Neuer Vorstand gewählt Reinhard Müller verabschiedet sich vom FGV

Von Ulrike Sommerer
Seit 1997 leitete war Reinhard Müller (Mitte) Vorsitzender der Weidenberger Ortsgruppe des Fichtelgebirgsvereins. Nach einem Schicksalsschlag in seiner Familie legte er das Amt nun nieder. Für seinen beispielhaften Einsatz für den Verein wurde er nun zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Ihn rahmen hier Maria Neumann und Joachim Schmidt ein, die die Vereinsführung von einem Tag auf den nächsten übernahmen. Schmidt wurde jetzt offiziell zum Vereinsvorsitzenden gewählt, Maria Neumann zu seiner Stellvertreterin. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Reinhard Müller sitzt in Sophienthal in der Wirtschaft und ringt um Fassung. Vor ihm stehen Menschen, die ihm von ganzen Herzen danken, die ihn loben, die ihm minutenlang Applaus spenden. Und Reinhard Müller kämpft mit den Tränen. Müller legte das Amt des Vorsitzenden der Weidenberger FGV-Ortsgruppe in andere Hände. Er dankt auch, für die große Hilfe, den Zusammenhalt. Dann geht er nach Hause. Zu seiner Frau. Claudia Müller ist seit August vergangenen Jahres ein Pflegefall. Und das hat für Reinhard Müller alles verändert.

 
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Als Claudia Müller einen schweren Schlaganfall erlitt, hat das das Leben der Familie "total umgekrempelt", sagt Müller. "Alle Pläne wurden radikal über den Haufen geworfen. Gewohnte und lieb gewordene Relationen haben sich verschoben." Auch die Arbeit für den Fichtelgebirgsverein (FGV). Doch für Müller sei vom ersten Moment an klar gewesen, dass er alles, was vorher zum Alltag gehört hatte, aufgeben wolle, um ganz für seine Frau da zu sein.

Leicht fällt ihm das nicht. Er blickt stur nach vorne, ab und an ein verstohlener Blick auf die Uhr, ihn drängt es nach Hause, er will seine Frau nicht so lange alleine lassen. Und eigentlich mag er es auch gar nicht, so hofiert, so gelobt zu werden. Er habe sich für den FGV schließlich nicht eingesetzt, um Lorbeeren zu ernten, sondern um sich einer guten Sache zu widmen. Als er selbst ans Rednerpult tritt um Danke zu sagen, sagt er, dass sein Sinn "in anderen Sphären wandelt", dass ihn die Ehre, die ihm zuteil wird, tief bewege. "Mir ist jetzt ganz anders."

Ein Leben für die Heimat

Die Entscheidung, die Arbeit für den FGV aufzugeben, sei ihm nicht leicht gefallen. Schließlich bestimmte sie seit langem sein Leben. Seit 1997 leitete Reinhard Müller, 61 Jahre alt, Rektor der Weidenberger Grund- und Mittelschule, die Weidenberger FGV-Ortsgruppe. "Es ist beispielhaft, was die ganze Familie Müller für den FGV geleistet hat", so auch Bundestagsabgeordneter Hartmut Koschyk. Die Laudatio auf ihn, die Maria Neumann vortrug, liest sich wie ein Schnelldurchlauf der Vereinsgeschichte. 1997 zum Vorsitzenden gewählt, vorher schon im Amt des stellvertretenden Obmanns tätig, neun Jahre Hauptjugendwart. Müller initiierte das vereinseigene Magazin, warb Mitglieder, machte das Jugendhaus zu einem echten Zuhause des ganzen Vereins. Mehrere Jubiläen, Feste und Großveranstaltungen fielen in seine Amtszeit:  von Scherzenmühle und Gänskopfhütte, der Kulturtag, die Weihnachtskrippenausstellung, Gründungsfest der volkskundlichen Sammlung, Fichtelgebirgstag. "Reinhard und Claudia Müller waren ununterbrochen im aktiven Vereinsleben präsent", so Neumann, sie bewiesen eine tiefe Verbundenheit zur Heimat und ihren Menschen, Charaktereigenschaften, denen man immer seltener begegne. Und dem Ehepaar Müller gelang es "in bewundernswerter Art alle zum Mitmachen zu bewegen". Reinhard Müller ist jetzt Ehrenvorsitzender.

Claudia Müller wurde nach ihrem Schlaganfall zweimal am Schädel operiert, verbrachte ein halbes Jahr in Krankenhäusern und Reha-Kliniken. Seit drei Wochen ist sie wieder Zuhause. Sie ist halbseitig gelähmt, brauche viel Hilfe, sagt Müller. "Dafür bin jetzt ich zuständig."  Seine Frau brauche jetzt die Zeit, die er sonst für den Verein gehabt hatte.

Claudia Müller ist Ehrenmitglied

Auch seine Frau war tief im Weidenberger FGV verwurzelt. Müller richtet ihre  Grüße aus. "Sie vermisst euch alle." 41 Jahre lang hatte Claudia Müller die Jugendgruppe geleitet, 19 Jahre lang war sie Referentin für Familienarbeit gewesen, seit drei Jahren Hauptjugendwartin. Die Weidenberger Ortsgruppe machte sie nun zum Ehrenmitglied.

Als das Schicksal bei Familie Müller zuschlug, hielten die FGVler zusammen. Und obwohl er eigentlich gerne einen anderen an die Spitze gelassen hätte, übernahm Joachim Schmidt, Lehrer, 55 Jahre, nun den Vorsitz der Ortsgruppe, wurde einstimmig gewählt. Auch andere bringen ihre Kraft in den Verein ein, Christine Dörfler zum Beispiel. Sie übernimmt wieder das Amt des Hüttenwarts auf der Gänskopfhütte. Dörfler hatte dieses Amt schon einmal niedergelegt, aber Müller hat sie, zwei Tag nach dem Schlaganfall seiner Frau, gebeten, sich um die Gänskopfhütte zu kümmern. "Und ich habe es ihm versprochen", sagt Christine Dörfler. Müller hatte zuvor gesagt: "Seine Kraft zieht der FGV Weidenberg aus seiner Geschlossenheit, mir ist um diesen Verein nicht bang."

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