Neue Dauerleihgabe In Creußen gibt es Krüge, so weit das Auge reicht

Dank der Dauerleihgabe von Andreas Neuner können sich die Krüge-Begeisterten im kommenden Jahr auf eine Sonderausstellung im Krügemuseum in Creußen freuen.

 
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„Es ist ein Weihnachtsgeschenk“, sagt Marianne Abel, Leiterin des Creußner Krügemuseums, über die Dauerleihgabe von Andreas Neuner. Er war eigens nach Creußen angereist, um die Sammlung seines Vaters dem Museum zu übergeben.

Der Krügesammler starb vor gut zwei Jahren. Einer seiner letzten Wünsche war es, dass seine Exponate in Museen, so auch in Creußen, ausgestellt werden. „Sein Sammelgebiet war zweifach. Einerseits Fayencen, das ist eine Art Keramik, mit der man versucht hat, Porzellan nachzuahmen“, berichtet Andreas Neuner über die Leidenschaft seines Vaters. „Sowie Steinzeug. Und da war Creußen einer der wichtigsten Bereiche.“ Warum? Weil Creußen der einzige Ort ist, in dem im Bereich Süddeutschland Krüge hergestellt wurden.

In die Wiege sei es ihm nicht gelegt worden. Ursprünglich kam sein Vater aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, auf dem Hühner gezüchtet wurden. „Er hat quasi Eier produzieren lassen. Seine Mitarbeiterinnen waren die Hühner“, witzelt der Sohn. Aus einer Laune heraus fing er in den Siebzigern an, einfache Bierkrüge zu sammeln. Erst allmählich entwickelte sich die Leidenschaft für ältere, historische Gefäße. Es wurden mehr und mehr und als der Platz etwas knapp wurde, verkaufte Neuner Senior die einfacheren Krüge und konzentrierte sich auf die wertvolleren Dinge – aus dem 17. sowie 18. Jahrhundert.

„Er hat überall geguckt. Auf Floh- sowie Antikmärkten, Messen oder eben Auktionen. Zu einigen kann ich Einzelgeschichten erzählen.“ Über die Jahre stieg auch bei Andreas Neuner das Interesse an den Krügen. Als junger Bursche gab es Zeiten, in denen er und seine Schwester nicht in die Nähe der teuren Sammlung ihres Vaters kommen durften. „Die richtig wertvollen Sachen hat er erst erworben, da war ich schon älter.“ So wuchs er mit dem Wissen zu den einzelnen Gefäßen auf. „Ich kann zum Beispiel sagen, wenn wir den einen aus Versehen fallen lassen, dann weine ich nicht. Aber, wenn wir wiederum den daneben fallen lassen, dann fließen tatsächlich bei mir die Tränen.“

Aus den Krügen wurde nicht getrunken

Die Krüge blieben natürlich unbenutzt. Daraus getrunken wurde nie. Selbst in der Vergangenheit nicht, da diese dafür nie vorgesehen waren. Sie wurden gepflegt und sind von Generation zu Generation weitervererbt worden. „Früher gab es dann Aufträge. Dann wurde sich so ein Krug gewünscht und oftmals mit Namen versehen.“ Ein Exponat zeige zum Beispiel die Familie von Wolfgang Ackermann im Jahre 1646. Darunter auch die Töchter, die vor den Eltern verstarben. Sie wurden mit einem roten Kreuz in der Hand auf dem Krug sowie namentlich verewigt. „Das sind natürlich Besonderheiten und das war nicht unbedingt üblich“, bekräftigt Marianne Abel. „Es ist einmalig. Das konnte sich nicht jeder leisten. Das waren hochwertige Geschenke im gehobenen Bürgertum sowie im Adel.“ Zum Vergleich mit der heutigen Zeit nennt Neuner Uhren. Es seien Dinge gewesen, die man sich nicht ständig leistete, aber eben eine Bedeutung hatten und deren Wert über die Jahre natürlich stieg.

Vor knapp zehn Jahren machte Marianne Abel das erste Mal Bekanntschaft mit Helmut Neuner. Damals besuchte sie ihn ebenfalls zu Hause und war begeistert von seiner Sammlung. „Ich hab ihm versprochen, wir kommen wieder zusammen und ich hole hier mal Krüge“, erinnert sich Abel. „Das hat dann auch zur Sonderausstellung zum Lutherjahr geklappt.“ Mit den verschiedensten Museen habe Neuner Dauer-Leihverträge abgeschlossen. Ungefähr 90 Prozent der Sammlung wurden übergeben. Der Rest bliebe vorerst in der Hand der Familie. Insgesamt 320 Objekte sammelte Helmut Neuner in seiner Lebenszeit – 57 erhielt nun das Krügemuseum, wovon 20 ursprünglich sogar aus Creußen stammen.

Für 15 Jahre im Museum

„Mein Vater wollte immer, dass die Öffentlichkeit das sehen kann. Mir ist es sehr recht, dass es jetzt 15 Jahre in guter Hand ist und dann mach ich mir erst als Rentner wieder darüber Gedanken, ob ich weiter sammle oder ob die Krüge verkauft werden“, sagt Andreas Neuner über die Zukunft der Krüge. „Die wären was fürs Museum. Ich hab dem Bürgermeister gesagt, die Stadt Creußen könnte ja bis dahin etwas sparen“, witzelt Abel daraufhin. Indessen werde alles für die Ausstellung vorbereitet. Wenn die Saison im April beziehungsweise Mai wieder losgeht, dann sei alles vorbereitet. „Dann schaue ich auch vorbei, wenn es die Zeit zulässt“, verspricht der Eigentümer Andreas Neuner.

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