Neuer Kindergarten für Selb Ein Krönchen für die Stadt

red
70 neue Plätze entstehen im neuen AWO-Kindergarten in Selb. Foto: picture alliance/dpa//Oliver Berg

Auf der Kappel in Selb wird ein neuer Kindergarten gebaut. Betreiber ist die Awo. 2023 finden dort bis zu 70 Kinder Platz.

 
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Einen schönen Platz hat die Stadt Selb für ihren neuen Kindergarten ausgesucht: Auf dem Hügel am Rande der Kappel, direkt hinter dem Bahnhofsareal. Von dort oben werden dann rund 70 Kinder über ihre Heimat blicken können. „Das wird ein Krönchen für die Stadt“, freut sich Rainer Pohl, der Vorsitzende der Selber Arbeiterwohlfahrt (AWO). Der Sozialverband wird die Trägerschaft für den Kindergarten übernehmen. Die Stadt finanziert das rund vier Millionen Euro kostende Projekt. Der jetzige AWO-Kindergarten platzt aus allen Nähten.

Baukosten vier Millionen Euro

„Wir führen schon länger eine Warteliste für das neue Kindergartenjahr, mindestens zehn Familien mussten wir schon absagen“, sagte am Rande der AWO-Jahreshauptversammlung die scheidende Kindergartenleiterin Ursula Richter. 44 Jahre lang arbeitete sie im AWO-Kindergarten auf der Kappel, seit 1994 als seine Leiterin. Rainer Pohl dankte ihr für die vielen Jahre. „Ihr Wirken hat den Kindergarten geprägt – der Kindergarten aber sicher auch Sie.“ Nachfolgerin wird Monique Kahl, über deren Kommen sich Pohl besonders freute: „Sie hat viele Erfahrungen bei einem Kindergartenneubau in Marktredwitz gesammelt. Das kommt uns nun zugute.“ Auch eine neue stellvertretende Leiterin ist schon gefunden. Ana Markovic ist aus Südbayern ins Fichtelgebirge gezogen, um hier tätig zu werden.

Mehr Nachfrage als Platz

Derzeit besuchen 58 Kinder in Krippe und Kita den Kindergarten. Vielleicht ist auch deshalb die Nachfrage größer als der Platz. Aber natürlich auch, weil die Selber wieder mehr Kinder haben.

Absehbar war diese Entwicklung vor nicht allzulanger Zeit noch nicht. 1999 hatte der AWO-Bezirksverband den finanziell angeschlagenen Kindergarten vom Ortsverein übernommen; 2006 gab es sogar die Überlegung, ihn zu schließen. Das aber wollte der Selber Ortsverein nicht zulassen und nahm seinen Kindergarten zurück – eine gute Entscheidung, denn 2011 konnte die AWO schon die erste Krippengruppe einrichten. 2016 folgte der Antrag auf Erweiterung auf 22 Kinder in der Regelgruppe und von acht auf zehn Krippenplätze für die ganz Kleinen. 2018 musste schon wieder ein Erweiterungsantrag gestellt werden, nun auf 25 Regelgruppenplätze.

Bedarf 140 Plätze

In diesem Jahr trafen sich die Kita-Träger in Selb und stellten fest, dass der Bedarf auf 140 Plätze gestiegen war. „Wir mussten einfach Raum schaffen“, erinnert sich Rainer Pohl, „aber das war nicht so einfach.“ Um die Not wenigstens vorübergehend zu lindern, einigten sich Träger und Behörden auf einen sogenannten Modulanbau auf dem ehemaligen Mitarbeiterparkplatz am „Sozialzentrum Marie Bauer“. In Containern kamen dann weitere 25 Kinder unter.

Die Stadt Selb machte 2019 dann Nägel mit Köpfen: Der Neubau des Kindergartens wurde beschlossen. Damit war klar, dass die AWO die Trägerschaft für gleich zwei Neubauten in der Stadt übernehmen wird: Neben dem neuen Kindergarten wird auch das vom AWO-Bezirksverband Ober- und Mittelfranken geplante Seniorenzentrum an der Jahnstraße in der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt sein. 112 Plätze für stationäre Pflege und weitere für die Tagespflege sollen hier entstehen, erklärte Sabine Hoffmann vom AWO-Kreisverband bei der Jahreshauptversammlung der Selber AWO. „Eigentlich sollte das Seniorenzentrum 2023 fertig werden, aber die Pandemie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Investitionen in den Altbau

Das gilt auch für den Neubau des Kindergartens. Erst in diesem Jahr konnte die Stadt Selb die Kostenplanung abschließen, nun sind die Architekten am Zug. Das bedeutet, dass das Provisorium des Modulanbaus am alten Kindergarten noch eine Weile beibehalten werden muss. Laut Rainer Pohl keine einfache Situation. Um eine Erlaubnis für den weiteren Betrieb zu bekommen, muss der AWO-Ortsverband nun doch noch einmal in den Altbau investieren – unter anderem für eine Keimüberwachung in der Warmwasserzuleitung oder Brühschutz an den Wasserhähnen. Zwar seien die Genehmigungsstellen in Stadt und Landratsamt sehr kooperativ, aber die Einhaltung von Gesetzen sei nun einmal notwendig. Auch muss die Krippengruppe in das Modul umziehen. „Die Kleinen brauchen ihren Mittagsschlaf. Im Haupthaus gibt es aber nur einen Raum, der dafür infrage kommt, und den brauchen die Regelgruppen. Damit die Kleinen umziehen können, waren rund um das Modul auch bauliche Veränderungen nötig.“ Zum Beispiel musste eine Rampe gebaut werden, um die Zugänglichkeit mit Kinderwagen zu gewährleisten. Der Garten brauchte einen neuen Zaun und einen abgetrennten Bereich für die ganz Kleinen. Hier habe das Hochbauamt der Stadt schnell geholfen, freut sich Rainer Pohl.

2023 soll der Bau beginnen

Weniger erfreulich sei, dass nun noch einmal Geld in die Hand genommen werden musste, das an anderer Stelle besser eingesetzt gewesen wäre. Für einen kleinen Ortsverband sei es nicht einfach, mit mehreren Tausend Euro in Vorleistung zu gehen. Zwar komme das Geld über Fördermittel zurück; eine zeitnahe Auszahlung sei aber nicht immer möglich. „Wir hoffen jetzt, dass der neue Kindergarten wirklich baldmöglichst gebaut werden kann“, sagt Rainer Pohl, „und dass es 2023 wirklich losgeht.“ Die steigenden Kosten im Baubereich und der Handwerkermangel dürften auch in Selb zu spüren sein. Rainer Pohl zeigt sich optimistisch: „Kinder sind unsere Zukunft. In sie zu investieren ist einfach das Richtige.“

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