Das ist wieder Völlers Job, der sich auf die Tribüne zurückzieht – und dennoch „nah an Mannschaft und Trainer dran sein will“. Nach drei verpatzten Turnieren geht es für Nagelsmann darum, dem Team eine verbindende Spielidee zu vermitteln. Flick ist das während seiner Zeit nicht gelungen. Die WM-Dokumentation über das Scheitern im vergangenen Herbst in Katar hat sich sein Nachfolger aber noch nicht angeschaut. Er will sich zuerst ein eigenes Bild machen. Er verfügt über genügend fußballerische Vorstellungen – und hat sie skizziert: „Keine Sorge. Wir werden keine 14 verschiedenen Grundordnungen spielen lassen.“
Vielmehr verschreibt sich der neue Bundestrainer der Einfachheit des Fußballs. „Die Spielweise wird nicht so komplex angelegt sein wie im Verein“, sagt Nagelsmann. Sie ist darauf ausgelegt, den Spielern in schwierigen Situationen Halt zu geben. Plakativ ausgedrückt, strebt er eine „gesunde Aggressivität in Richtung gegnerisches Tor an“. Was beinhaltet, dass es „dem Gegner auch wehtun soll, gegen uns zu spielen“.
Das sind die neuen Co-Trainer
Unterstützen werden Nagelsmann sein langjähriger Co-Trainer Benjamin Glück (37) und der Ex-Stürmer Sandro Wagner (35). Ein junges, kompetentes und dynamisches Trainerteam, das schnell einen Draht zu den Spielern finden soll. Mit Ilkay Gündogan hat Nagelsmann dabei schon vor seiner Präsentation telefoniert – um dem Mittelfeldspieler des FC Barcelona zu sagen, dass er Kapitän bleibt. „Ich bin von ihm sportlich und menschlich überzeugt“, sagt der Bundestrainer, der nun den Kontakt zu den anderen Nationalspielern aufnehmen will.
Viel Zeit bleibt der „Wunschlösung“ (Neuendorf) ja nicht, einen frischen Geist zu entfachen. Am 9. Oktober hebt das Flugzeug mit der DFB-Elf in Richtung Amerika ab. Dort stehen die nächsten Länderspiele gegen die USA (14. Oktober) und Mexiko (17. Oktober) an. Mit einem Nagelsmann an der Seitenlinie, der sich ein halbes Jahr nach seinem Rauswurf beim FC Bayern München ehrgeizig zeigt, aber nicht übereifrig. Er spricht im gewohnten Stakkato-Stil, verzichtet jedoch auf Witze. Dafür ist ihm die Sache zu ernst. Nagelsmanns Fokus liegt komplett auf der Heim-EM. Und im Erfolgsfall schließt er eine Fortsetzung des Engagements nicht aus. „Mein Wunsch ist es, dass die gemeinsame Arbeit Vertrauen weckt, nicht die Dauer meines Arbeitspapiers.“