Neuer Genusswegweiser Vom Bamberger Hörnla bis zum Coburger Schmätzchen

Die Hausmetzgerei Lindner aus Weidenberg Foto:  

Rezepte, Touren und fränkische Spezialitäten: Wer Lust auf fränkischen Genuss hat, erfährt in „Oberfranken genießen“ Wissenswertes aus der Genussregion Oberfranken.

 
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Bayreuth - Was die Genussregion vor allem kulinarisch zu bieten hat, das beschreiben Bastian Böttner und Markus Raupach in ihrem neuen Genusswegweiser. Dieser macht Appetit auf die Genuss-Angebote in den oberfränkischen Städten und Landkreisen von Bamberg bis Wunsiedel.

Wenn Corona nicht wäre, ließe sich jetzt schon die ein oder andere Genusstour ausprobieren. Doch ein wenig werden sich die Genießer noch gedulden müssen. Bastian Böttner, einer der Herausgeber, versucht die Situation positiv zu sehen: „Tagesausflüge zu planen, ist trotzdem möglich“, sagt Böttner am Telefon, der einen Verlag in Bamberg hat. „Das ist für Familien durchaus interessant.“ Obwohl Restaurants und Gasthöfe geschlossen seien, funktionierten die Hofläden gut.

Hofläden und Direktvermarkter profitieren

So sieht das auch Norbert Heimbeck, Geschäftsführer der Genussregion Oberfranken. In seinem Vorwort zu dem vor einem Monat erschienenen Genusswegweiser schreibt er: „Während Gastronomen aufgrund der Betriebsschließungen um ihre Zukunft bangen, profitieren Direktvermarkter und Metzgereien davon, dass nicht wenige Menschen sich wieder mehr Zeit zum Kochen nehmen und dabei auf hochwertige Lebensmittel zugreifen.“

Die Dichte an Brauereien, Bäckereien und Metzgereien, bezogen auf die Einwohner, ist im Bezirk einmalig. „Mehr als 320 regionaltypische Spezialitäten haben wir in Oberfranken“, stellt Heimbeck fest. „Unsere Landwirte stellen die Rohstoffe dafür in hoher Qualität her, unsere Handwerker veredeln diese zu köstlichen Speisen und Getränken, und die Gastronomen bieten lebendige Wirtshauskultur.“

Genussatlas für Oberfranken

Das 280 Seiten starke Buch versteht sich als „Genussatlas in Buchform“. Gastronomie und Hotellerie und das Lebensmittelhandwerk finden darin ihren Platz. Bamberg, Bayreuth, Coburg, Forchheim, Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels und Wunsiedel stellen sich mit ihren Anbietern, Rezepten und Spezialitäten vor. In jedem Landkreis empfiehlt das Buch zudem eine Genusstour.

Wer schon immer etwas über Bamberger Hörnla, Coburger Rutscher und Hofer Rindfleischwurst wissen wollte, der ist hier genau richtig. Und was das Coburger Schmätzchen ist, erfährt der Leser in dem Genussführer ebenfalls. Der Name kommt nämlich von „Schmatz“, was auf Fränkisch so viel wie „Küsschen“ bedeutet. Das würzige Plätzchen wurde früher den Kindern zugesteckt und war zunächst eher im Thüringer Raum verbreitet. Der Bäckermeister Wilhelm Feyler entwickelte daraus ein Lebkuchengebäck – mit Nüssen, Honig, Zitrusaromen und Gewürzen.

Das Coburger Schmätzchen

Seine 1892 gegründete Spezial- und Feinbäckerei belieferte schon bald das Coburger Herzogshaus. Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha verlieh ihm den Titel „Hofbäcker“. Ihre Kaiserliche Hoheit, Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha, Großfürstin von Russland, ernannte Feyler 1907 zum „Hoflieferanten“. Sogar auf den Weltausstellungen in Paris, Brüssel und Berlin nahm der Coburger teil und heimste überall Auszeichnungen ein. Bereits 1904 ließ er das Coburger Schmätzchen als eingetragenes Warenzeichen schützen.

Und auch zum „Scheiterhaufen“ gibt es eine Geschichte. Diese Süßspeise stammt aus dem fränkisch-süddeutschen Raum und ist auch in Österreich bekannt. Verwendet werden dafür altbackene Brötchen oder Weißbrotscheiben und in Scheiben geschnittene Äpfel. Die Zutaten werden schichtweise in eine Auflaufform geschichtet und mit Eiermilch übergossen und goldgelb ausgebacken. Zum Schluss werden Zimt und Zucker darübergestreut. Über bekannte Gastronomie- und Hotelbetriebe und Produzenten berichtet der Genusswegweiser darüber hinaus. Zum Beispiel über Lindners Hausmetzgerei aus Weidenberg. Dort wird das Fleisch von Bayreuther Landwirten auch im Dry-Age-Schrank veredelt – wie das vom Bio-Angus-Rind.

Schaffleisch aus eigener Haltung

Produkte vom Schaf aus eigener Haltung kamen 2019 dazu. Die Coburger Füchse sind eine alte Schafrasse und können das ganze Jahr über auf der Weide gehalten werden. Die natürliche Nahrung verleiht dem Lammfleisch mit wenig Fett- und hohem Eisengehalt ein besonderes Aroma, ist in dem Buch zu lesen. Aus dem Kulmbacher Land kommen die Kasendorfer Frischeier. Der 1964 von der Familie Kolb gegründete Hühnerhof expandierte im Laufe der Jahre. Die Hennen werden selbst aufgezüchtet, das Futter teils selbst angebaut. Mittlerweile gehört zu der Geflügelfarm ein eigener Hofladen.

Selbst eingefleischte Oberfranken können in dem Werk noch einiges über Blaue Zipfel, Ziebelaskäs oder Brennsuppe lernen. Letztere gibt es nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich.

INFO: Oberfranken genießen, Hrsg. Bastian Böttner, Markus Raupach, Guide Media Verlag, Bamberg, 280 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 9-78-3981700398.

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