Neuer Windstrom aus dem Fichtelgebirge Zenob plant neue Windräder im Landkreis

Der Mond steht gut für neue Windräder im Landkreis Wunsiedel. Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Gesellschaft geht eine Kooperation mit dem Unternehmen Ostwind ein, um geeignete Standorte zu finden. Bis die erste Anlage steht, dauert es aber noch mindestens fünf Jahre.

 
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Wunsiedel - Und die Politik bewegt sich doch. Zumindest wenn es um die Windkraft geht, wird die harte bayerische Line über kurz oder lang nicht mehr zu halten sein. Daher werden sich bis in einigen Jahren auch im Landkreis Wunsiedel neue Windmühlen drehen. Die Gesellschaft Zukunftsenergie Ostbayern (Zenob) mit Sitz in Wunsiedel und das Regensburger Windkraftunternehmen Ostwind haben am Montag schon mal die Voraussetzungen für den Bau weiterer Anlagen geschaffen und eine Kooperation vereinbart. Diese erstreckt sich auf das gesamte Zenob-Gebiet, dem mittlerweile die Landkreise Wunsiedel, Tirschenreuth und Neustadt an der Waldnaab sowie mehrere Kommunen bis hinein in den Landkreis Hof angehören.

„Die 10-H-Regelung wird fallen“, sind sich Stefan Bachmaier, Geschäftsführer von Ostwind und Marco Krasser, Geschäftsführer der Zenob, einig. Auch der Freistaat werde nicht auf Dauer an dem Dogma festhalten können, dass Windräder einen Mindestabstand vom Zehnfachen ihrer Höhe zur nächsten Siedlung einhalten müssen. Derzeit gibt es zum Beispiel im Landkreis Wunsiedel keinen realistischen Standort für ein Windrad.

Ein Muss für die Energiewende

Die neue Bundesregierung beabsichtigt, die Karten neu zu mischen, was alle am Montag im Haus der Energiezukunft in Wunsiedel versammelten Bürger- oder Oberbürgermeister in ihrer Funktion als Verwaltungsräte begrüßen. Stefan Göcking aus Arzberg bringt es auf den Punkt: „Ohne Windräder und Photovoltaikanlagen werden wir die Energiewende nicht schaffen.“ Nun sei die Staatsregierung am Zug, ergänzt Stefan Bachmaier.

So lange wollen die Zenob und das Unternehmen nicht warten. Mit der Kooperationsvereinbarung beginnt Ostwind, geeignete Standorte in Nordostbayern ausfindig zu machen. Hierbei helfen die Gemeinden, die letztlich auf ihrem Gebiet die Projekte umsetzen müssen.

Fünf Jahre bis ein Windrad steht

Bis sich im Landkreis Wunsiedel wieder ein neues Windrad dreht, dauert es mindestens fünf Jahre, prognostiziert der Ostwind-Geschäftsführer: „Ein Jahr müssen wir für die Flächenakquise einplanen, ein weiteres nimmt die Artenschutzprüfung in Anspruch und jeweils ebenfalls ein Jahr dauern Anträge, Genehmigungen und der Bau.“

Laut Marco Krasser werden in Zukunft weniger, dafür allerdings größere Anlagen entstehen. „Die Zeit der Windparks ist zumindest hier in der Region vorbei.“ Mittlerweile produziert ein modernes Windrad so viel Energie wie vor 20 Jahren ein Windpark mit zehn und mehr „Spargeln“, wie sie von vielen Bürgern leicht despektierlich bezeichnet werden. Je näher die Anlagen zusammenstehen, desto geringer ist deren Effizienz.

Effizient wie am Meer

Windräder neuer Bauart haben eine Nabenhöhe von 166 Metern, einen Rotordurchmesser von 170 Metern und verfügen über eine Leistung von rund sieben Megawatt. Dies war bis vor einiger Zeit noch in etwa die durchschnittliche Leistung eines Offshore-Windrades, also eines, das im Meer steht. Die Anlage am Wildenberg bei Wunsiedel kommt auf eine Nabenhöhe von 134 Metern, einen Rotordurchmesser von 136 Metern und eine Leistung von 3,5 Megawatt. Die Leistung gibt an, wie viel Strom das Windrad pro Stunde produziert. Ein Windrad mit sieben Megawatt erzeugt in der Stunde sieben Megawattstunden, das sind 7000 Kilowattstunden Strom. Zum Vergleich: Eine Vierköpfige Familie in einem Einfamilienhaus verbraucht etwa 5000 Kilowattstunden pro Jahr.

Letztlich wird die Energiewende von den Bürgern abhängen – und hier geht es mit der Akzeptanz der Windräder los. „In einen sauren Apfel müssen wir beißen, wenn unser Land CO2 -neutral werden soll. Daher sollten wir feinfühlig mit den Bürgern reden und das mit dem sauren Apfel auch so vermitteln“ sagt Stefan Göcking. Sein Marktredwitzer Amtskollege Oberbürgermeister Oliver Weigel sieht in der Bürgerbeteiligung an den Windrädern eine gute Chance, die Akzeptanz zu erhöhen. Eine „steigende Akzeptanz von Windrädern und PV-Anlagen“ registriert der Kirchenlamitzer Bürgermeister Thomas Schwarz. Eine Meinung, die auch Manfred Söllner, zweiter Bürgermeister aus Wunsiedel, vertritt: „Die Masse der Bürger steht dahinter, vor allem weil die Kostenvorteile selbst erzeugten Stroms für sich sprechen.“

Geringer Flächenverbrauch

Ein Vorteil der Windenergie ist zweifellos der geringe Flächenverbrauch. Schon vor einiger Zeit haben die Vertreter der Bayerischen Staatsforsten die Wälder als geeignete Standorte ins Spiel gebracht. „Natürlich ist es eine Aufgabe der neuen Kooperation, darauf zu achten, dass die Anlagen die Landschaften nicht verschandeln“, sagte Wunsiedels Bürgermeister Nicolas Lahovnik.

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