Wie verändert sich jetzt das Spielsystem der Mannschaft?
Kroos wird spielen. Nicht nur bei den März-Tests in Frankreich und gegen die Niederlande, sondern auch beim Heim-Turnier. Das ist klar. Sich selbst via Instagram das Turnier-Ticket auszustellen, das hat es in der deutschen Turniergeschichte so noch nicht gegeben.
Ein Platz in der Zentrale ist damit also belegt - und die große Frage ist, wer spielt neben Kroos? Vielleicht baut Nagelsmann auf einen echten Abräumer auf der Sechs wie Leverkusens Robert Andrich. Joshua Kimmich? Wird sehr sicher nach hinten rechts versetzt. Ilkay Gündogan? Den Kapitän sieht Nagelsmann offenbar weiter vorn - das könnte dann zulasten von Jamal Musiala oder Florian Wirtz gehen. Sollen dennoch beide Jungstars spielen, wäre eventuell für Leroy Sané oder Kai Havertz kein Platz mehr - eine Kettenreaktion setzt sich in Gang. Routinier Thomas Müller oder Leon Goretzka könnten sogar als Härtefälle ganz aus dem Aufgebot fliegen.
Wichtig ist Nagelsmann die Stabilität. Nicht ohne Grund hatte Antonio Rüdiger die Rückkehr seines Real-Kollegen Kroos als Erster öffentlich propagiert. Als Innenverteidiger musste er zuletzt viel zu oft hinterherlaufen, wenn weiter vorn Lücken klafften. Deutschland wird mit Kroos langsamer und kontrollierter spielen.
Welche Auswirkung hat das Comeback auf die Team-Hierarchie?
Die "Generation Kimmich", jener einst verheißungsvolle und zuletzt besonders kritisch beäugte Jahrgang 1995/96, hat seinen Führungsanspruch endgültig eingebüßt. Nagelsmann baut auf das Prinzip 30+. Neben Kroos (34) sind auch Manuel Neuer (37) und Mats Hummels (35) reaktivierte Fix-Größen. Gündogan (33) und Niclas Füllkrug (31) sind auch schon im gleichen Lebensjahrzehnt wie Nagelsmann (36) selbst. Das könnte manchem ehrgeizigen Spieler aus dem Mittelbau nicht passen. Kroos galt zudem schon immer als Eigenbrötler, der verbal auch piesacken kann. Als große Integrationsfigur taugt er eher nicht. Dieses Wagnis nimmt Nagelsmann mit zur EM.