Neues Werk "Lichtenfels Weltklasse im 3D-Druck"

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Futuristisch: So wird das globale Zentrum von General Electric Additive in Lichtenfels nach seiner endgültigen Fertigstellung im Jahr 2020 
aussehen. Foto: red Quelle: Unbekannt

LICHTENFELS. GE Additive hat sein neues Werk in Lichtenfels eröffnet. Es ist das globale Zentrum des US-Konzerns für die Zukunftstechnologie 3D-Druck. Komplett fertig werden soll es im kommenden Jahr.

 
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Metallpulver mit einem Laser schmelzen und damit völlig neuartige Produkte fertigen: Das ist die Idee, die Kerstin und Frank Herzog haben, als sie an der Hochschule Coburg studieren. Gemeinsam entwickeln sie ein Laser-Druck-Verfahren. Der Vater und der Onkel von Kerstin Herzog, beide Unternehmer in Lichtenfels, geben das Startkapital, um das 3D-Druck-Unternehmen zu gründen. Auch der Freistaat Bayern fördert das Start-up, das sich Concept Laser nennt. Zur Jahrtausendwende stellen die Ingenieure vom Obermain auf einer Fachmesse in Frankfurt ihre Maschine für den industriellen 3D-Druck vor. Sie wird weltweit zu einem durchschlagenden Erfolg. Das Wachstum ist gigantisch, beträgt jährlich im Durchschnitt 50 Prozent. Für den Familienbetrieb eine Herkulesaufgabe, die kaum mehr aus eigener Kraft zu bewältigen ist.

Konzern wird aufmerksam

Schließlich wird der US-Konzern General Electric auf die Lichtenfelser aufmerksam und steigt im Dezember 2016 bei Concept Laser ein. Der Familie Herzog gelingt es, die Amerikaner davon zu überzeugen, ihr weltweites Zentrum für den 3D-Druck in Lichtenfels zu errichten - direkt an der Autobahn A 73, eingebettet zwischen Vierzehnheiligen, Staffelberg und Kloster Banz im „Gottesgarten“ am Obermain. In dieser Region, so die Argumentation Herzogs, sitzt das Know-how, hier finden sich die Fachkräfte, auf die das Unternehmen angewiesen ist.

Bis zu 700 Mitarbeiter

Jetzt war es soweit: GE hat sein neues, 40.000 Quadratmeter großes Werk in Lichtenfels eingeweiht. Herzog nutzt beim Festakt die Gelegenheit, an dessen Entstehungsgeschichte zu erinnern. Die 150-Millionen-Euro-Investition wird unter der Bezeichnung GE Additive Lichtenfels die neue Heimat des GE-Additive-Concept-Laser-Teams. Das Gebäude bietet Raum für bis zu 700 Mitarbeiter. Der Umzug der Produktion vom derzeitigen Concept-Laser-Werk im Lichtenfelser Stadtteil Schney ist bereits im Gang und wird nach Unternehmensangaben voraussichtlich zum Jahresende abgeschlossen sein. Der vollständig verglaste Bürokomplex befindet sich noch im Bau und wird 2020 bezogen.

Meilenstein

Jason Oliver, Präsident und CEO von GE Additive, sagte beim Festakt zur Einweihung: „Heute haben wir einen bedeutenden Meilenstein für GE Additive, Frank und Kerstin Herzog sowie die gesamte Concept-Laser-Familie gesetzt.“ Das neue Werk in Oberfranken habe sowohl in der Region als auch bei den GE-Kunden großes Interesse geweckt. „Wir wollen diese moderne, schlanke Produktionsstätte hier in Bayern als ein globales Zentrum der additiven Industrie etablieren“, betonte Oliver. Er beschrieb, welche Möglichkeiten im industriellen 3D-Druck stecken. Am Beispiel eines Flugzeugs erklärte er, wie mit der additiven Fertigung 855 Bauteile auf zwölf reduziert und der Kraftstoffverbrauch um 20 Prozent gesenkt werden konnten. Auch der Materialverbrauch gehe im 3D-Verfahren im Vergleich zur herkömmlichen Produktion zurück, und die Lieferkette werde kürzer. So leiste additive Technologie einen Beitrag zum Schutz der Umwelt und zur Schonung von Ressourcen.

Sibler statt Söder

An der Einweihung wollte ursprünglich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder teilnehmen, doch er musste zu einem Koalitionstreffen nach Berlin reisen. In einem Grußwort betonte Söder, GE Additive Concept Laser „ist Pionier und Weltklasse im 3D-Druck“. Der neue Campus in Lichtenfels sei „Technologie- und Jobmaschine für die Industrie 4.0 mitten in Oberfranken“. Globale Technologieführerschaft im ländlichen Raum, große industrielle Investitionen im ganzen Land: „Das ist Hightech made in Bayern.“

Bernd Sibler, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, vertrat Söder in Lichtenfels. Er betonte, in Bayern fänden weltweit agierende Unternehmen hervorragende Voraussetzungen für erfolgreiche und zukunftsweisende Investitionen. Die Gründung des neuen Werks GE Additive Lichtenfels sei dafür ein „sprechendes Beispiel“. Für die Menschen in der Region sei das ein großer Gewinn, für Wirtschaft und Wissenschaft ergäben sich vielfältige Chancen für wertvolle Kooperationen. „Von Lichtenfels aus wird die Zukunft der additiven Fertigung gestaltet, Lichtenfels ist Weltklasse im 3D-Druck“, sagte der Minister.

Frank Herzog, der mit seiner Frau Kerstin Ende Juli aus Concept Laser ausgestiegen ist und künftig als „CE-Botschafter“ sowie Geschäftsführer der HZG Management GmbH & Co. KG in Coburg tätig ist, kündigte an, dass die Investition von General Electric nicht die einzige in Lichtenfels bleiben wird. Weitere Unternehmen würden jetzt 50 Millionen in den Standort fließen lassen. Die insgesamt rund 200 Millionen Euro seien „ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung des ländlichen Raumes“, sagte Herzog.

Das Unternehmen

Die im Jahr 2000 von Frank Herzog gegründete Concept Laser GmbH gehört nach eigenen Angaben zu den weltweit führenden Anbietern von Maschinen- und Anlagentechnik für den 3D-Druck von Metallbauteilen. Seit Dezember 2016 ist Concept Laser Teil von GE Additive, einer Sparte des weltweit führenden digitalen Industrieunternehmens General Electric (GE). GE Additive wurde 2016 gegründet und erwarb 75 Prozent der Unternehmensanteile von Concept Laser. Das pulverbettbasierte Laserschmelzen von Metallen erschließt neue Freiheiten bei der Formgebung von Komponenten und erlaubt die werkzeuglose, wirtschaftliche Fertigung hochkomplexer Bauteile. Die Kunden des Unternehmens kommen aus zahlreichen Branchen, wie zum Beispiel der Medizin- und Dentaltechnik, der Luft- und Raumfahrtindustrie, dem Werkzeug- und Formenbau, der Automobilindustrie und der Uhren- und Schmuckindustrie. Die 3D-Metalldrucker von Concept Laser verarbeiten Pulverwerkstoffe aus Edelstahl und Warmarbeitsstählen, Aluminium- und Titanlegierungen sowie - für die Schmuckherstellung - Edelmetallen.

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