Netzbetreiber lässt sich vom Streit um Stromtrassen nicht beunruhigen Tennet schafft 130 neue Jobs in Bayreuth

Von Moritz Kircher
Tennet treibt den Stromnetzausbau voran. In den kommenden zehn Jahren will der Bayreuther Übertragungsnetzbetreiber 14 Milliarden Euro investieren. Foto: dpa Foto: red

Der Streit um die Stromautobahnen quer durch Deutschland scheint dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet TSO kaum Kopfzerbrechen zu bereiten. Das Unternehmen will seine Standorte in Bayreuth konzentrieren und 130 neue Stellen schaffen. Derweil geht das politische Gezerre um die großen Nord-Süd-Gleichstromtrassen weiter.

 
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Rund 100 Tage ist der neue geschäftsführende Vorstand Urban Keussen nun im Amt. Und für den Wirtschaftsstandort Bayreuth kann er gleich gute Nachrichten verbreiten. 130 neue Stellen will Tennet in den kommenden beiden Jahren am hiesigen Standort schaffen. Dazu kommen 110 Mitarbeiter, die von der Zweigstelle in Bamberg nach Bayreuth wechseln sollen. Die Belegschaft in der Bernecker Straße wächst damit bis 2017 auf rund 800 Leute. Es ist nicht das erste mal, dass Tennet in Bayreuth Stellen aufbaut. Die Zahl der Mitarbeiter habe sich „in den letzten drei Jahren fast verdoppelt“, sagt Keussen.

Tennet-Höchstspannungsnetz umfasst rund 21.000 Kilometer Leitungen

Um die neuen Leute alle am Standort in der Bernecker Straße unterzubringen, plant Tennet einen Ausbau der Gebäude. Keussen sagt: „Wir haben gerade vor kurzem den Standort von Eon gekauft.“ Tennet TSO ist das deutsche Tochterunternehmen des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet. Zwischen Flensburg im Norden und Berchtesgaden im Süden ist das Unternehmen auf rund 40 Prozent der Fläche Deutschlands zuständig für ein Höchstspannungsnetz mit etwa 21.000 Kilometern länge.

Tennet TSO ist zuständig für den Bau der Südlink-Leitung. Die rund 800 Kilometer lange Gleichstromverbindung von Wilster bei Hamburg zum bayerischen Kernkraftwerksstandort Grafenrheinfeld soll 2022 fertig werden. Ein Milliarden-Euro-Projekt. „Wir haben gewaltige Investitionen vor der Brust“, sagt Keussen.

Am Startpunkt von Südlink massiver Ausbau der Windenergie

Auch entlang der Südlink-Trasse gibt es mittlerweile Proteste von Bürgerinitiativen. Wenngleich sie lange nicht so heftig ausfallen, wie bei der Gleichstrompassage Südost. Denn Südlink steht auch bei Kritikern der Gleichstromtrassen nicht im Ruf, vorwiegend dem Transport von Braunkohlestrom zu dienen. Beim Startpunkt der Leitung in Norddeutschland wird die Windenergie massiv ausgebaut.

Nicht zuletzt deshalb äußert sich auch die bayerische Staatsregierung lange nicht so kritisch über Südlink wie über die Gleichstrompassage von Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) zum Kernkraftwerksstandort Gundremmingen. Erst in dieser Woche war die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner mit der Aussage vorgeprescht, es werde nur eine Gleichstromleitung nach Bayern gebraucht. Es war klar, dass sie damit auf die Verzichtbarkeit der Gleichstrompassage anspielte. Mittlerweile verweist sie aber offiziell wieder auf das Ende des Energiedialogs in München am 2. Februar. Dann will die Staatsregierung Ergebnisse vorlegen und auf Bundesebene wieder in die Verhandlungen um den Netzausbau eintreten.

Tennet machte 2013 einen Gewinn von 429 Millionen Euro

Die Gegner der Süd-Ost-Gleichstromtrasse wittern indes Morgenluft. Der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen die Gleichstrompassage, klopft Aigner in einem offenen Brief umgehend auf die Schulter und fordert die Ministerin auf: „Jetzt heißt es: Kurs halten, auch wenn die See rauer wird.“ Die Trassengegner stünden geschlossen hinter der Staatsregierung.

Bei Tennet TSO scheint der Streit um die Trassen niemanden aus der Ruhe zu bringen. Von 2011 bis 2013 hat das Unternehmen rund vier Milliarden Euro in den Netzausbau in Deutschland investiert. In den kommenden zehn Jahren sollen noch einmal bis zu 14 Milliarden Euro dazu kommen. In Deutschland und den Niederlanden machte Tennet 2013 rund 429 Millionen Euro Gewinn. „Wir stehen wirtschaftlich stabil da“, sagt Urban Keussen.

Tennet-Chef Keussen im Interview: Warum er den Ausbau des Stromnetzes für unabdingbar hält.

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