Neues Baugebiet Über 100 Baulücken in Eckersdorf

Manfred Scherer

1,4 Millionen Euro investiert ein privater Bauträger in ein Baugebiet im Eckersdorfer Ortsteil Eschen – und trifft auf hohe Nachfrage. Eine Kurier-Nachfrage ergibt, warum es für die Gemeinde immer schwerer wird, selbst Baugebiete zu erschließen – und eine Überraschung: Eigentlich gäbe es genug Platz.

 
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Spatenstich für das neue Baugebiet in Eschen. Von links: Bernd Amann, Sybille Pichl, Erika Zeuschel, Michael Schönberger, Ingenieur Andreas Höhne, Projektleiter Volker Wolfram und Projektleiter Christian Werner. Foto: sche/Manfred Scherer

Das neue Baugebiet hinter dem Eschener Feuerwehrhaus hat eine Fläche von 10 000 Quadratmetern. Hier entstehen 19 voll erschlossene Parzellen. An Herbst sollen sie an die Käufer übergeben werden, danach können diese mit dem Bau der Gebäude beginnen. Michael Schönberger, einer der Geschäftsführer des Projektentwicklers S&P Immoplan aus Heinersreuth, sagte: Die Bauplätze seien sehr begehrt, vor allem bei jungen Familien. Zurzeit seien nur mehr sechs Grundstücke frei.

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Das Baugebiet werde voll erschlossen in einem „Rundum-Paket“ an die Käufer übergeben. Sieben Mitarbeiter der Firma Markgraf arbeiten mit schweren Maschinen vor Ort, erklärte der Geschäftsbereichsleiter Tiefbau, Bernd Amann.

Für Eschen gibt es seit dem Jahr 2005 einen Bebauungsplan, für das neue Baugebiet war er vor einem Jahr geändert worden, erklärte Erika Zeuschel vom Eckersdorfer Bauamt. Eine der Festsetzungen im Bebauungsplan: Die Häuser müssen Satteldächer haben. Bürgermeisterin Sybille Pichl sagte bei dem Spatenstich, sie sei froh, dass ein Privatinvestor das Projekt vorantreibe. Die Gemeinde selbst habe es nicht machen können: Wenn die Gemeinde das Land für fünf Euro pro Quadratmeter hätte erwerben können, „dann könnten wir drüber reden“, aber: Heutzutage muss man für Land eine Null hinter dran hängen.“ Das sei ein Dilemma: In Eckersdorf gebe es eine „ellenlange Liste an Bauwerbern.“

Auf Nachfrage erklärte Pichl weiter, wo heute die Schwierigkeiten für Gemeinden liegen, wenn es ums Bauen geht: Für großflächigen Bauplatzausweisung würden die entsprechenden Flächen gebraucht, diese seien - zumindest in Eckersdorf - nicht im Eigentum der Gemeinde. Ein Erwerb von Bauland sei mittlerweile sehr schwierig geworden, weil die Grundstückseigentümer bereits für das Rohbauland hohe Preise aufrufen. Die bauliche Erschließung sei durch die Preisentwicklung auch im Tiefbausektor so teuer geworden, dass es für Kommunen fast nicht mehr bezahlbar sei: Zum einen müssten zehn Prozent der Kosten von der Gemeinde getragen werden, was aus dem allgemeinen Haushalt finanziert und von niemanden erstattet werde. Zum anderen müsse die komplette Erschließung vorfinanziert werden, bis die erschlossenen Bauplätze an Bauherren gebracht werden können. Zwar kämen die Erschließungskosten, die auf die Bauplätze umgelegt werden können, schnell über die Erschließungsbeiträge wieder herein – jedoch nur zu 90 Prozent. Zudem sei die Lage bei den Kosten für die technische Erschließung, wie Wasserleitung und Kanal so: In Eckersdorf werde 40 Prozent über die Herstellungsbeiträge von den Bauwerbern bezahlt; 60 Prozent werde über die laufenden Kanal- und Wassergebühren finanziert. Das dauere je nach Baukosten oft viele Jahre, muss also langwierig von der Kommune vorfinanziert werden.

Schon aus diesen Gründen nähmen immer mehr Kommunen von einer eigenen Erschließung Abstand, sondern versuchen, private Investoren zu finden, die von Anfang an 100 Prozent aller Kosten auf die Bauplätze umrechnen können. In Eckersdorf sei das schon vor Jahren im Baugebiet Donndorferin hinter dem ehemaligen Rewe praktiziert worden. Auch das Baugebiet Schiesser sei privat erschlossen. Pichl meint: „Das ist die Zukunft, vor allem bei den momentanen Baukosten.“

Hinzu komme noch die Flächensparoffensive des Freistaats. Wenn eine Gemeinde ein neues Baugebiet ausweisen will, müsse sie nachweisen, dass keine innerörtlichen Baulücken vorhanden sind oder diese nicht realisiert werden können, weil die Eigentümer die Grundstücke nicht verkaufen. Die Gemeinde Eckersdorf habe als Mitglied der ILE Neubürg von einem sogenannten Vitalitäts-Check profitiert, in dem Baulücken erfasst werden. Für das Eckersdorfer Gemeindegebiet ergaben sich dabei über 100 Baulücken. Pichl: „Ich war selbst überrascht von dieser Zahl.“

Wolle die Gemeinde nun einen neuen Bebauungsplan aufstellen, werde von den Behörden nach diesen Baulücken gefragt. Eine Gemeinde müsse dann nachweisen, dass sie alles unternommen habe, um an die Baulücken heranzukommen. Pichl erklärte weiter: „In meinen Augen ist das auch durchaus sinnvoll. Hier liegt wertvolles Land brach, Straße, Kanal und Wasser laufen vorbei und werden nicht genutzt. Und woanders wird weitere Grünfläche versiegelt und Infrastruktur muss teuer gebaut werden.“ Sie sei daher eine Verfechterin der Aktivierung von Baulücken und appelliere an die Eigentümer, vernünftig und nachhaltig zu handeln und jungen Familien durch den Verkauf eines solchen Bauplatzes die Möglichkeit zur Ansiedlung zu geben.