Neuenmarkt Das musikalische Ausrufezeichen zur Predigt

Werner Reißaus
  Foto: Werner Reißaus

„Musizieren zum Lobe Gottes und den Menschen zur Freude“, das ist die Kernaufgabe eines Posaunenchores. Und diese Aufgabe erfüllt der Neuenmarkter Posaunenchor nun schon seit genau 60 Jahren.

 
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Der runde Geburtstag wurde im Zuge eines Gottesdienstes und einer beeindruckenden Dialogpredigt zwischen Pfarrer Stefan Schleicher und dem Neuenmarkter Prädikanten Hermann Weiß gebührend gefeiert, der auch selbst im Jubelchor aktiv mitwirkte. Aus gesundheitlichen Gründen konnte dem Gottesdienst der langjährige Leiter des Posaunenchores Neuenmarkt, der frühere Rektor der Grund- und Hauptschule, Erich Reuther, leider nicht teilnehmen, ebenso das Gründungsmitglied Jürgen Oley. Begrüßt wurde dagegen Gründungsmitglied Werner Rothe.

Pfarrer Stefan Schleicher verwies darauf, dass seit 60 Jahren in der Neuenmarkter Christuskirche regelmäßig mit Trompeten, Posaunen und Hörnern musiziert wird: „Aber die Instrumente sind ja eigentlich viel älter. Sie werden sogar schon in der Bibel erwähnt: Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König!“

Hermann Weiß pflichtete der Feststellung zwar bei, aber man dürfe sich die Posaunen und Trompeten nicht so vorstellen wie die heutigen Instrumente sind: „Bei den biblischen Posaunen handelt es sich um das Tierhorn von Schafs- beziehungsweise Ziegenböcken oder auch Rindern. In dessen kleine Öffnung blies man hinein, konnte aber damit zumeist nur einen Ton erzeugen. Dieses Horn wurde im Krieg als militärisches Signalinstrument gebraucht und im Zivilen von den Wächtern zur Warnung vor Gefahren benutzt.“

Die Benutzung von Trompeten drückte damals sozusagen die öffentliche Ausrufung von Gottes Rechten in seinem Volk aus, sowohl in Richtung zum Volk, als auch in seiner Beziehung zu ihm. Hermann Weiß: „Deshalb begegnen uns auch immer wieder Posaunen- und Trompetenklänge in der Bibel. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte Gottes mit seinem Volk und seinen Menschen. Die Bibel erwähnt sogar einen „Tag des Posaunenschalls“. Gemeint ist das jüdische Neujahrsfest und Posaunenklänge sind schließlich auch das akustische Zeichen der Endzeit.

Angefangen hat die Posaunenchorarbeit in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Hermann Weiß dazu: „Dieser evangelischen Bewegung ging es darum, Menschen in und außerhalb der Kirchen zu erreichen und in ihnen einen lebendigen, von Herzen kommenden Glauben zu erwecken. Bei Zeltmissionen und Freiluftgottesdiensten hatten Posaunenchöre die Aufgabe, die Verkündigung des Wortes Gottes vor allem bei der Choralbegleitung zu verstärken. Sie waren das musikalische Ausrufezeichen zur Predigt, eben die mobilen „Allwetter-Orgeln“.

Auf diese Weise wurde in den evangelischen Gemeinden eine flächendeckende Verbreitung der Posaunenmusik erreicht. Heute gibt es im Evangelischer Posaunendienst in Deutschland bundesweit knapp 7000 Posaunenchöre mit rund 117 000 Bläserinnen und Bläsern. Diese Zahlen fand Pfarrer Stefan Schleicher beeindruckend: „Und jetzt verstehe ich auch, warum es Posaunenchöre fast nur in der evangelischen Kirche gibt. Die Katholiken kennen diese Tradition offenbar gar nicht.“

Wie Hermann Weiß dazu feststellte, engagieren sich in den katholisch geprägten Kommunen kirchlich dort eher die örtlichen Musikvereine. „Deshalb musizieren in den Posaunenchören ganz selbstverständlich auch Katholiken mit und wir sind froh, dass wir sie für uns begeistern konnten“, wie Hermann Weiß betonte, der seit fast 50 Jahren dem Posaunenchor Neuenmarkt aktiv angehört. Und weiter: „Mir macht es Spaß, gemeinsam mit anderen Menschen, die ganz unterschiedlich alt sind, zu musizieren, außerdem mag ich den Bläserklang. “

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