Neues Thema für Mitarbeiter im Klärwerk: Nachweis von multiresistenten Keimen Wenn Bakterien im Badesee lauern

Der Leiter der Pegnitzer Kläranlage, Dominik Schauer. Foto: Ralf Münch Foto: red

Vor rund zwei Monaten wurden zum ersten Mal multiresistente Erreger in Badeseen nachgewiesen. Das sind Bakterien, die gegen die meisten Antibiotika widerstandsfähig sind. Das Thema ist dabei so neu, dass kaum einer weiß, wie man damit überhaupt umgehen soll. Wir fragten bei Dominik Schauer, dem Leiter des Pegnitzer Klärwerks, nach.

 
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Von Ralf Münch

Seit einem halben Jahr leitet er nun das Pegnitzer Klärwerk, zudem auch noch welche in Kaltenthal, Trockau, Bronn und 20 Regenüberlaufbecken gehören. „Das Thema des Nachweises ist plötzlich aufgekommen. Selbst in meiner Ausbildung vergangenes Jahr im Mai hatten wir das überhaupt nicht behandelt“, sagt er. Geprüft wird das gereinigte Wasser, dass durchschnittlich bei trockenem Wetter zu 3500 Kubikmetern, und an Regentagen mit bis zu 11 000 Kubikmetern wieder in die Pegnitz abgelassen wird, nicht danach.

Einmal die Woche wird untersucht

„Was geprüft wird, wird vom Landratsamt vorgeschrieben“, so Bürgermeister Uwe Raab. Und das sind, wie Schauer erklärt, der Stickstoffgehalt, der Kohlenstoff sowie Phosphor. „Einmal in der Woche müssen wir das Wasser danach untersuchen. Außerdem jeden Tag wird der Schlamm oder der ph-Wert untersucht. Es ist genau vorgeschrieben, welche Parameter erfüllt werden müssen. Wenn wir unter den vorgeschrieben Zahlen liegen, dann können wir einen Antrag beim Landratsamt einreichen. Damit unsere Abwasserabgabe verringert wird“, erklärt der Klärwerkleiter. Und beim jetzigen Stand der Technik, so wie die Kläranlagen aufgebaut sind, könne man diese Keime sowieso nicht filtern. Schauer: „Es gibt schon Membranfiltertechniken. Aber dazu müssten die Anlagen um- oder neu gebaut werden. Und das kostet Geld.

Finanzieller Aufwand

Ein Argument, das auch Dr. Klaus von Stetten, Geschäftsbereichsleiter des Gesundheits- und Veterinärswesens beim Landratsamt Bayreuth anbringt: „Technisch wäre das Entfernen von multiresistenten Keimen aus den Abwässern sicherlich lösbar. Es ist eher eine Frage des finanziellen Aufwandes.“

Das Gesundheitsamt prüft Gewässer zwar auf Kolibakterien, und ab und zu werden auch Badeseen geschlossen, weil sie mit diesem Bakterien zu hoch belastet sind, jedoch nicht auf multiresistente Keime. „Die Untersuchung von Gewässern hinsichtlich dieser Keime gehört derzeit nicht zu unseren Aufgaben. Hier müsste ein standardisiertes, einheitliches Verfahren entwickelt werden. Ob so etwas von den Gesundheitsministerien geplant ist, entzieht sich unserer Kenntnis“, sagt von Stetten weiter.

Es gibt keine genauen Forschungen

Aus amtsärztlicher Sicht sei jedoch kein größeres gesundheitliches Risiko zu erkennen. Zwar sei es theoretisch schon möglich, dass sich ein immungeschwächter Mensch in einem belasteten Gewässer eine Infektion mit einem multiresistenten Keim zuzieht, im Vordergrund stehe aber eher die Frage der Besiedlung von etwa gesunden Badegästen durch diese Keime. Genaue Forschungen dazu gibt es aber nicht.

Und außerdem geht es grundsätzlich darum, diese Keime erst einmal zu verhindern. Und das kann man. Denn diese Keime entstehen, wenn erkrankte Menschen eine Antibiotikabehandlung zu früh abbrechen und sich nicht an die Einnahme halten. Etwa, weil man denkt, dass es einem schon wieder besser geht und die Behandlung deshalb frühzeitig abbrechen. Dann überleben einige Bakterien und vererben ihre Widerstandsfähigkeit an andere Erreger weiter.

Klärwärter Dominik Schauer schließlich, als er Abwasser untersucht: „Das Thema ist wirklich spannend. Und ich bin selber gespannt wie es sich entwickeln wird.“

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