteine noch große Wissenslücken. „Hierzu sind dringend zielgerichtete klinische Studien erforderlich.“ Gleichzeitig müsse die Funktion bestimmter Proteine in den Pflanzen genauer untersucht werden. „Es ergibt wenig Sinn, möglicherweise allergene Proteine herauszuzüchten, die für die Getreidepflanzen selbst aber lebenswichtig sind“, meint Longin.
Der Weizen und seine Verwandten
Einkorn
Der älteste Vorfahre des heutigen Brot- oder Weichweizens ist das zierliche Einkorn, das heute noch im kleinen Maßstab angebaut wird. Die ältesten Nachweise im Vorderen Orient werden auf das 10. Jahrtausend vor Christus datiert.
Emmer
Durch die Kreuzung von Einkorn mit einer anderen wilden Weizenform entstand der Emmer, der ebenfalls bis heute genutzt wird. Bei der Kreuzung hat sich der Chromosomensatz verdoppelt: Statt des bei den meisten Organismen üblichen zweifachen Chromosomensatzes hat der Emmer einen vierfachen mit 28 Chromosomen – ein Grund für seinen kräftigeren Wuchs. Eng verwandt mit dem Emmer ist der Hartweizen, der vor allem zu Teigwaren verarbeitet wird.
Weizen
Durch die Kreuzung von Emmer mit dem Wildgras Ziegenweizen entstand Weichweizen – gemessen an der Anbaufläche das weltweit wichtigste Getreide. Er hat wie auch sein naher Verwandter Dinkel einen sechsfachen Chromosomensatz mit 42 Chromosomen.